Freche Proteste sollen Regierungen bei B31-Thema nerven

Gemeinderat investiert 50 000 Euro in politische Kampagne, die von Grünen und Bürger aktiv abgelehnt wird

Frecher, auffallender und aggressiver will die Stadt Friedrichshafen den sofortigen Weiterbau der B-31-Ortsumgehung einfordern. Dafür votierte der Gemeinderat gestern Abend mehrheitlich und stellte ein Budget von 50 000 Euro zur Verfügung. Mit ihm soll eine entsprechende Öffentlichkeits- und Werbekampagne finanziert werden, die nun von der Stadtverwaltung inhaltlich vorbereitet werden wird. Dagegen sprach sich Monika Blank im Namen der Grünen Gemeindratsfraktion aus. Sie sprach von Steuerverschwendung. Die Grünen sowie Mario Arnegger und Monika Bäuerle von Bürger aktiv lehnte die Kampagne ab, Helge Körber und Brigitte Messmer (beide SPD) enthielten sich der Stimme.

Der Abstimmung war eine lebhafte Debatte im Gemeinderat vorausgegangen, in der die meisten Sprecher forderten, dass der Druck auf die Entscheidungsträger in Stuttgart und Berlin nachhaltig erhöht werden müsse. Oberbürgermeister Andreas Brand hatte zuvor vom Gemeinderat Rückenwind für ein entsprechendes Kampagnen-Konzept gefordert und ein Budget für die weitere Ausarbeitung des Kampagnen-Konzeptes und konkrete Aktionen erbeten.

Heinz Tautkus, SPD, schlug dem Oberbürgermeister vor, vom Rechtsamt prüfen zu lassen, wie weit Proteste und ziviler Ungehorsam gehen dürften. Helge Körber, SPD, fragte: „Wo soll die Kampagne weh tun?“, und warnte davor, mit den Aktionen die Falschen zu treffen. 50 000 Euro seien überzogen.

Mario Arnegger, Bürger aktiv, lehnte das Vorhaben ab. Politiker in Land und Bund ließen sich von Postkarten nicht beeinflussen. Man müsse akzeptieren, dass in den nächsten Jahren und Jahrzehnten andere Straßen dran seien und abwarten. Worauf Oberbürgermeister Andreas Brand erwiderte, man könne sich nicht, „wie früher in der DDR, hinten anstellen und warten, bis man abgevespert“ werde. Und Erster Bürgermeister Stefan Köhler: „Es handelt sich nicht um ein neues sondern um ein fertig zu stellendes Bauvorhaben.“

Für die CDU-Fraktion erklärte Norbert Fröhlich: „Wir sind jetzt einfach dran!“ Man habe es immer wieder vergeblich auf allen Kanälen probiert. „Wir sind zu dieser Kampagne gezwungen!“ Dagegen führte die Grüne Monika Blank aus, dass die CDU es in all den Jahren versäumt habe, die B 31 fertig zu stellen. Die grün-rote Landesregierung sei zurzeit dabei, eine objektive Prioritätenliste über den Bau von Straßen im Land zu erstellen, da seien Kampagnen eher kontraproduktiv. Grundsätzlich hielte sie die Planung dieser Straße für schlecht, weshalb die Grünen dagegen stimmen würden.