Hoffnungsschimmer in Sachen B 31

15.11.2012

 

Sie alle hatten sich viel versprochen, von dem Termin, der gestern Vormittag im Landratsamt stattfand. Auf Einladung des FDP-Bundestagsabgeordneten Pascal Kober aus dem Wahlkreis Reutlingen, der enge Verbindungen zur FDP Bodenseekreis hat, war der Parlamentarische Staatssekretär Jan Mücke aus dem Verkehrsministerium gekommen, um mit politischen Köpfen aus dem Bodenseekreis über das Endlos-Straßenbau-Projekt B 31 zu diskutieren.

Wer gehofft hatte, von Mücke endlich eine Finanzierungszusage zu erhalten, wurde (wieder einmal) enttäuscht. Trotzdem gab der Termin, an dem Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand, Hagnaus Bürgermeister Simon Blümcke, FDP-Vorsitzender Hans-Peter Wetzel, Gaby Lamparsky, Dieter Stauber und Helmut Faden unter Leitung des Ersten Landesbeamten Joachim Kruschwitz teilnahmen, Grund zu wenigstens ein bisschen Hoffnung.

„Das Bundesverkehrsministerium und das Land Baden-Württemberg sind sich darüber einig, dass die B 31 auf der Prioritätenliste ganz oben steht. Dieses Projekt wird der nächste Neubau sein, der in Baden-Württemberg realisiert wird“, sagte Mücke gestern. Doch wann das sein werde, dazu konnte und wollte der Staatssekretär sich nicht äußern. Denn die Verkehrsprojekte in Baden-Württemberg sind chronisch unterfinanziert. Allein wegen Kostensteigerungen bei bereits begonnenen Projekten fehlen 257 Millionen Euro bis Ende 2014. „Derzeit ist nicht abzusehen, wann wieder Mittel für neue Projekte fließen werden“, stellte Mücke klar.

Leidenschaftlich hatten zuvor sowohl Kruschwitz, als auch OB Brand und Bürgermeister Blümcke um ein Einsehen Berlins gebeten. „Wir wurden hier 40 Jahre lang enttäuscht, verraten und vertröstet“, sagte etwa Brand und fügte hinzu: „Es wurden 100 Millionen Euro Bundesmittel zusätzlich für Baden-Württemberg freigegeben. Was kann so schwer daran sein, dieses Geld für die B 31 einzusetzen?“ Simon Blümcke, Bürgermeister des leidgeprüften Städtchens Hagnau, warnte vor einer steigenden Politikverdrossenheit der Menschen, die hier leben.

„Es ist kaum noch irgendeinem Bürger zu erklären, warum es mit dem Straßenbau nicht voran geht“, sagte er und brachte gleich noch die Pkw-Maut ins Spiel, die endlich das fehlende Geld in die Kassen von Bund und Ländern spülen könnte. Joachim Kruschwitz wies darauf hin, dass der Bodenseekreis Boomregion sei und es nicht sein könne, „dass wir hier seit den 60er Jahren in Sachen Verkehr nicht weiterkommen.“

Staatssekretär Jan Mücke hörte sich alle Argumente ruhig an, was ihn jedoch nicht dazu veranlasste, einen Zeitpunkt für einen etwaigen Baubeginn zu nennen. „Ich kann Ihnen nichts versprechen“, sagte er. Das Hauptproblem derzeit ist, dass sowohl die Landesregierung als auch der Bund zunächst die Straßenbauprojekte finanziert wissen wollen, die schon begonnen wurden. „In vielen Fällen kam es zu außerplanmäßigen Kostensteigerungen. Und daher ist jetzt eigentlich kein Geld mehr da, um neue Straßen zu bauen“, erklärte Mücke geduldig. Letzter Hoffnungsschimmer ist der Haushaltsausschuss des Bundestages, der letztendlich entscheiden wird, wofür die zusätzlichen 750 Millionen Euro ausgegeben werden, die in der letzten Koalitionsrunde vereinbart wurden. Von diesem Geld fließen 50 Millionen in den Schienenverkehr, 100 Millionen in den Ausbau der Wasserstraßen. Ob die restlichen 600 Millionen Euro für Neubauprojekte oder eben die Finanzierung von bereits begonnenen Straßen benutzt werden, ist also noch nicht endgültig klar. OB Brand und Bürgermeister Blümcke waren sich einig: „Wir werden nun alles tun, um den Haushaltsausschuss davon zu überzeugen, dass die B 31 endlich gebaut werden muss“, sagten beide unisono. Ob das gelingen wird, steht in den Sternen. Wann es einen ersten Spatenstich für das 7,1 Kilometer lange Teilstück der B 31 geben wird, wurde gestern auch nicht klarer. „Aber zumindest gibt es jetzt ein klares Einvernehmen zwischen Bund und Land hinsichtlich der Priorisierung“, freute sich Brand.

 

 

Kommentar: Warten auf Godot

15.11.2012

Von Kerstin Mommsen

 

Wie oft habe ich schon einen Kommentar zum Thema B 31 geschrieben? Wie oft haben wir alle gehofft, dass es nun endlich losgeht mit dem Teilabschnitt zwischen Friedrichshafen und Immenstaad?

Wie oft verfluchen die Autofahrer im Bodenseekreis die Politik, die die Mittel nicht zusammenbringt, um endlich die langersehnte Straße zu bauen? Resolutionen wurden geschrieben, Appelle an jeden nur erdenkbar Zuständigen verfasst, Aktionsgruppen gegründet, Postkarten verschickt. Und doch nützt alles nichts. Es ist ein bisschen wie das Warten auf Godot. Immer denkt man, gleich sei es so weit – doch dann passiert wieder nichts. Nun hat der Parlamentarische Staatssekretär sich zumindest einmal am Bodensee gezeigt und sich die vorgetragenen Argumente der Beteiligten angehört. Ob das am Ende hilft, die Entscheidungen zu beschleunigen, bleibt abzuwarten. Es fehlt einfach überall an Geld. Dabei sind 80 Millionen Euro ja eigentlich gar nicht so viel, wenn man bedenkt, wofür der Bund sonst so Geld hat. 680 Millionen für das sinnlose Betreuungsgeld, 2,3 Milliarden Euro für die Befreiung der Industrie von der Ökosteuer bis 2022, das sind nur zwei von vielen Beispielen. In Sachen B 31 heißt es also: weiter warten. Vielleicht kommt Godot am Ende ja doch noch hier vorbei.