Friedrichshafen -
Straßenkampf-Aktivist Rolf Schilpp erinnert sich an
fast 25 Jahre Streitens für den Weiterbau der Umfahrung und erzählt vom
Demo-Sonderzug in den 1970er Jahren und der Gründung des Bündnisses Pro B 31,
dessen Sprecher er ist.
Vier Aktenordner dick ist die B-31-Geschichte für Rolf Schilpp. Zwischen den Deckeln klemmen Protokolle, Notizen,
Briefe und Beschlüsse, die er in 25 Jahren gesammelt hat. Der Sprecher des
Bündnisses Pro B 31 ist der Stadtpolitiker in Friedrichshafen, der am längsten
und hartnäckigsten für den Weiterbau der Umfahrung gestritten hat. Dass am
Montag der Spatenstich erfolgt, ist für den 76-Jährigen der wohl größte Erfolg
seiner politischen Karriere.
Als er
1971 erstmals und für die SPD in den Häfler
Gemeinderat gewählt wurde, war der Bau der Bodensee-Autobahn noch im Gespräch.
Die Genossen drängten damals am meisten, erinnert sich Schilpp,
dass nach dem Aus für die A-98-Pläne die Umfahrung vom Häfler
Klärwerk bis nach Immenstaad-Ost in Angriff genommen
wird. „Aber alle Rufe gen Stuttgart verhallten“, erinnert er sich. Deshalb
brachte der SPD-Kreisverband in den 1970er Jahren auch die erste Straßen-Demo
hin. Ein Sonderzug mit 600 Menschen fuhr an einem „langen Samstag“ nach
Stuttgart, um dem Verkehrsminister Dampf zu machen. Dass sich nur ein
„Häufchen“ von 200 Leuten auf dem kleinen Schlossplatz einfand, lag schlicht
daran, dass 400 Leute lieber bummeln gingen…
„Das
Spielchen zwischen Bund und Land ging damals schon los“, erzählt Rolf Schilpp. Baden-Württemberg wollte die B-31-Umfahrung nicht
planen, weil Bonn ja das Geld nicht gebe. Schilpp war
einer jener Haudegen, die damals ein Treffen mit dem Verkehrs-Staatssekretär
Ernst Haar in Bonn arrangierte, um die Mittel für den Straßenbau loszueisen.
Mit Erfolg: Per Anweisung an Stuttgart, so Schilpp,
flossen 18 Millionen D-Mark für den ersten Teilabschnitt zwischen Klärwerk und Aistegstraße. Bis 1991 war auch die Umfahrung bis zur Colsmannstraße gebaut. Weiter ging es nicht, weil das
Verwaltungsgericht den Planfeststellungsbeschluss für die Trasse bis Immenstaad kassiert hatte.
Bis
2002, berichtet Rolf Schilpp, herrschte quasi
Stillstand an der B-31-Front. „Das Regierungspräsidium in Tübingen plante die
neue Trasse im Schneckentempo“, erzählt er rückblickend. Das neue Planwerk lag
erst 2008 vor, und es dauerte noch drei Jahre, bis es rechtsverbindlich wurde.
Dazwischen, sagt der heutige CDU-Abgeordnete, der nach dem SPD-Rausschmiss
zwischenzeitlich „Die Unabhängigen“ (DU) gegründet hatte und für diese Gruppe
im Gemeinderat saß, dazwischen „war es leider so, dass Friedrichshafen in
Stuttgart wenig Resonanz mit seinen Wünschen in Sachen B 31 fand“. So entstand
auf Schilpps Einladung an die Fraktionskollegen 2006
das Bündnis Pro B 31, das CDU, Freie Wähler, SPD und DU gemeinsam bildeten, um
sich fortan für den Weiterbau der Straße ins Zeug zu legen. Dem 2009 gewählten
Oberbürgermeister Brand hält Schilpp zugute, dass er
sich „von Anfang an der Straße gewidmet, sie zur Chefsache gemacht hat“ – im
Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern. Jetzt war sich die Politik vor Ort, in
der Region einig und aktivierte die Kontakte und Netzwerke an maßgeblichen
Schaltstellen der Politik. „Das war ganz wichtig“, befindet Schilpp.
Genauso wie die Hartnäckigkeit, mit der Friedrichshafen am Ball geblieben sei.
„Steter Tropfen höhlt eben doch den Stein“, sagt er lächelnd.
Und
jetzt? „Wir machen weiter“, sagt Rolf Schilpp und
meint nicht nur das Bündnis Pro B 31, das einstimmig beschlossen habe, sich
nicht aufzulösen. Man hat ein neues Ziel. „Wir werden darauf drängen, dass die
Umfahrung schnellstmöglich fertig wird“, sagt er. Ende 2018 sei absolut
realistisch. Dann feiert Rolf Schilpp seinen 80.
Geburtstag, an dem er sich spätestens aus der Politik zurückziehen will. Es
wäre die Krönung seiner Ratszeit, noch als
Stadtpolitiker über die Straße zu fahren, für die er fast 40 Jahre mit gekämpft
habe.