Die von mir genannten
Verkehrsdaten liegen dem Regierungspräsidium und dem Landratsamt nicht nur vor,
sondern wurden von diesen Behörden selbst erhoben: Die Dauerzählstelle in Hagnau, die fünfjährlich durchgeführte (mehrtägige)
bundesweit einheitliche Zählung und auch die Zählung in Neufrach
an fünf Tagen im September 2007 wurden im Auftrag des Regierungspräsidiums
durchgeführt, die Zählung in der Bodenseestraße (300 Tage zu 24 Stunden 2007)
ebenso wie die Kurzzeitmessungen (rund 170 Messungen je zwei bis vier Stunden
für 2002 bis 2009) auf den Landesstraßen in Salem unmittelbar vom Landratsamt
Friedrichshafen. Sämtliche Daten des privaten Gutachterbüros hingegen beruhen
auf einer einzigen Erhebung im März 1998 über 14 Stunden. Hieraus wird über
Rechenmodelle mit Annahmen über die Zahl der Autofahrten pro Tag und Einwohner
und Arbeitsplatz sowie die Siedlungsstruktur und den Ausbauzustand der
Ortsstraßen die Verkehrsbelastung für heute berechnet.
Für die Prognose bis 2025
werden nicht die Prognosen des Statistischen Landesamts verwendet, sondern
unter anderem die Ziele des Salemer
Flächennutzungsplans (Einwohnerzuwachs um fünf Prozent, Zuwachs an
Arbeitsplätzen um 80 Prozent bis 2020). Im Ergebnis liegen die Verkehrszahlen
für heute um 30 Prozent über den amtlichen Zählungen, die Prognosen um bis zu
80 Prozent über den Schätzungen des Statistischen Landesamts und des
Bundesverkehrsministeriums für den Regional- und Nahverkehr. Auf diesen
Phantasiezahlen beruht die Planung für Salem mit einem Investitionsvolumen von
rund 15 Millionen Euro, entsprechend gewaltig (und somit unrealistisch) sind
die prognostizierten Entlastungen.
Der Landesrechnungshof hat
in seinem Jahresgutachten 2009 vom 1. Juni erstmals eine Straßenplanung
(Riedlingen) geprüft, die auf den Zahlen des gleichen Büros beruht: Trotz
weitaus geringerer Überschätzung des Verkehrs und damit auch der zu erwartenden
Entlastungen (im Vergleich zu Salem) hat der Rechnungshof empfohlen, die
Planung wegen Unwirtschaftlichkeit einzustellen und angemerkt, dass die
festgestellten Fehler nicht dem benutzten Verkehrsmodell, sondern den
eingegebenen Daten anzulasten sind.
Dr. Herbert
Hanke,
Salem