Nach der A 96 ist vor der B 30

Das Interesse war riesig: Hunderte Gäste und Zuhörer sind am Montag nach Gebrazhofen an die neue Grünbrücke der A 96 gekommen, um bei der offiziellen Feier zur Verkehrsfreigabe dabei zu sein. Dabei sprachen alle Redner nicht nur von einem "besonderen Tag" für die Region, sie versprachen auch allesamt, sich weiterhin für zwei andere wichtige Bauprojekte im Süden einzusetzen: für die B 30 und die B 31.

(GEBRAZHOFEN/chkl) Es war kalt, ungemütlich und windig. Solange die vielen Gäste auf die politische Prominenz warteten, hatten Vertreter des Wirtschaftsforums "Pro Ravensburg" an der Grünbrücke schon mal ein Banner aufgehängt, auf dem zu lesen war: "Ravensburg gratuliert dem Allgäu zur A 96 - Bitte 2010 Spatenstich für die B 30 Süd!" Und dann eröffnete Regierungspräsident Hermann Strampfer den Grußworte-Reigen, nachdem die Musikkapelle Kißlegg die Gäste zuvor musikalisch auf die Feier mitten auf der neuen, aber noch abgesperrten Autobahn eingestimmt hatte. "Für Verkehrsteilnehmer und Anwohner ist dies ein lang ersehntes Ereignis, es ist ein historisches Ereignis, das Bedeutung weit über den Regierungsbezirk hinaus hat", sagte Strampfer, der in Richtung des künftigen EU-Kommissars Günther Oettinger die Bitte richtete, dass dieser doch auch weiterhin sich für Straßenprojekte in der Region einsetzen möge. "Der Regierungsbezirk hat im Verhältnis zur Fläche und den Einwohnern die wenigsten Autobahnen. Deshalb erhoffen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung", sagte Strampfer und nannte dabei wörtlich die B 30 bei Ravensburg.

Der neue Bundesverkehrsminister setzte in der Bedeutung der A 96 sogar noch eins drauf: "Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dies heute ein ganz besonderer Tag ist - nicht nur für Deutschland, sondern für diese Region im Besonderen." Eine wichtige Lücke im deutschen Autobahnnetz sei nun geschlossen. Ramsauer prangerte in seiner Rede die lange Bauzeit der A 96 an: "Wir können es uns nicht länger leisten, 40 Jahre für meine so wichtige Strecke zu brauchen, sonst können wir im weltweiten Wettbewerb nicht bestehen." Der neue Bundesverkehrsminister will nach eigenen Worten dafür sorgen, dass wichtige Straßen unter seinem Ministerium künftig nicht mehr "nach Himmelsrichtungen", sondern nach "Bedarf" gebaut werden. Dabei sprach Ramsauer auch die B 30 und die B 31 an, die nach seiner Ansicht nicht unter ferner Liefen seien. "Sie sind in der Bedarfsplanung mit ,hohe Bedeutung' eingetragen. Ich sage Ihnen heute zu, dass wir bedarfsgerecht ausbauen werden und dass wir uns beide nochmal ganz genau anschauen werden, wir wollen uns hier ja wieder sehen lassen können." Eine konkrete Zusage für den vom Ravensburger Wirtschaftsforum geforderten Spatenstich im Jahr 2010 machte Ramsauer aber nicht.

Auch Ministerpräsident Günther Oettinger nannte den 23. November 2009 "einen großen Tag für das Allgäu, für Bayern und Baden-Württemberg". Auch Oettinger bekräftigte, dass man sich für die B 30 und die B 31 einsetzen müsse. Er mahnte dabei aber auch an, dass Baden-Württemberg in den nächsten Jahren weniger Mittel vom Bund für den Straßenbau bekommen werde. Wer vom Länderfinanzausgleich durch eine starke Wirtschaft im Ländle profitieren möchte, der müsse den Unternehmen in Baden-Württemberg aber auch eine gute Verkehrsinfrastruktur geben, betonte der künftige EU-Kommissar. "Wir bauen auch in Zukunft gemeinsam in guter Nachbarschaft an der Zukunft unserer beiden Länder", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.