Bodenseekreis
– Ab Montag, 9 Uhr, wird die B 31-Brücke nach Meersburg in Richtung Uhldingen
halbseitig gesperrt werden.
Dies teilt das
Regierungspräsidium (RP) Tübingen mit, inklusive einer Begründung für die
kurzfristige Änderung der Umleitung des Schwerlastverkehrs im Zuge der
Sanierungsarbeiten bis 30. Juli. Wie berichtet, wird in Fahrtrichtung Stockach
der Verkehr über 7,5 Tonnen über Stetten, Markdorf, Bermatingen,
Neufrach und Stefansfeld
umgeleitet werden, statt wie seit April geplant die Serpentinen hinab durch
Meersburg und am See entlang nach Uhldingen. Der Pkw- sowie der Lkw-Verkehr bis
7,5 Tonnen wird über die Umleitung durch Meersburg geführt werden. Das RP, so heißt es in dem Schreiben, habe nochmals die
Leistungsfähigkeit der ursprünglich geplanten Variante geprüft. Dabei hätten
sich die Bedenken verstärkt: Vor allem an der Engstelle im Bereich der Fähre
hätte bei einer zusätzlichen Belastung durch Schwerlastverkehr ein „Kollaps der
gesamten Umleitungsstrecke“ gedroht. Bei „schwierigen Rahmenbedingungen“ und
„gegenläufigen Interessen“ konnte trotz intensiver Bemühung „keine für die
Region einvernehmliche Lösung gefunden werden“, schreibt das
RP. Mit diesem Satz bezieht sich die Behörde auch auf das Gespräch mit den
Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden am Dienstag in Markdorf (wir
berichteten am Mittwoch). Die Bürgermeister und Vertreter von Markdorf,
Stetten, Bermatingen und Salem hatten nach dem für
sie ergebnislosen Treffen ihre vehemente Kritik an der Umleitungsänderung
erneuert und blieben bei ihrer kategorischen Ablehnung.
Den Stein ins Rollen gebracht hatten vor etwas mehr als Wochenfrist die
Meersburger Wirte, die auf den CDU-Abgeordneten Ulrich Müller zugegangen waren.
Da eine zeitliche Verlegung der Arbeiten außerhalb der Saison nicht möglich
war, war das RP dem Protest der Wirte gefolgt und
hatte die Umleitung geändert. Gegenüber dem SÜDKURIER äußerte unterdessen der Haltnau-Wirt Werner Endres einen Alternativvorschlag.
Endres wäre als B 31-Anlieger nicht von einem Schwerlastverkehr durch Meersburg
betroffen. Seiner Ansicht nach müsse man den Verkehr mit einer Ampellösung an
der Brücke in beiden Richtungen über die Baustelle leiten können. „Das ist
allemal besser als den ganzen Verkehr durch Bermatingen
zu jagen“, sagt Endres. Die wenigen Tage, an denen geteert werde, müssten die
Meersburger mit dem Schwerlastverkehr leben können.
24.06.2011
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Nun
hat das Regierungspräsidium die Begründung für den Umleitungs-Schwenk beim B
31-Brückenbau geliefert, zu lesen auf unserer heutigen Kreisseite – und sie ist
wie erwartet dünn. Wegen der auch von Fußgängern, Radlern und Motorradfahrern
stark frequentierten Engstelle an der Fähre hätte ein Kollaps gedroht, wäre der
Schwerlastverkehr durch Meersburg geleitet worden.
Dass der Rückstau durch
Meersburg deutlich länger geworden wäre, trifft sicherlich zu.
Doch die Lkw-Lawine wird
damit nur verlagert – und vor allem um knappe 30 Kilometer verlängert. Denn die
Brummis werden sich stattdessen durch die Nadelöhre in Ittendorf
und vor allem am Rathaus in Bermatingen quälen
müssen. Neben den Meersburger Anwohnern, die ohnehin bereits durch die
Pkw-Umleitung betroffen sind, werden nun auch hunderte Anlieger in Stetten,
Markdorf, Bermatingen und Salem die Lkw-Lawine ertragen
müssen. Ist das etwa sachgerecht?
Das ist es nicht. Einer
ganzen Region die Last aufzubürden, nachdem eine einzelne einflussreiche
Klientel protestiert, ist widersinnig. Die Wahrheit ist schlicht, dass das
Regierungspräsidium vor den Meersburger Wirten eingeknickt ist, nichts anderes.
Damit hat die Behörde aber einen verhängnisvollen Präzedenzfall geschaffen. Bei
künftigen Umleitungen ist lautstarker Protestiererei
nun Tür und Tor geöffnet.