(FRIEDRICHSHAFEN/mh)
Streitobjekt Bachmuschel: Das wenige Zentimeter große Tier hat (wie berichtet)
bei der Verhandlung zum Rechtsstreit um die Planung für die BF31-neu eine große
Rolle gespielt. In einer Pressemitteilung erläutern Naturschützer jetzt, warum
ihnen das Tier so am Herzen liegt. Den Bau der Straße zu verzögern sei nicht
ihr Ziel, beteuern sie.
Der Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) ist einer der Kläger gegen den
Planfeststellungsbeschluss zum Bau der BF31-neu im Westen Friedrichshafens. Die
Klage richtet sich besonders gegen den Bau eines Anschlussknotens südöstlich
von Schnetzenhausen. "Dieser Bau vernichtet einen
der letzten Lebensräume der streng geschützten Bachmuschel ,Unio Crassus'", begründet BUND-Landesgeschäftsführer
Berthold Frieß die Klage.
Der BUND kritisiert, dass
die Anschlussstelle die Verlegung des Mühlbachs auf einer Länge von mehr als
500 Meter erforderlich macht. In diesem Bachabschnitt komme die nach der
europäischen Richtlinie Fauna-Flora-Habitat (FFH)
streng geschützte "Kleine Bachmuschel" vor. In Baden-Württemberg gebe
es nur fünf an die EU gemeldete FFH-Gebiete zum
Schutz der Bachmuschel, die dem Mühlbach vergleichbar seien. Dass der Mühlbach
bei Schnetzenhausen nicht gemeldet ist, nennt der
BUND "unverständlich".
"Trotz detaillierter
Einwendungen des BUND zum Schutz dieser bundesweit bedrohten Tierart hat das
Regierungspräsidium Tübingen im Planfeststellungsverfahren auf der Verlegung
des Mühlbachs bestanden", ärgert sich Berthold Frieß
in einer Pressemitteilung. Die Genehmigungsbehörde sei im Verfahren von
lediglich 88 Einzeltieren in dem zu verlegenden Bachabschnitt ausgegangen,
obwohl laut BUND zwei Gutachten mit sehr unterschiedlichen Schätzungen des
Bestands vorlagen. Um Klarheit über den tatsächlichen Muschelbestand zu
schaffen, habe der BUND dem Gericht eine weitere Untersuchung vorgelegt. Dieses
Gutachten im Auftrag der Naturschutzorganisation ermittelte 2273 Exemplare der
Bachmuschel in dem bewussten Bachabschnitt.
Im gesamten Mühlbach leben,
so stellte sich im Lauf der mündlichen Verhandlung heraus, wahrscheinlich rund
8500 Bachmuscheln. Nach Einschätzung des BUND ist dies einer der größten im
Land bekannten Bestände der Art. Der BUND fordert deshalb die Nachmeldung zum FFH-Gebiet.
Die vom Regierungspräsidium
geplante Umsiedlung des Muschelbestands beurteilt der BUND als ungeeignet. Laut
Frieß war eine solche Aktion bisher noch nie erfolgreich.
Allerdings waren sich die beiden Muschelgutachter vor Gericht einig, dass eine
solche Umsiedlung bachaufwärts durchaus
erfolgversprechend sein könne.
Der BUND habe nicht das
Interesse, den Bau der B 31 zu verhindern oder zu verzögern, behauptet Frieß in der Pressemitteilung. Man setze deshalb - wie
schon während der Planung - auf eine Verlegung des Anschlussknotens Schnetzenhausen. Frieß: "Das
Land muss am Mühlbach Ernst machen mit dem Artenschutz: Nicht der Straßenbau,
sondern eine bedrohte Art muss endlich den Vorrang bekommen."Übrigens
(Erschienen: 30.07.2009)