Markdorf

Rufe nach Einwendungen verstummen nicht

Was soll das eigentlich jetzt“, fragte ein Zuhörer, „nachdem doch der Bürgerentscheid längst gelaufen ist?“ Der Herr aus dem Publikum bezog sich auf jene Abstimmung der Markdorfer Bürger vor sechs Jahren. Damals votierte eine Mehrheit für die „Südumfahrung“, die als geplante Kreisstraße 7743 die Gehrenbergstadt durchschneidende Bundesstraße 33 entlasten soll. Derart präzise, derart schlüssig, so hatte der Zuhörer angemerkt, wie bei an diesem Abend sei er zwar noch nicht informiert worden über die sicherlich schwierige Materie. Aber: die Bürgerschaft habe nun einmal entschieden und sich mehrheitlich für den Bau einer Südumfahrung ausgesprochen.

Die Veranstalter räumten das ein. Gleichwohl wiesen Jörg Münch von der Markdorfer Ortsgruppe des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND), Bernhard Lang und Frieder Stärker von der „Aktionsgemeinschaft Südumfahrung Markdorf“ mit neuerlichem Nachdruck auf die Rechtmäßigkeit ihres Anliegens hin. Alle drei Referenten des Informationsabends im großen Saal des „Hauses am Weinberg“ unterstrichen, dass mit Auslage der Planunterlagen im Rathaus jeder aufgerufen sei, diese dort einzusehen und gegebenenfalls Einwendungen oder Verbesserungsvorschläge vorzubringen. Wobei Frieder Stärker keinen Zweifel daran ließ, was die Aktionsgemeinschaft Südumfahrung anstrebt: „Machen Sie Gebrauch von diesem Recht“, appellierte er, „das Regierungspräsidium muss jeden einzelnen Einwand prüfen.“ Das bedeutet Verzögerungen. Und jede Verzögerung könne zum endgültigen Aus für die Südumfahrung führen. Denn, so argumentierte Stärker weiter, Finanzkrise, Ölpreise und die demographische Entwicklung arbeiteten gegen die geplante Umgehung.

Überhaupt sei die Umgehung ein ungeliebtes Kind, da sie den Planern ursprünglich gar nicht ins Konzept gepasst habe. Ins weiträumige Verkehrskonzept allerdings, dass inzwischen längst infrage gestellt scheint, sodass die Südumfahrung „auf Vorrat gebaut würde“, wie Frieder Stärker behauptet. Die erhofften Entlastungen bringe sie nicht. Im Gegenteil: Sie mache es den mautflüchtenden Lastwagenfahrern nur noch bequemer. Sie bekämen freie Bahn auf der Ravensburger Straße, während die Pendler auf die Südumfahrung ausweichen. Kurz: Alle erwünschten Effekte verpufften. Zusätzlicher Verkehr ströme, fließe ab von der B 31, werde zum ersten Teilstück einer neuen Hinterland-Trasse. Und all das, samt etlicher weiterer Argumente, macht aus Sicht der Umfahrungsgegner ein gänzlich neues Szenario aus im Vergleich zur Situation beim Bürgerentscheid. Das biete Gründe genug für Einwendungen.

„Wir sind deshalb doch nicht die schlechteren Demokraten“, wandte sich ein Umfahrungs-Gegner aus dem Publikum an die Runde, „nur weil wir die falschen Voraussetzungen des Bürgerentscheids vor sechs Jahren aus heutiger Sicht bemängeln.“ Ein anderer Zuhörer erinnerte sich an die Begegnung mit den Tübinger Verkehrsplanern: „Denken Sie daran, alles ist möglich!“, zitierte er den Experten. Was damals bedeuten sollte: Ist erst irgendwo ein Anfang gemacht, schreibt sich das Verkehrsnetz von allein fort. „Und dieser Anfang“, so Frieder Stärk, „soll jetzt in Markdorf kommen mit allen verheerenden Folgen.“