Geharnischter Brief nach Stuttgart

 

Bermatingen – 

 

 Bermatingens Bürgermeister Martin Rupp schreibt an Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). An den Aussagen aus dem Ministerium zu den Ortsumfahrungen Salem-Neufrach und Bermatingen äußert er harte Kritik.

 

Bermatingens Bürgermeister Martin Rupp ist erzürnt. Die de-facto-Absage des Landesverkehrsministeriums an die Südumfahrung Neufrach (wir berichteten gestern), die auch die damit verknüpfte Ortsumfahrung Bermatingen wieder auf die Kippe stellt, hat Rupp gestern veranlasst, einen deutlich formulierten Brief an Minister Winfried Hermann (Grüne) zu schreiben. Rupp bezieht sich auf die Berichterstattung des SÜDKURIER („Brief zu Südumfahrung sorgt für Ärger“), in der sich bereits Salems Bürgermeister Manfred Härle vehement gegen die Aussage von Staatssekretärin Gisela Splett (Grüne) gewandt hatte, die Mittel im Impulsprogramm seien ausgeschöpft und daher keine Freigabe des Planfeststellungsverfahrens für die Neufracher Umgehung möglich.

 

Rupp weist Hermann darauf hin, dass sich die Ortsumfahrung Bermatingen L 205 neu bereits seit 2009 im Planfeststellungsverfahren befinde. Trotz des umfangreichen Verfahrens mit über 700 Einwendungen und daraus resultierenden Ämderungen „schwindet bei vielen Bürgerinnen und Bürgern das Verständnis für eine so lange Verfahrensdauer“. Die Nachricht, dass für die Umfahrung Neufrach das Planfeststellungsverfahren nicht eröffnet werden soll, habe Bürger und politisch Verantwortliche in Salem und Bermatingen „schockiert“, schreibt Rupp. Denn an deren Finanzierung durch das Impulsprogramm hänge auch die Umfahrung Bermatingen.

 

Rupp sieht die Bremser im Ministerium in Stuttgart. Denn, so schreibt er an Hermann, aus Gesprächen mit Vertretern des Regierungspräsidiums (RP) wisse er, „dass seit Monaten eine Mittelfreigabe für weitere Gutachten und Untersuchungen zu unserer Ortsumfahrung aus Ihrem Haus aussteht“.

 

Aus seiner Verärgerung macht der Bürgermeister keinen Hehl: „Ich möchte abermals betonen, dass es für die Bermatinger Bürgerinnen und Bürger eine Riesenenttäuschung – um nicht zu sagen ein Schlag ins Gesicht – wäre, wenn Ihr Ministerium letztlich entscheiden sollte, die Mittel nicht freizugeben und damit das Planfeststellungsverfahren faktisch zu stoppen.“ Mit einem Verweis auf bereits investierte Planungsmittel in siebenstelliger Höhe findet Rupp deutliche Worte: „So kann man meiner Ansicht nach nicht mit Steuergeldern umgehen.“

 

Die Notwendigkeit für die Umfahrung sei unbestritten, betont Rupp: „Auch Sie hatten das in Ihrem Schreiben vom 30.06.2011 (…) bestätigt“, erinnert er den Minister. Auch die Bermatinger hätten beim Bürgerentscheid in 2003 mit einer Zweidrittelmehrheit für die Umfahrung gestimmt. „Wir könnten und würden nicht akzeptieren“, schreibt Rupp, „wenn eine Zusage des Landes nun einfach nichts mehr wert sein und die 4. Maßnahme aus dem Impulsprogramm dem Spardiktat zum Opfer fallen sollte“.

 

Nun müsse sich das Land an seine Zusage halten und die Mittel notfalls anderweitig bereitstellen. Grundsätzlich, so Rupp, gehe es bei beiden Projekten nicht „nur“ um Bermatingen und Salem. Denn es müsse davon abgesehen „auch im Interesse des Landes sein, alle vier Regierungsbezirke gleich und gerecht zu behandeln und den ländlichen Raum nicht zu vernachlässigen“.

 

Konzilianter formuliert Rupp zum Schluss: „Ich möchte Sie daher in unser aller Interesse und im Interesse der Gerechtigkeit bitten, zumindest die notwendigen Planungsmittel für die Umfahrung Bermatingen bis zum Abschluss des Planfeststellungsverfahrens zur Verfügung zu stellen.“

 

Die Bürger würden einer Antwort und einer Stellungnahme des Ministers zum weiteren Fortgang in Sachen L 205 neu „mit großem Interesse“ entgegensehen