Die Südumfahrung befindet sich in der Phase der
Planfeststellung – die Gegner der neuen Straße möchten die Gelegenheit nutzen
um das Projekt weiter zu verzögern oder ganz zu Fall zu bringen. An das
Ergebnis des Bürgerentscheides fühlen sich die Akteure nicht mehr gebunden. Außerdem
wird bezweifelt, dass die vorgelegten Planungen
gesetzeskonform seien.
Markdorf
– Die Umweltgruppe, der BUND und die Aktionsgemeinschaft Südumfahrung
hatten gemeinsam zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Dass es dann natürlich gegen die neue Entlastungsstraße
geht ist von vornherein klar. Die Besucher wurden auch nicht enttäuscht,
Frieder Staerke stellte als Referent zahlreiche
Punkte vor, die seiner Meinung nach gegen die aktuelle Planung sprechen würden.
Staerke, der Verkehrsexperte des BUND,
bezweifelt beispielsweise die prognostizierten Verkehrsströme. Zum einen würde
in der Planung immer davon ausgegangen, dass auch die
Umfahrungen Bermatingen, Neufrach,
Friedrichshafen-West sowie der Ausbau der B 30 vollzogen seien. Zum Anderen
sieht er aber auch eine deutliche Zunahme des Schwerverkehrs wenn die Südumfahrung gebaut werden würde. „Wir befinden uns hier an
der Transit-Strecke von Basel nach München“, erläutert Staerke.
Würde man das Nadelöhr Bodensee-Region noch besser ausbauen, würde man noch
mehr Lastzüge auf die mautfreie Strecke an den See locken. Während Staerke auf der einen Seite aber von der drohenden
Verkehrszunahme spricht, fragt er sich anderseits ob man in 50 Jahren diese
Straßen überhaupt noch brauche. Denn laut Staerke
würden der demografische Wandel sowie Benzinpreis-Erhöhungen durch die
Öl-Verknappung die motorisierte Mobilität einschränken und die neuen
Straßenprojekte sinnlos machen.
Staerke warnte davor, dass
man sich zuviel von der Umgehungsstraße erhoffe. „Selbst wenn die Südumfahrung so viele Autos wie erhofft aufnehmen würde,
verbleiben in der Ortsdurchfahrt so viele Fahrzeuge wie heute durch Bermatingen fahren“, stellte der Experte klar. Dies würde
nur minimale Verbesserungen für die Anwohner bringen. Staerke
kritisierte mehrfach die Unterlagen – die im Rathaus zur Einsicht ausliegen –
da sie seiner Meinung nach unvollständig seien. „Ich habe in den Ordnern keine
Angaben zu den Bau- und Betriebskosten gefunden“, so Staerke.
Als Konsequenz aus den
Planungsmängeln ergibt sich nach der Ansicht des BUND-Mitglieds nur eine Schlussfolgerung: Die Bevölkerung soll sich mit
Einwendungen an das Regierungspräsidium wenden. „Jede Einwendung führt zu einer
Verzögerung des Verfahrens und jede Verzögerung kann das ‚Aus' bedeuten“, appeliert Staerke. Er selbst
schreibe bereits an seiner Einwendung – derzeit auf Seite 30. An die Besucher
des Informationsabends wurden gleich Vordrucke von Einwendungen verteilt, mit
dem Hinweis, dass „jedes Familienmitglied eine eigene
Einwendung einreichen kann – und Eltern für ihre Kinder“. Einwendungen und
Verbesserungsvorschläge sind nur noch bis zum 17. Juni möglich, dann wird das
Regierungspräsidium darüber entscheiden.