Markdorf 

10.03.2011 

Kommunalpolitik

Gerber will sich noch nicht äußern

In einem offenen Brief an die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat Markdorf, der am Samstag im SÜDKURIER veröffentlicht worden ist, wirft die Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf Bürgermeister Gerber Wortbruch vor.

Die Vorsitzenden Heiner Wegis und Fritz Käser können „nicht nachvollziehen“, dass Gerber zusammen mit anderen Bürgermeistern im Bodenseekreis eine Resolution für die B 31 unterzeichnet hat, in der das Land „mit größtem Nachdruck“ aufgefordert wird, Planungsmittel bereitzustellen und mit der Planung für den Streckenabschnitt Immenstaad bis Überlingen zu beginnen.

Die Vorsitzenden der Verkehrsinitiative beziehen sich hauptsächlich auf einen Beschluss des Gemeinderates vom 5. Dezember 2006, in dem der Rat den Planungsfall 7.5 einstimmig abgelehnt hat. Unter anderem, weil dadurch Ittendorfs größter Ortsteil Reute abgetrennt würde.

„Darüber hinaus“, so heißt es in dem Schreiben aus Ittendorf, habe Gerber der Interessengemeinschaft bei der Versammlung am 1.März 2007 zugesagt, er werde Initiative für eine Einigung der betroffenen Gemeinden auf eine Trasse südlich des Waldstückes Weingarten (zwischen Ittendorf und Hagnau/die Red.) ergreifen. Jetzt, so die Vorsitzenden Heiner Wegis und Fritz Käser, setze er sich für die Gesamtkonzeption des Planfalls 7.5 ein.

Zum Vorwurf des Wortbruchs wollte Bürgermeister Bernd Gerber gestern nicht Stellung nehmen. „Dummes Zeug, da sage ich nichts dazu“, lautete seine Antwort am Telefon. „Die“ bekämen bei Gelegenheit eine Antwort.

Die von der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung angeschriebenen Fraktionsvorsitzenden standen gestern bis auf eine Ausnahme für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung. Sie befanden sich beim Schneckenmarsch, einer traditionellen Markdorfer Aschermittwoch-Sause, bei der unter anderem auch Spezialitäten wie Schneckengerichte auf den Teller kommen.

Lediglich Uwe Achilles, Sprecher der SPD im Rat, war aufgrund angeschlagener Gesundheit nicht dabei. Er wusste wohl um den Hintergrund der SÜDKURIER-Anfrage, will sich dazu aber erst in einer Gemeinderatssitzung zum Thema äußern.

In der B 31-Resolution fordern acht Bürgermeister aus dem Landkreis „sofortigen Baubeginn“ sowie „mit größtem Nachdruck, Planungsmittel bereitzustellen und die Planungen in den Abschnitten Immenstaad bis Überlingen zu beginnen und Mittel dafür bereitzustellen“. Insbesondere die Situation in der Ortsdurchfahrt von Hagnau zeige die Dringlichkeit.

Beeinträchtigung für Obstbau

Fakt ist: Durch die Realisierung dieses Stücks der Bündelungstrasse und den gleichzeitigen Bau der Südumfahrung von Markdorf würde Ittendorf von allen Seiten von neuen Verkehrswegen umzingelt und gleichzeitig von seinem Ortsteil Reute getrennt. Wie alle Ittendorfer wissen, wäre das eine massive Beeinträchtigung für Obstbau und Fremdenverkehr im Dorf.

Daher hatte der Gemeinderat Markdorf im Dezember 2006 einstimmig den Planungsfall 7.5 abgelehnt und diese zugunsten von Ittendorf ergänzte Entscheidung dem Regierungspräsidium mitgeteilt. Auch zu späteren Anlässen hatte Gerber immer wieder seine Solidarität mit Ittendorf bekundet. So auch am 3. Juni 2008, als er in der dortigen Bürgerversammlung vor Publikum sagte: „Der Planungsfall 7.5 ist nicht unsere Wunschtrasse. Dagegen etwas zu unternehmen, ist unsere Aufgabe.“

 

 

 

10.03.2011 

Einstimmiger Beschluss

Einstimmig hat der Gemeinderat Markdorf am 5. Dezember 2006 folgende Stellungnahme beschlossen:Der Planungsfall 7.5 wird abgelehnt.

Die Linie führt zwischen Ittendorf und Reute hindurch und trennt damit den größten Ortsteil von Ittendorf selbst ab, was für das gesellschaftliche und soziale Zusammenleben extrem abträglich ist und nicht akzeptiert wird. Die Linienführung wird dem ohnehin durch den dichten Verkehr auf der B 33 hoch belasteten Stadtteil Ittendorf weitere extreme Lärmbelastungen bringen, die nicht akzeptiert werden können. Darüber hinaus geht wertvolles Kulturland verloren, sodass mehrere landwirtschaftliche Betriebe zur Aufgabe ihrer Existenz gezwungen sein werden. Die Variante 0.1 ist intensiv zu prüfen und planerisch weiter zu verfolgen. (…) Das Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Regierungspräsidium Tübingen, wird dringend gebeten, bei landesplanerischen Maßnahmen (…) dafür Sorge zu tragen, dass die Trassen der Varianten 0.1 und 0.3 offen bleiben.