19.01.2012 .
Eines muss man Martin Hahn lassen: Der grüne
Landtagsabgeordnete, erst seit einem knappen Jahr in Amt und Würden, ist gut
für Überraschungen und – nicht alltäglich für einen Politiker – er scheut auch
klare Worte nicht. Der zupackende Biolandwirt vom Helchenhof
spricht das aus, was grüne und rote Entscheidungsträger in Stuttgart wahrscheinlich
denken, so aber nicht sagen würden.Das Gute daran
ist, dass die Menschen wissen, woran sie sind.
Das Schlechte daran ist, dass es ihnen nichts bringt – zumindest nicht in
Markdorf, wo die Anwohner an der B 33-Ortsdurchfahrt seit Jahr und Tag aufs
Schlimmste lärmgeplagt sind. Mit der Absage an die Südumfahrung
entlarven die Grünen sich selbst, zumindest beim Verweis auf die angeblich
fehlenden Gelder. Denn Geld ist nicht gleich Geld, es kommt auch darauf an, in
welchem Programm es eingestellt ist. Und zumindest im Falle der Südumfahrung waren die Mittel bislang im GVFG-Topf
eingeplant. Dass Grün-Rot nun aber die GVFG-Mittel für den Straßenbau um ein
Drittel gekürzt hat, ist eine Art selbstgemachter Finanzmisere. Man sollte
deshalb bei der Wahrheit bleiben: Die Grünen wollen keinen Straßenneubau und
das ist der eigentliche Grund für das Nein zur Kofinanzierung.
Das Geld-Argument ist zumindest im Falle aller drei Umfahrungen nur ein
sekundäres.
Nun könnten die Straßenbaugegner vor Ort – die Initiativen und der BUND –
eigentlich frohlocken: Sieg auf ganzer Linie. Doch damit täten sie sich selbst
keinen Gefallen. Denn auch der Lärmschutz für die Bürger ist Umweltschutz. Und
wer nein zu den Umfahrungen sagt, muss Alternativen bieten können, bei der
Verkehrsentlastung für die Orte und bei deren Lärmschutz. Doch diese
Alternativen gibt es weder von der grün-roten Regierung in Stuttgart, noch bei
den Straßenbaugegnern in Markdorf und Bermatingen. Aber
auch die Gegner der Vorhaben sind den Bürgern verpflichtet: Alleine die
Forderung nach einem Umstieg auf ÖPNV und dem Ausbau der Schiene ist zu wenig.
KOMMENTARE
Alternativen gibt es sehr wohl !
von power-Meinung (25 Beiträge) 19.01.2012 09:06
Zum Beispiel Verkehrsberuhigung durch Tempolimit 30 in
der Ortsdurchfahrt - nur leider hat die Stadt Markdorf dieses Thema jahrelang
vernachlässigt, während in Hagnau bereits Tempo 30
auf der B31 durchgesetzt wurde. Aber solche restriktiven Maßnahmen schmecken
natürlich den Autofahrer-Parteien nicht - und außerdem bekommt man so keine
Erschließungsstraßen für die nächsten Gewerbegebiete...
Im Übrigen ist davon auszugehen, dass die Belastungen durch den Kfz-Verkehr in
der Zukunft weiter abnehmen, da (ohne Straßenbau!) angesichts der
demografischen Entwicklung und weiter steigender Energiepreise nicht mit
relevanten Zunahmen des Kfz-Verkehrs zu rechnen ist. Sogar die
Straßenbaugutachter konstatieren, dass die Belastungen durch die technischen
Fortschritte an den Fahrzeugen daher künftig insgesamt sinken werden.
Und ein Ausbau des ÖPNV gemäß dem Bodensee-S-Bahn-Konzept
(www.bodensee-s-bahn.org) könnte sehr wohl einen substantiellen Beitrag zu
einer echten Entlastung bringen !