(FRIEDRICHSHAFEN/RAVENSBURG/sz) "Das ist totaler Blödsinn", regt sich Landrat
Lothar Wölfe auf. Oberbürgermeister Andreas Brand zeigt sich ebenso irritiert:
"Das ist doch genau jenes Vorgehen, das uns jahrelang nicht weitergebracht
hat." Anstatt dass die Region Geschlossenheit zeige und für ihre
gemeinsame Sache solidarisch einstehe, werde so versucht, sie in Grabenkämpfe
zu verwickeln. Es sei im Grunde doch egal, wo zuerst die Bagger anfahren - ob
an der B 30 in Ravensburg-Süd oder an der B 31 in Friedrichshafen-West -
Hauptsache es gebe das Signal: "Wir meinen es ernst, jetzt geht"s
los", sagte Brand.
Rein sachlich habe die B 30
natürlich Vorrang vor der B 31, weil sie seit fast vier Jahren planfestgestellt
sei und vorbereitende Arbeiten schon begonnen hätten. "Wir im
Bodenseekreis müssen schauen, dass wir mit der B 31 weiterkommen, und
Ravensburg macht das gleiche mit der B 30", sagte Landrat Wölfle. Hier
eine Konkurrenz aufzubauen würde jeder Seite gleichermaßen schaden. Der Landrat
gab zu bedenken, dass es mit der B 31 Friedrichshafen-Immenstaad nicht getan
sei. Es müsse auf der B 31 planerisch im Westen weitergehen. Stillstand könne
sich die Politik nicht mehr leisten.
"Der Konsens in der
Region lag zwar nicht schriftlich vor, aber es gab so was wie ein sich aus der
Debatte ergebendes Einvernehmen, dass die BF30 vor der B 31 dran ist",
sagt Rudolf Bindig. In der Planung seien die Häfler "so hinterhergehinkt
wie Fußkranke". Gegen die BF31-Planung habe es viel mehr Einwände als
gegen die "vorbildlich, ruhig und akkurat geplante B 30 Süd" gegeben,
letzteres laut Bindig mit ein Verdienst von Oberbürgermeister Vogler (CDU).
"Für beide Projekte
gibt es gute Gründe, ich wage mich da nicht festzulegen", sagt der in
Ravensburg wohnende, aber für den Bodenseekreis zuständige
CDU-Landtagsabgeordnete Ulrich Müller. "In Friedrichshafen ist der
Torso-Charakter ausgeprägter, da führt die B 31 noch mitten durch die Stadt,
dafür ist der Planfeststellungsbeschluss in Ravensburg älter." Völliges
Unverständnis hegt Müller darüber, dass der Biberacher
SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster kürzlich gefordert habe, nach
Ravensburg müssten erst mal wieder Straßenbauprojekte in Biberach dran sein -
noch vor der B 31 in Friedrichshafen. "Es ist aberwitzig, immer die
Projekte gegeneinander auszuspielen. Die Entscheidung darüber, welche Straße
zuerst gebaut wird, ist einzig und allein in Berlin zu treffen", erklärt
Müller.
(Erschienen: 24.09.2009)
Kommentar
Wäre der
Bundestagswahlkampf nicht schon zu Ende, hätte es in der Region noch richtig
spannend werden können. Der alte Recke Bindig witterte Morgenluft und
versuchte, die Bodenseeregion herauszufordern. Vergeblich wie sich zeigt.
Wenn es um den
Bundesstraßenbau geht, hat sich Rudolf Bindig immer schon als Vorkämpfer
gezeigt. Leider mit mäßigem Erfolg. Eine Autobahn, die die Verkehrsprobleme der
Region vielleicht schon in den siebziger oder achtziger Jahren hätte lösen
können, hat er als Mitglied einer sozial-liberalen Koalitionsregierung
erfolgreich verhindert. Dass ihm daraus ein Strick gedreht wurde und er den Ruf
des Totengräbers der Bodenseeautobahn A 98 nicht los wird, ärgert ihn bis
heute. Der alte Herr kann"s halt nicht lassen. Er drischt munter auf die
ach so blöden Häfler ein, die es im Gegensatz zu den Ravensburgern erst jetzt
fertig gebracht haben, einen Planfeststellungsbeschluss durchzusetzen. Dass er
mit seiner reichlich späten Abrechnung in der Region erneut den Spaltpilz sät
und nur Futterneid schürt, nimmt er in Kauf. So leichtfertig kann nur jemand
rausschwätzen, der nicht mehr in der Verantwortung steht.
(Erschienen: 24.09.2009)