Köhler: "Für Klufterner wird gekämpft"

 (KLUFTERN/sig) Die Entwicklung der Ortsmitte, die Gebäudehöhe des Materialwirtschaftszentrums (MWZ), vor allem aber der zunehmende Verkehr waren Themen, zu denen die Klufterner SPD den Ersten Bürgermeister Dr. Stefan Köhler am Mittwoch ins Bürgerhaus eingeladen hat. Fazit: Die Klufterner haben Angst vor noch mehr Belastungen.

Obwohl die Einladung kurzfristig erging und das Wahl-Fiasko noch nachwirkt, kamen über 50 Genossen zum Bürgergespräch mit dem Ersten Bürgermeister, der zwei Stunden lang der Ortsvereinsvorsitzenden Gretel Schwaderer und Bernd Cäsar Rede und Antwort stand und sich der munteren Diskussion stellte. Bernd Cäsar wollte etwa wissen, was jetzt schon (ohne Entscheid des Regierungspräsidiums) getan werden könne, um die Lärmbelastung in Grenzen zu halten, wenn die MTU im März nächsten Jahres mit dem Bau des MWZ beginne. Der Erste Bürgermeister versicherte, mit dem Regierungspräsidium Gespräche geführt zu haben, um für die Anlieger eine praktikable, gute Lösung zu finden: Wegen der schwierigen Situation am "Scharfen Eck" werde ein Planungsbüro eingeschaltet, sei auch die Stadt an einer funktionstechnischen Lösung interessiert. Gleichwohl: "Die alleroptimalste Lösung" werde aufgrund der Platzverhältnisse nicht gefunden werden können. "Auch die beste Lösung wird mit gewissen Krücken versehen sein, da sollten wir uns nicht in die Tasche lügen", bedauerte Köhler. Den Bürgern empfahl er, das Verfahren zu nutzen und Vorschläge einzubringen.

"Der Planfall 7 wird in die Tonne getreten" und "von der Stadt Friedrichshafen wird viel zu wenig getan", kritisierte Cäsar, dass einmal die Rede davon gewesen sei, die B 31-neu und die K 7743 (Markdorfer Südumfahrung) zwischen Markdorf und dem Spaltensteiner Knoten zeitgleich zu verwirklichen. Am Beispiel des "Riesengebietes" am Standort der früheren Firma Dornier - in dem 8000 Menschen arbeiten könnten - monierte Cäsar, dass es dorthin auch in Zukunft "keinen gescheiten Zubringer" gebe. "Wir kriegen den Verkehr vor die Haustür geknallt und sollen damit vernünftig umgehen", kritisierte er. Es gebe keine vernünftige Anbindung des Hinterlandes an die B 31, und Kluftern bekomme in seiner kleinen Ortsmitte keine Entlastung, im Gegenteil: Es sei mehr Verkehr prognostiziert.

"Auf regionaler Ebene versagt"

Bürgermeister Köhler räumte ein, den seit Jahren laufenden Prozess nicht rückgängig machen zu können. Er geht Ende dieses Jahres von einer planfestgestellten B 31-neu aus, und er rechnet damit, dass auch die laufende Planfeststellung "Südumfahrung" kommen wird. Sorgen, die Stadt würde zu wenig für Kluftern tun, zerstreute er. "Für die Klufterner Interessen wird gekämpft", beteuerte Köhler. Auch in anderen Stadtbereichen habe der Verkehr zugenommen. Tatsache sei, hier in einem attraktiven Wirtschaftsraum mit vielen Vorteilen zu leben. Allerdings habe man es in Jahrzehnten nicht geschafft, ein leistungsfähiges, übergeordnetes Verkehrsnetz aufzubauen. "Wo wir Zuständigkeiten haben, tun wir etwas", versprach der Schultes. Ein weiteres Beispiel für Versagen auf regionalem Verkehrssektor schob er nach: "Die Region Bodensee-Oberschwaben ist die einzige von zwölf Regionen in Baden-Württemberg, in der kein einziger Kilometer elektrifiziertes Bahnnetz existiert." Das Dilemma sei das fehlende übergeordnete Verkehrsnetz, das zuerst hätte kommen müssen.

Weiterer Streitpunkt war die Gebäudehöhe des MWZ, die, so ein Bürger, in keinem Gutachten festgelegt sei. "Das ganze Verfahren ist eine Farce", kritisierte er, dass das früher hochgehandelte Schutzgut Mensch nicht mehr berücksichtigt werde, was Köhler zurückwies. "Wir machen nichts, was den Menschen gefährdet. Schutzgut Mensch heißt auch Arbeitsplatzgestaltung", so Köhler. Dabei erinnerte er daran, dass die Stadt um ihre Industriestandorte herumgewachsen sei und die Entwicklungsmöglichkeiten der Firmen ausgeschöpft seien.

In den weiteren Themen ging es um die bauliche Entwicklung Klufterns und den Planungsstand "Bildungshaus". Über die Prioritätenliste der zu bauenden neuen Hallen in der Stadt, die seit einigen Tagen vorliegt, wollte Köhler noch nichts sagen, ehe sie in den zuständigen Gremien diskutiert wurde. Allerdings soll noch im Oktober die Festlegung öffentlich gemacht werden. Bernd Cäsar wollte wissen, welche Chancen für ein Blockheizkraftwerk für die Ortsmitte bestehen. Köhler sagte, die Stadt sei sehr interessiert an nachhaltigen Energiequellen. Es werde geprüft, was möglich ist.

(Erschienen: 02.10.2009)