Bundesregierung nimmt B 30 nicht in Haushaltsentwurf

Die Bundesstraße 30 im Süden Ravensburgs wird wohl auch 2010 nicht weiter gebaut.

(RAVENSBURG/sz) Im Entwurf für den Bundeshaushalt 2010, den Angela Merkel (CDU) als Kanzlerin der Großen Koalition jetzt vorgelegt hat, ist die für die Region Oberschwaben und die Stadt Ravensburg so wichtige Nord-Süd-Achse nicht aufgeführt.

Jedes Jahr zu Beginn der parlamentarischen Sommerpause muss die Bundesregierung den Haushaltsentwurf für das nächste Jahr vorlegen, den das Parlament dann zwischen September und November berät. In Wahljahren verschiebt sich das Verfahren zeitlich nach hinten, weil die neu gewählte Regierung nach der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages noch Änderungen in den Haushalt einbringt.

Entscheidend für den Straßenbau ist der Haushaltseinzelplan 12, der die Gesamtsummen nach einem festen Verteilungsschlüssel auf die einzelnen Bundesländer und die konkreten Bauvorhaben verteilt. "Wenn etliche Vorhaben bereits begonnen haben und im Baufortschritt stehen, kann es durchaus sein, dass in dem betreffenden Haushaltsjahr keine oder nur wenige Vorhaben neu begonnen werden", sagt Sozialdemokrat Rudolf Bindig. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete aus Weingarten und Vorsitzende der SPD im Kreis Ravensburg saß über 20 Jahre im Verkehrsausschuss des Bundestages. Er stellt fest: "Im von der Bundesregierung vorgelegten Haushaltsentwurf sind für 2010 keine Mittel für die B 30-Süd Ravensburg vorgesehen."

Die Tatsache, dass die Bundestraße 30 im Haushalt 2010 nicht auftaucht, bewertet Bindig als klares Zeichen dafür, dass die Straße auch im Jahr 2010 nicht gebaut wird. Andreas Schockenhoff (CDU), der zurzeit im Bundestag den Wahlkreis Ravensburg-Bodensee vertritt und der bei der Bundestagswahl am 27. September im neuen Wahlkreis Ravensburg das Direktmandat anstrebt, sieht in dem Entwurf dagegen keine Signalwirkung. "Die endgültige Entscheidung fällt Anfang nächsten Jahres, wenn die neue Regierung den Haushalt neu einbringt", sagt Schockenhoff. "Grundsätzlich stehen in einem Entwurf keine Projekte, die neu begonnen werden, sondern nur Maßnahmen, die schon laufen." Die nächste Straßenbaumaßnahme, die im Bereich Württemberg-Hohenzollern begonnen werde, sei die B 30-Süd. "Dazu stehe ich politisch", erklärt der Bundestagsabgeordnete. "Es wäre aber unsinnig, ein Datum zu nennen. Es wird in der nächsten Legislaturperiode sein. Ob das nun 2010 oder 2011 ist, kann ich nicht sagen."

Für sehr unwahrscheinlich hält Rudolf Bindig die Chance, dass die B 30 noch nachträglich in den Haushalt kommt. "Die neue Regierung schaut sich den Haushalt noch einmal an und setzt vielleicht einige neue Akzente. Dass aber Einzelmaßnahmen aufgenommen werden und dafür andere rausfallen, das ist praktisch ausgeschlossen", erläutert Bindig.

"Ich habe mehrere Regierungswechsel miterlebt, 95 Prozent aller Einzelpläne bleiben gleich", erklärt Bindig weiter. "Es ist ein kühnes Versprechen von Andreas Schockenhoff, die B 30 nachträglich in den Haushalt zu bekommen. Schafft er das, Gratulation."

Zwar könnte die B 30 auch über ein weiteres Konjunkturprogramm oder eine Erhöhung des Straßenbauetats insgesamt in den Haushalt kommen, doch "angesichts der schwierigen Haushaltslage" ist damit nach Auffassung Bindigs nicht zu rechnen. Die Möglichkeit, dass andere Projekte wie die B 31 in Friedrichshafen noch vor der B 30 in Angriff genommen werden, besteht nach Angaben Schockenhoffs nicht. "Die B 30 ist im Verfahren wesentlich weiter, sie wird auf alle Fälle vor der B 31 realisiert."

(Erschienen: 24.08.2009)

 

Ravensburgs OB Vogler ist "mehr als enttäuscht"

Auf einen Blick

In einer schriftlichen Stellungnahme äußert sich die Stadt Ravensburg folgendermaßen: "Dass die B 30-Süd wiederum nicht in den Bundeshaushalt aufgenommen ist, das ist für Ravensburg mehr als enttäuschend - zumal Ravensburg auch bei den Konjunkturpaketen im Dezember 2008 und Februar 2009 nicht berücksichtigt wurde", so Ravensburgs Oberbürgermeister Hermann Vogler. Weiter heißt es: "Dabei spricht alles für einen Start. Die Trasse ist seit 2006 rechtskräftig planfestgestellt und im Investitionsrahmenprogramm des Bundes enthalten. Für zehn Millionen Euro sind Vorarbeiten umgesetzt: Die Schussen und eine Ferngasleitung sind verlegt, die Flurbereinigung ist angelaufen." Die Stadt habe über 60 Hektar Land auf Vorrat für die Trasse, für den ökologischen Ausgleich und zum Tausch für Landwirte gekauft. Jetzt gelte es, "weiter alle politischen Kräfte zu bündeln". Fraktionsübergreifend sei man sich einig, dass die B 30-Süd in der Region Vorrang habe. Daher sollte "wenigstens erreicht werden, dass 2010 der Untergrund für die ersten Brücken-Bauwerke mit Erdschüttungen vorbelastet wird. Nur dann kann 2011 auch gebaut werden."(ben)

(Erschienen: 24.08.2009)