Bürger diskutieren Für und Wider

 

BERMATINGEN - Viel Infos hat es beim Treffen der Bürgerinitiative Bermatingen-Ahausen zur geplanten Ortsumfahrung gegeben. Derzeit liegen die Pläne im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens im Rathaus von Bermatingen aus. Etwa 120 Bürger waren gekommen, um Neues über die geplante Ortsumfahrung Bermatingen zu erfahren.

Erfreulich an diesem Abend: Gegner und Befürworter der Straße können sachlich miteinander diskutieren und die Argumente austauschen. Kritik gab es an der Gemeindeverwaltung. So erwarteten Bürger, dass die Gemeinde über die Straßenpläne informiert. Auch hätten die betroffenen Grundstückseigentümer über die Planauslegung informiert werden sollen. Es habe keine Unterstützung bei der Einsichtnahme in die sechs Ordner gegeben, beklagten andere.

Wie sehr die neue Straße das Landschaftsbild zwischen Bermatingen und Ahausen verändern wird, erläuterte Uwe Gasch. Bei der Umfahrung am westlichen Ortseingang von Bermatingen wird die Bahnlinie unterfahren. Die Radler und Fußgänger des dortigen Wirtschaftswegs überqueren künftig mittels einer Brücke die neue Straße. Der Wertstoffhof ist zukünftig nur noch durch das Gewerbegebiet zu erreichen. Mit Rücksicht auf das Feuchtgebiet der Hegelwiesen wird die Straße dann dicht an die Bebauung Ziegelei- und Uhlandstraße herangeführt. Auf einem etwa drei Meter hohen Damm geht es dann weiter bis zur Kleingartenanlage an der Kreisstraße zwischen Ahausen und Bermatingen.

Danach folgt die Strecke auf dem Damm in Richtung Riedern, Gehau und Haslacher Hof, wo der Anschluss an die Markdorfer Südumfahrung erfolgt, erklärte Wolfgang Jürgensmeyer. Etwa 22 000 Kubikmeter Erde müssten beim Straßenbau ausgetauscht werden, da sie nicht tragfähig seien. Er wies darauf hin, dass die Straße etwa im Abstand von 130 Metern am Tiefbrunnen der gemeindlichen Wasserversorgung vorbeiführe.

Einen kurzen Rückblick auf die Geschichte der Straßenplanungen im Bodenseeraum gab Karsten Küpfer. "Wir als Betroffene haben das Recht, uns zu wehren", lautete sein Fazit. Die Straße trenne die beiden Gemeindeteile, gefährde die Trinkwasserversorgung und bringe mehr Verkehr nach Ahausen. Zudem erklärte er, wie die Bürger Einwendung gegen die Straßenplanung erheben können. Auch den Befürwortern empfahl er, Anregungen zu geben, da es in der Planung viele Fehler gebe. Was die Planung für die betroffenen Landwirte bedeute, erklärte Erhard Karrer. Rund 15 Hektar landwirtschaftliche Fläche würden durch die Straße verbraucht, hinzu komme noch etwa zwölf Hektar Ausgleichsfläche. Sein Fazit: "Die Straße ist kein Geschenk. Sie kostet uns was, bringt den Landwirten Einkommensverluste und bringt mehr Verkehr und Einbußen bei der Wohnqualität."

Nur für Pendler interessant

Als nach fast zwei Stunden die Diskussion begann, wünschte sich ein Zuhörer, dass auch an die Anwohner der jetzigen Ortsdurchfahrt gedacht würde. Die Ortsumfahrung werde nicht zu einer wesentlichen Reduzierung des Verkehrs im Ortskern sorgen, entgegnete Karsten Küpfer, da die Umfahrung nur für den Pendlerverkehr Richtung Friedrichshafen interessant sei.

Ein Vertreter von Pro Kluftern empfahl, die Straße abzulehnen und stattdessen gemeinsam für den Ausbau der Bündelungstraße einzutreten. "Wir brauchen die Umgehung", widersprach Franz Kutter, die Ortsumfahrung sei eine Lösung, die den Verkehr aus Bermatingen rausbringe. Nach Fertigstellung müsse es im Ort einen Rückbau der Straße geben. Es wurde auch die Finanzierung der Straße diskutiert, die bisher vom Land zugesagt ist. Nach der Wahl könne hier aber der Rotstift angesetzt werden, so Küpfer.

(Erschienen: 17.07.2009)