Bürger diskutieren nach Spatenstich der B31-neu im Festzelt

 

Friedrichshafen -  Auch nach dem symbolischen Akt des Spatenstichs verweilten viele der Besucher auf dem Gelände der künftigen B-31-Trasse. Die Menschen ergriffen den Anlass, um ihre Geschichte zu der Umgehungsstraße zu erzählen.

Direkt im Anschluss an den offiziellen Teil des Spatenstichs strömten die rund 450 Besucher in das für das Bürgerfest bereitstehende 30 Meter lange Zelt. Begleitet von einem Konzertmarsch des Musikvereins Jettenhausen und gelockt von dem weihnachtlichen Zimtgeruch des dampfenden Glühweins, nahmen viele die Einladung der Stadt Friedrichshafen an.

Im Zelt herrschte reger Betrieb, so- dass auf den aufgestellten Bierbänken kaum mehr ein Platz zu bekommen war. Die Menschen nutzten die Gelegenheit zum Austausch. Nahmen den historischen Tag zum Anlass, über ihr Leben und ihre bewegte Geschichte rund um das jahrzehntealte Projekt „Umgehungsstraße“ zu erzählen. Jeder hat schließlich etwas zu erzählen. Wie sollte es auch anders sein nach der langen Zeit?

Da sitzen dann auch Renate und Hans-Bernd Graupner aus Friedrichshafen in den Reihen der Gäste. „Für uns ist das heute ein schöner Tag“, sagen beide, denn ihnen machte der Verkehr der bestehenden B 31 zu schaffen. „Wir wohnen in der Albrechtstraße, in der Nähe des Landratsamtes, wir hatten besonders unter dem Schwerlastverkehr zu leiden“, erzählt Renate Graupner. Seit rund zehn Jahren wohnt das Paar nun wieder am Bodensee. Zwischenzeitlich lebten die Graupners für fast 30 Jahre in Nordrhein-Westfalen. „Für uns ist die Umgehungsstraße eine enorme Entlastung, wir hatten immer gehofft, sie kommt schnell“, sagen beide übereinstimmend.

 

Ein bisschen länger hätten Helga und Wolfgang Tautenhahn aus Waggershausen auf die Umsetzung warten können. „Für uns ist die jetzige Verkehrssituation schon eine Belastung und später bekommen wir es doppelt ab“, sagt Wolfgang Tautenhahn. Eine Verlängerung der Autobahn 98 hätte Wolfgang Tautenhahn für sinnvoller gehalten. Die B 31 neu bezeichnet er dabei als Stückwerk. Beide haben sich in der Initiative „Pro Kluftern“ engagiert. Trotzdem sind sie sich einig, dass man nicht egoistisch sein sollte, schließlich seien sie auch Autofahrer und damit nicht generell gegen Straßen. „Wenn ich meine Ruhe will, muss ich künftig wohl in die Wohnung gehen, nicht mehr in den Garten“, sagt Ehemann Wolfgang. Und Helga Tautenhahn will so recht noch gar nicht an die neue Situation denken.

Den Musiker Rainer Cilek freut die Umsetzung des Projekts. Er bleibt aber kritisch: „Man hätte das damals schon machen müssen.“ Außerdem sei die Planung Stückwerk und hinterlasse eine Lücke bei Überlingen und Hagnau. Er erinnert sich daran, dass seine Kapelle, der Musikverein Jettenhausen, schon bei der Eröffnung des Riedleparktunnels gespielt hat. Aus diesem Grund freut es ihn, auch beim Spatenstich zwischen Heiseloch und Sparbruck dabei zu sein: „Wir sind ja quasi von hier“, sagt er zum Ort des Spatenstichs.

 

Zwei Damen aus Waggershausen, die namentlich nicht genannt werden wollen, waren skeptisch, was die Umsetzung des Baus der Straße angeht. „Ich habe nicht geglaubt, dass wir das noch erleben werden“, sagt die 72-Jährige, die auch ein Grundstück für die geplante Trasse verkauft hat. Und ihre Nebensitzerin fügt hinzu: „Mal sehen, ob wir noch drauf fahren können.“ 50 Jahre lang haben die beiden Damen jeden Zeitungsbericht zur Diskussion um den Bau der Straße gesammelt, wie sie erzählen.