FRIEDRICHSHAFEN

 

Regionale Solidarität ist gefragt

 

Friedrichshafen -  Eine Lösung für das B 31-Nadelöhr von Hagnau wird es nur geben, wenn sich die Region zusammenrauft, um eine Trasse für diese Straße zu finden. Dieser Ansicht ist SÜDKURIER-Redakteur Manfred Dieterle-Jöchle.

Überraschend staatstragend war die Rede des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann zum symbolischen Spatenstich für die West-Umgehung der B 31 für Friedrichshafen. Er erinnerte nicht nur an seine Amtsvorgängerin Tanja Gönner (CDU) und deren Vorgänger Ulrich Müller (CDU), sondern rief auch den Besuch der Häfler Delegation im Stuttgarter Ministerium wach, bei der im Jahr 2011 gut 15 000 Unterschriften für den Bau der Umgehung übergeben wurden. In der Tat haben sehr viele Akteure dazu beigetragen, dass die Straße nun gebaut werden kann. Hermann machte in Friedrichshafen auch klar, dass die B 31 trotz der Westumgehung zwischen Friedrichshafen und Immenstaad ein Stückwerk bleibt, denn der Ausbau in Überlingen steht noch genauso auf der Agenda wie eine dringend nötige Planung für das Nadelöhr Hagnau. An der Aussage, dass der Ausbau der B 31 bei Überlingen auch in Berlin im aktuellen Aufgaben-Paket steht, muss sich die CSU-Staatssekretärin Dorothee Bär nun messen lassen. Wegen der 2016 anstehenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg ist davon auszugehen, dass es aus Berlin wohl die nötigen Finanzzusagen geben wird. So können dann Grün und Schwarz bei den Wählern im Bodenseekreis punkten. In diesem Fall ist das auch gerecht, denn Hermann hat in seiner Landesliste Überlingen gleich hinter Friedrichshafen gesetzt. Und wenn jetzt der Bund die Mittel für die Friedrichshafener Umgehung freigibt und damit dieser Liste folgt, dann muss er logischerweise auch die nötigen Gelder für Überlingen freigeben.

 

Bleibt auf der Linie der B 31 noch das Nadelöhr Hagnau: Sollte es zeitnah, sprich in gut zehn Jahren, dafür eine Lösung geben, dann ist es nötig, dass es in der Region den klaren Willen für eine gemeinsam getragene Lösung gibt. Klar ist, dass nur eine Straße durchsetzbar sein wird, deren Nachteile von allen Betroffenen mit getragen werden. Und dazu müssen diese mit einem offenen Prozess einverstanden sein, der sich am so genannten Planungsfall 7.5 orientiert. Dieser sieht einen geeigneten Korridor für eine B-31-Umgehung für das Winzerdorf vor. Klar dagegen ausgesprochen haben sich in der Vergangenheit vor allem die Meersburger und die Bewohner des Markdorfer Ortsteil Ittendorf. Diese Bedenken gilt es ernst zu nehmen, aber auch in einen konstruktiven Prozess einzubetten. Denn das Floriansprinzip hilft hier nicht weiter. Eine Blockadehaltung gegen eine B-31-Trasse auf der Linie 7.5 verhindert auf lange Sicht eine dringend nötige Lösung für Hagnau. Sehr hilfreich ist, dass Landrat Lothar Wölfle sich bereits bemüht, alle betroffenen Gruppen an einen Tisch zu bekommen. Denn nur im Dialog kann es eine Verständigung auf Kompromisse geben, die unumgänglich sein werden. Dass es offenbar gelungen ist, das Mediationsverfahren für die Umgehungsstraße für Kluftern auf einen guten Weg zu bringen, lässt hoffen, dass ein solcher Weg auch für eine Entlastungsstraße für das Winzerdorf Hagnau möglich ist. Denn gegenseitige Schuldzuweisungen und kommunalpolitisches Gezänk werden nur zur Folge haben, dass alle weiter im Stau vor Hagnau stehen. Bei den Gesprächen ist es wichtig, auch die Proteste ernst zu nehmen und Gegner nicht vor den Kopf zu stoßen. Das kann nur gelingen, wenn es eine Bereitschaft zur regionalen Solidarität gibt.