(KLUFTERN/elo) Die Klufterner
Ortschaftsräte lehnen die Markdorfer Südumfahrung ab. Denn die Entlastung der Markdorfer gehe auf Kosten der Klufterner.
Der komplette Ortschaftsrat hat am Mittwoch einem entsprechenden Antrag von SPD
und Bürgerliste Pro Kluftern zugestimmt.
"Das kann doch nicht
sein, dass der ganze Verkehr von der Markdorfer Südumfahrung durch Kluftern und Lipbach fließt", eröffnet Ortschaftsrat Franz Wurst
empört die Diskussion. "Jetzt sollen wir dieser Planung zustimmen",
wirft er den Vertretern der Planungsbehörden vor. "Das glauben Sie doch
nicht im Ernst!" Wurst geht wie alle seine Ratskollegen davon aus, dass es
noch viele Jahre dauert, bis die B31-Westumfahrung Friedrichshafen gebaut wird.
Bis dahin hätte die Klufterner Ortsdurchfahrt unter
verstärktem Autoverkehr zu leiden. Wenn schon, dann müssten erst die B 31-neu
und eine bahnparallele Klufterner Trasse oder ein
anderer Zubringer dafür gebaut werden, fordert Rat Bernd Caesar. Erst wenn
diese beiden Punkte geklärt seien, dürfe die Markdorfer
Südumfahrung als dritter Schritt in Angriff genommen
werden. Hanspeter Erhard erinnert an einen Kreistagsbeschluss aus dem Jahr
2005, nach dem die Umfahrung nicht vor der B31-neu gebaut werden darf.
"Das heißt: Man muss das Planfeststellungsverfahren sofort einstellen",
so Caesar. Nach Angaben von Tobias Gähr vom
Kreis-Straßenbauamt bringt die Markdorfer Südumfahrung rund 2500 Fahrzeuge pro Tag mehr nach Kluftern als bisher. In Lipbach
und Kluftern müsse mit mehr Lärm und mehr
Schadstoffen gerechnet werden. Ob denn bei den Prognosen das erhöhte
Verkehrsaufkommen zum Materialwirtschaftszentrum der MTU schon mit eingerechnet
sei, will Rätin Annedore Schmid wissen. So aktuell sind die Zahlen jedoch
nicht. Schmid sieht Kluftern "im Würgegriff der
Straßenplanungen".
54 Dezibel sind kein
Problem
Die Trasse der Markdorfer Südumfahrung verläuft
130 Meter nördlich von Lipbach. Die nördlichsten Lipbacher Gebäude haben nach Angaben der Planer mit Lärm
der Stärke 54 Dezibel zu rechnen. Für die Planer kein Problem: Der Grenzwert
liege bei 60 Dezibel. Die Trasse sei so weit wie möglich nach Süden gelegt
worden, um die wertvollen Bestände der Bachmuschel zu schützen, sagt Planer Gähr. Aber nach den aktuellen Plänen wird der Espengraben
komplett verlegt, wendet Rätin Beatrix Popp ein. Die Muscheln aus dem Graben
werden während der Bauarbeiten zwischengelagert und später wieder ins Gewässer
eingesetzt, erklärt Gähr. "Sie lösen die Markdorfer Verkehrsprobleme auf Kosten von Kluftern", wirft Ortschaftsrat Wolfgang Sigg den Planern vor. Auf Antrag der SPD und der
Bürgerliste Pro Kluftern haben alle Räte den Verlauf
und den südöstlichen Anschluss der Südumfahrung
Markdorf an die L 207 abgelehnt.
(Erschienen: 12.06.2009)