B31/B30: Die Protestwelle kommt ins Rollen

Der Brief von Oberbürgermeister Andreas Brand an alle Häfler Haushalte hat der B31/B30-und Südbahn-Aktion einen Schub gegeben. Innerhalb einer Woche kamen rund 2000 Postkarten zurück, sodass der Protest-Postsack jetzt mit knapp 10000 Karten gefüllt ist. Es dürften noch mehr werden, wünscht sich der OB.

(FRIEDRICHSHAFEN/af) "Täglich quält sich der Verkehr durch die Straßen unserer Stadt. Anwohner ertragen Lärm, Gestank und Abgase tausender Lastwagen und Autos. Seit Jahrzehnten kämpfen wir für den Bau einer Umgehung, den Neubau der B 31!" So beginnt das Schreiben Brands an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Knapp 27000 Haushalte haben am Samstag den Brief erhalten, mit der Bitte, die beigefügte Protest-Postkarte auszufüllen und zurückzuschicken. "Mit jeder Unterschrift unterstützen Sie eindrucksvoll die Forderung und die politische Arbeit von Gemeinderat und Stadtverwaltung gegenüber der Landes- und Bundesregierung", heißt es in dem Brief. "Wir lassen uns nicht mehr länger vertrösten! Machen wir gemeinsam Druck, dass Stuttgart und Berlin nach Jahrzehnten des Wartens endlich Ja sagen".

Ob Ministerpräsident Günther Oettinger am Mittwochabend am Rande des Bürgerempfangs der CDU-Landtagsfraktion im Graf-Zeppelin-Haus im Vier-Augen-Gespräch mit Brand zur B 31, zur B 30, zur Südbahn-Elektrifizierung "Ja" gesagt hat? Nächsten Montag will der OB im Finanz- und Verwaltungsausschuss über Details berichten. Es sei ein gutes Gespräch gewesen, und es sei unter anderem auch darum gegangen, die resignative Haltung der Menschen in vielen Bereichen aufzubrechen.

"Wir sind nach einer jahrzehntelangen Diskussions- und Planungsphase an einem Punkt, an dem materielle Entscheidungen getroffen sind, hinter die man nicht mehr zurück kann und die jetzt professionell abgearbeitet werden müssen", sagte der OB. Seine Forderung ist klar: Sollten vom Bund weiter pro Jahr mehr als 300 Millionen an Straßenbaumitteln ins Länd-le fließen, dann müsse für die Bodenseeregion etwas abfallen. Hier ziehe er mit dem Ravensburger OB Vogler an einem Strang. Schließlich seinen die Verkehrsbeziehungen zwischen B 31, B 30 und B 33 eng verzahnt.

Dass es ein neuer CDU-Verkehrsminister aus dem Westen in Berlin richten könnte, wie Landtagsabgeordneter Ulrich Müller bei Bürgerempfang meinte, glaubt Brand eher nicht. Ernsthaft dürfte es der Ex-Landes-CDU-Verkehrsminister wohl selber nicht geglaubt haben, das es der amtierende SPD-Bundesverkehrsminister war, der die Straßenbaugelder in den Osten gelenkt und den Süden vernachlässigt hat. Die Mittel, die dieses Jahr nach Baden-Württemberg geflossen sind, sprechen eine andere Sprache.

Für den Häfler Oberbürgermeister geht es nicht mehr darum, Schuldige zu suchen und den Schwarzen Peter zu verteilen. "Wir müssen die Dringlichkeit der Entlastung am Bodensee - sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene - ins Bewusstsein der Entscheidungsträger in Stuttgart und Berlin bekommen", so der OB. Die Menschen hier seien es überdrüssig, ständig das Thema aufgetischt zu bekommen, ohne dass sich etwas bewege. Damit müsse Schluss sein.

Brand will die Postkartenaktion - die rund 6000 Euro gekostet hat - noch vor der Bundestagswahl zum Abschluss bringen und dann mit einer "hoffentlich satten fünfstelligen Zahl" von Protestkarten nach Stuttgart fahren. Angestoßen wurde die Protestaktion von seinem Vorgänger Büchelmeier im März dieses Jahres. Monatelang dümpelte sie vor sich hin und drohte, im Sand zu verlaufen.

(Erschienen: 18.09.2009)