LESERMEINUNG

 

Haltlose Straßenbau- Propaganda

 

Zu den Beiträgen "Straßenbau führt zu weniger Unfällen", SÜDKURIER vom 8. November, und "Weniger Unfälle auf B 3l-neu" vom 2. November:

 

 

"Wir sind für Straßenbau, das führt zu weniger Unfällen", behauptet Dieter Hornung (CDU). Die vorliegende Unfallstatistik" der Bundesstraßen im Bodenseekreis ist jedoch methodisch so dürftig, dass diese Behauptung damit nicht belegt werden kann. Zum Beispiel wird darin nur in einem Nebensatz erwähnt, dass auch das Verkehrsaufkommen für die Unfallhäufigkeit auf einer Straße eine Rolle spielt - bei den ermittelten Unfalldichten pro Strecken-Kilometer wurde diese wichtige Größe jedoch überhaupt nicht berücksichtigt!

 

Die relativ niedrige Unfalldichte auf der B 31-neu westlich von Überlingen soll als Beweis dienen, dass es dank gut ausgebauter Straßen weniger Unfälle gibt. Dabei wird übersehen, dass diese Straße ja zusätzlich zur alten B31 gebaut wurde und auch auf der alten B31 nach wie vor Unfälle passieren. Man müsste also seriöser weise zumindest die Unfalldichten der alten und der neuen B 31 addieren. Dann gelangt man zu einem Wert, der bereits höher ist, als auf der B'33. Daraus könnte man - nach gleicher Milchmädchen-Logik­ sofort den gegenteiligen Schluss ziehen, dass nämlich Straßenbau zu mehr Unfällen führt.

 

Die Unfalldichte auf der Bodensee­Gürtelbahn wurde leider nicht mit untersucht. Der Ausbau des Schienenverkehrs wäre sicherlich ein weitaus sinnvollerer Ansatz, das Unfallsrisiko zu senken, als weiter neue Straßen zu bauen. Denn diese parallel zur Bahnlinie geplanten neuen Straßen würden Fahrgäste von der Schiene auf die Straße ziehen! Der Nutzen für die Verkehrssicherheit beim Bau neuer Straßen ist äußerst fragwürdig, wie seriöse Studien belegen. Auf jeden Fall gibt es sehr viel effektivere und billigere Möglichkeiten, die Verkehrssicherheit zu erhöhen: zum Beispiel Tempolimits, Geschwindigkeits- und Alkoholkontrollen. Doch für Landrat Wölfe spricht gegen Tempolimits, dass die vorschriftsgemäß fahrenden Autofahrer Drängler zu waghalsigen Überholmanövern animieren. Wieso stellt er als Amtsträger, hier das Recht in Frage, statt auf einer Einhaltung des Rechts zu pochen - also auf verschärften Kontrollen von Dränglern und Rasern?

 

Frieder Staerke, Friedrichshafen