Friedrichshafen

Von der Straße auf die Schiene

Friedrichshafen -  "Runter von der Straße, rauf auf die Schiene", so lautete das Motto einer Diskussionsveranstaltung, zu der der Kreisverband der Partei Die Linke in Friedrichshafen geladen hatte. Die Referenten forderten unter anderem den Aufbau eines S-Bahn-Netzes.

Unter dem Motto „Runter von der Straße, rauf auf die Schiene“ hat der Kreisverband der Partei Die Linke zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema umweltgerechte Mobilität ins Graf-Zeppelin-Haus nach Friedrichshafen eingeladen. „Es geht nicht darum, ob wir pro Bahn oder pro Straße sind. Die Verkehrssituation entspricht nicht der Industrieregion Bodenseekreis“, schickte Roberto Salerno voraus, Mitglied im Kreistag für Die Linke. Zum Thema B 31-neu bezog er Position: „Die Bevölkerung wird ständig geblendet, als ob es im Bodenseekreis nichts Wichtigeres gäbe.“ Bundestagsabgeordnete Annette Groth, die kürzlich bei Oberbürgermeister Andreas Brand und allen Befürwortern der B 31-neu in die Schusslinie geraten war, nahm Salerno in Schutz. Sie habe nichts anderes getan als Zweifel geäußert, dass das notwendige Geld 2014 bewilligt werde.

Groth moderierte die Veranstaltung und nahm die weltweite Klimaerwärmung als Aufhänger: „Wir müssen unseren Lebensstil ändern.“ Verkehrspolitik habe viel mit Ressourcenverbrauch zu tun. Referentin Elli Miller von der Vereinigten Verkehrsinitiative Bodensee zeigte auf, dass sich allein zwischen dem etwa zehn Kilometer breiten Gebiet zwischen Markdorf und dem Bodensee vier Straßen befinden beziehungsweise geplant sind. „Der voraussichtliche Finanzbedarf für die Bündelungstrasse B30/31-neu und ergänzende Neubauprojekte liegt bei 712 Millionen Euro“, rechnete Miller vor. Noch wichtiger seien ihr die ökologischen Kosten. So entspreche die Fläche des zusätzlich verlärmten Gebiets etwa 16 000 Fußballfeldern. Deshalb sei eine der ersten Forderungen an den Landkreis, eine konkrete Planung zum Ausbau des Schienennetzes vorzulegen.

 

Auch Uwe Hiksch vom Vorstand der Naturfreunde Deutschland vertrat den Standpunkt Straßenausbau vor Neubau, einen von zwölf Punkten der Bundesverkehrswegeplanung. „Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten.“ Ein weiterer Punkt der Verkehrswegeplanung ziele darauf ab, dass Aus- und Neubau streng am Bedarf orientiert sein müssten. „Das werden nur Autobahnen und autobahnähnliche Straßen sein.“ Im aktuellen Bundeshaushalt sei jedenfalls kein Geld für die B 31-neu vorgesehen, ließ Hiksch wissen, der von 1994 bis 2002 selbst Bundestagsabgeordneter war und nun für Annette Groth arbeitet.

Der Schweizer Paul Stopper von der Initiative Bodensee-S-Bahn stellte sein Ziel vor: einen einheitlichen Verkehrsverbund Bodensee mit Zügen im Halbstundentakt, möglichst ohne Umsteigen. „Wir brauchen eine gemeinsame grenzüberschreitende Lösung“, forderte Stopper, der auch für eine durchgehend doppelspurigen Bahnlinie plädiert. Er betonte, wie wichtig Visionen seien. So habe vor 30 Jahren auch niemand gedacht, dass es einmal eine Verbindung von Friedrichshafen über den See bis nach Zürich geben könnte.