Kluftinger hoffen, dass die Stadt den Verkehr zügeln wird

FRIEDRICHSHAFEN - "Das ist ein großer Schritt", sagt der Erste Bürgermeister Stefan Köhler über den Umstand, dass sich Stadt Friedrichshafen und Ortsteil Kluftern in Sachen MWZ-Ansiedlung näher kommen. Kluftinger Ortschaftsräte sind nur verhalten euphorisch. Sie hoffen, dass die Stadt sich für Lärmschutzmaßnahmen ins Zeug legt.

Hatte sich der Kluftinger Ortschaftsrat bislang dagegen ausgesprochen, in dem geplanten Gewerbegebiet Kluftern-Süd auch noch Platz für eine Montagehalle für MTU-Motoren vorzuhalten, raufte sich Vermittlungsausschuss nun zusammen, wie die SZ berichtete. Der Klufterner Ortschaftsrat gibt sein Okay jetzt auch für die Montagehalle. Freilich offenbar nicht zuletzt, weil die Mehrheitsverhältnisse für die Gesamtansiedlung auch im Vermittlungsausschuss klar waren: "Da muss man abwägen, was man für Kluftern noch für Zugeständnisse erreichen kann - sich stur zu stellen, hätte nichts gebracht", sagt etwa SPD-Ortschaftsrat Bernd Cäsar. Nun sei man gespannt, was die Stadt tatsächlich für Kluftern tue, denn "das Verkehrsproblem ist nach wie vor in keinster Weise gelöst".

Auch Walter Zacke von der Bürgerliste Pro Kluftern schreit nicht gerade Hurra, wollte aber ebenfalls den Vermittlungsausschuss nicht scheitern lassen. Nun habe man einen Minimalkonsens mit der Stadt erreicht, die zumindest einräume, dass die Etablierung des neuen Gewerbegebietes "einen starken Eingriff in die Ortschaft bedeutet". Auch Zacke setzt vor allem darauf, dass die Stadt Maßnahmen ergreift, um den Verkehr im Zaum zu halten: Sei es mit einem Tempo 30-Limit durch die Kluftinger Ortsmitte, sei es mit einer Abbiegespur für Laster auf der B 31, sei es mit einer Unterführung, durch die Lkw von Kluftern kommend unter der B 31 durch düsen und dann rechts nach Friedrichshafen einbiegen können. Denn so viel sei klar: "Unsere Ortsdurchfahrt verkraftet den Mehrverkehr nicht", so Zacke. Das weitere Verfahren werde zeigen, wie ernst es der Stadt mit ihren Zusagen sei.

Tempolimit könnte kommen

Stefan Köhler hat der Ortschaft zugesichert, dass sich die Stadt in Sachen Verkehr bemühen will, "mehr zu tun als nötig". Konkretes gäbe es noch nicht zu vermelden, die Möglichkeiten reichen seiner Einschätzung nach vom Flüsterbelag über ein Tempolimit bis zu Lärmschutzwänden. Außerdem dürfen die Kluftinger in einer Projektgruppe mitdiskutieren, wie eine neue Ortsmitte zwischen Feuerwehrhaus und "Scharfem Eck" künftig bezüglich Gestaltung, Grünflächen, Parkplätzen, Belag oder sonstiger baulicher Entwicklung aussehen könnte. Dieser neue Umgang ist für Köhler mindestens so wichtig wie konkrete Ergebnisse - will er doch unbedingt vermeiden, dass "die Stadt weiter auseinander bricht", denn: "Es kann nicht sein, dass eine Kommune über lange Zeit mit einer Ortschaft nicht klar kommt." So ist der Dezernent nun froh, dass die Kommunikation zwischen Kernstadt und Ortsteil "in gute Bahnen kommt" und man "aufeinander zugeht", wie er der SZ sagt. Köhler verspricht, er wolle die Probleme, welche die Kluftinger insbesondere mit dem Entstehen des neuen Gewerbegebietes auf sich zurollen sehen, aufgreifen und sich für deren Lösung einsetzen.

Ob MTU den 1600er-Motor in einigen Jahren tatsächlich in Kluftern produziert - dafür mag auch Köhler seine Hand nicht ins Feuer legen. Man müsse die Konjunkturentwicklung abwarten. Dass MTU die geplante Montagehalle in Überlingen bauen könnte, sei kaum logisch - dieser Standort sie bei der Regionalverbandsprüfung als ungeeignet rausgeflogen. Von der Bürgerinitiative Kluftern war gestern keine Stellungnahme zu bekommen.

(Erschienen: 09.05.2009)