Gemeinderat stimmt Entwurf des Lärmaktionsplanes zu

Markdorf -  Der Gemeinderat stimmte am Dienstagabend dem Entwurf des Lärmaktionsplanes zu. Die Mehrheit folgt den sehr weitgehenden Tempo-Vorschlägen der Verwaltung: Größtmögliches Tempo 30 ist nun die Basis für die Verhandlungen mit dem Landratsamt.

Nach zwei Stunden steht das Ergebnis fest: Mehrheitlich stimmt der Gemeinderat gestern Abend für den Verwaltungsvorschlag des Lärmaktionsplan-Entwurfes. Sechs Gegenstimmen gibt es (Dietmar Bitzenhofer, Jens Neumann, Sandra Steffelin, Martina Koners-Kannegießer, Erich Wild und Alfons Viellieber) und zwei Enthaltungen (Susanne Sträßle und Roland Hepting). Im Gespräch mit dem SÜDKURIER weisen Koners-Kannegießer und Steffelin darauf hin, dass sie nicht gegen den Lärmaktionsplan-Entwurf gestimmt hätten. Sie seien nur gegen Tempo 30 auf der B 33 innerorts tags und nachts. Auch Bitzenhofer hätte sich stattdessen die Alternative Tempo 50 tags und Tempo 30 nachts gewünscht. Denn das war der Knackpunkt bei der Abstimmung: Lang und intensiv wurde nur über die Tempofragen diskutiert. Über die geplanten drei Lärmschutzwände (Mozartstraße/Mühlöschle, Am Bildbach und Brühlstraße) und über den Flüsterasphalt bei nötiger Belagssanierung waren sich alle einig.

 

Planer Wolfgang Wahl hatte bereits zu Beginn den anderen Knackpunkt bei der Debatte um den Entwurf aufgezeigt: Die unterschiedlichen Ansichten von Stadt und Landratsamt. „Das, was Sie heute beschließen, ist nicht eins zu eins umzusetzen, da ist kooperatives Verhalten notwendig“, gab er zu bedenken. Darauf Riedmann zu den Räten: „Aber Sie können davon ausgehen, dass wir das Ergebnis von heute Abend intensiv mit dem Landratsamt diskutieren werden.“ Beschlossen wurde nun für den Entwurf die Maximalforderung der Tempolimits aus der Verwaltungsvorlage (siehe Grafik).

In der Debatte zuvor gab es eine große Bandbreite der Meinungen. CDU-Chef Viellieber kritisierte dabei den Entwurf mit überaus deutlichen Worten. „Mit überall Tempo 30 kommen wir nicht weiter“, sagte er. Markdorf sei eine Wirtschaftsregion mit Tourismus: „Nur rückwärts geht es nicht.“ Die CDU werde dem Verwaltungsvorschlag folgen, wolle aber überall, wo Tempo 30 geplant sei, Tempo 40 und dies nur nachts. Freie-Wähler-Chef Bitzenhofer bezweifelte die Ergebnisse der Gutachter: Er habe eine Dokumentation im Fernsehen gesehen, in der Tempo-30-Lasterverkehr als lauter gemessen worden sei als Tempo-50-Verkehr. Diese Aussage wies Wahl kategorisch als unzutreffend zurück. Bitzenhofer blieb dabei: Selbst eine Lärmminderung um 3 dB sei nur „Balsam für die Seele der Betroffenen, aber die Werte bleiben dadurch immer noch gesundheitsgefährdend.“ Flüsterasphalt und Lärmschutzwände hätten die größte Wirkung.

Dem widersprach SPD-Sprecher Uwe Achilles: „Es ist schon ein Unterschied, ob ein Lkw mit 70 oder 50 oder gar nur mit 30 durchfährt.“ Tempo 30 sei richtig, müsse aber auch scharf kontrolliert werden. Dem stimmte Brigitta Ehinger für die UWG zu. „Wir sollten dann auch schnellstmöglich in die Tempokontrollen einsteigen“, forderte sie. Wie Achilles kritisierte auch sie, dass bis heute in der B-33-Ortsdurchfahrt nachts nicht kontrolliert werde.

Für wertvolle Aufklärung sorgte wiederum Michael Bussek, Leiter des Rechts- und Ordnungsamtes im Landratsamt, der von der Verwaltung eingeladen worden war. Klar sei, dass man in Markdorf ein „Lärmproblem“ habe. Für sein Amt gehe es darum, die „Bedürfnisse der Bürger gegenüber der Funktion der Bundesstraße abzuwägen“. Er betonte, dass das Landratsamt „keineswegs eine Verhinderungsbehörde“ sei. Doch grundsätzlich gelte für eine Bundesstraße außerorts Tempo 100 und innerorts 50. Seine Behörde werde nun im Einzelfall prüfen, wo ein Tempo 30 dennoch möglich wäre. „Das was geht, muss gehen. Aber es muss rechtlich machbar sein“, betonte Bussek.