B 31: Protest ist noch viel zu schwach

Auf den Bundesstraßen der Region wird scheinbar nur noch geflickt und ausgebessert. Über Ausbau und Neubau wird zwar viel geredet, aber sowohl auf der B 31 am See entlang wie auch auf der B 30 Richtung Ravensburg lassen Taten auf sich warten. Proteste verlaufen im Sande beziehungswiese werden ignoriert.

FRIEDRICHSHAFEN (af) Mit beachtlichem fianziellen Aufwand hat die Stadt Friedrichshafen zusammen mit dem Landkreis, dem Bündnis Pro B 31, der Messe sowie den größten Betrieben vor Ort eine Aktion für den Ausbau der Bundesstraßen und Schienenwege in der Region gestartet. Der Slogan klingt entschlossen: "Eine Region steht auf - Wir Bürger wehren uns!" Eine verbindliche Zusage von Bund und Land wird gefordert und den Herren Oettinger und Tiefensee vor Augen geführt, dass die Bürger sich verschaukelt vorkommen: Mehr als 220000 Einwohner bringen jährlich über 100 Millionen Euro Steuern, verfügen über 200000 Arbeitsplätze und locken drei Millionen Touristen. Aber wie viele Euros fließen in die Verkehrsinfrastruktur? Auf jeden Fall viel zu wenige angesichts der Probleme, die der Verkehr bereitet.

Es gibt offenbar aber auch zu wenige, die die Probleme wirklich erkennen und bereit sind, in Berlin und Stuttgart Druck zu machen. Gerade mal knapp 6000 haben ihre Unterschrift unter die Aktion bisher geleistet, darunter 1410 im Internet unter www.B31NEU.de (Stand gestern). Selbst wenn heute bei der Volleyball-Siegesfeier auf dem Rathausplatz und morgen bei der Verabschiedung von Oberbürgermeister Josef Büchelmeier die Initiatoren nochmals kräftig die Werbetrommel rühren und im Wahlkampf auch noch die eine oder andere Unterschrift für die B 31 abfällt, beeindruckend ist das Zwischenergebnis nicht. Was waren das noch für Zeiten: Bei der Abschaffung des Interregio vor acht Jahren hat eine ganz normale Ravensburgerin 35000 Unterschriften gesammelt.

Dennoch ist man bei der Stadt unverdrossen. Ende Mai/Anfang Juni wollen der alte und der neue OB die Unterschriften in Stuttgart übergeben, heißt es aus der städtischen Pressestelle. Von den 30000 gedruckten Postkarten wären 25000 noch auszufüllen.

Derweil kommen die Ausbaupläne in die Jahre. Für die B 30 Ravensburg Süd liegt der Planfeststellungsbeschluss schon vier Jahre vor. Stadt und Land sind mit der Schussenverlegung bereits in Vorleistung gegangen, aber aus Berlin rollt trotz Konjunkturpaketen I und II vorerst kein Cent. Für die B 31 zwischen Friedrichshafen und Immenstaad sieht"s noch düsterer aus. Beim Mannheimer Verwaltungsgerichtshof rechnet man frühestens Anfang Juni mit einer ersten Entscheidung zu dem seit August 2008 beklagten Planfeststellungsbeschluss. Erst vor Kurzem seien die Stellungnahmen der Planungsbehörde im Regierungspräsidium eingegangen.

Weil es derzeit keinerlei Perspektiven für den Neubau gibt, muss halt geflickt werden. Die letzten zwei Monate mussten die Oberuhldinger und Nußdorfer dran glauben, ab 8. Juni werden die Ailinger, Schnetzenhausener und Klufterner die Blechlawine zu spüren bekommen, wenn die B 31 in Fischbach und Manzell geflickt wird. Vermutlich nicht zum letzten Mal. Denn der Schwerlastverkehr hinterlässt auf den alten Bundesstraßen immer tiefere Spuren. Sie sind für diese Belastung einfach nicht ausgelegt. So wird in den kommenden Jahren eine Baustelle die andere jagen. Mit den bekannten Folgen: Autos und Lastwagen quetschen sich wochenlang über Landes- und Kreisstraßen, durch Ortschaften.

(Erschienen: 09.05.2009)