Hier wie dort: Verkehr nervt

Es ist 7.30 Uhr in der Früh: Aufgrund der B31-Umleitung ist in Rickenbach und Tüfingen zusätzlich zum Schwerlastverkehr auch der Berufsverkehr unterwegs. Anwohner stöhnen und beklagen fehlende Fußgängerampeln sowie die ständige Überschreitung der zulässigen Geschwindigkeit innerorts.

SALEM (ms) Während die hübsche Störchin Maxi seelenruhig auf ihrem Horst seit 14 Tagen brütet und sich durch den heftigen Lärm unter ihrem jahrelangen Stammsitz nicht vertreiben lässt, beklagt sich Heidi Bürgermeister aus Tüfingen über den Verkehr. Sie wohnt direkt an der Überlinger Straße und kann ein Lied davon singen, wie schnell die Pkws und Brummis die mit 30 Stundenkilometern ausgeschilderte Strecke von Salem her kommend in die Senke herunterdüsen, Gas geben und in Richtung Überlingen davonfahren. "Man kann die Straße kaum überqueren. Wenn die mobile Ampel, wie gefordert, erst im Mai kommt, nützt uns das hier auch nichts mehr."

In Tüfingen gibt's keine Zebrastreifen-Übergänge. "Kinder können die Straße morgens kaum queren. Ganz schrecklich ist es zwischen 7 und 9 Uhr und 17 und 19 Uhr abends." Die Einwohnerin vermutet, dass aufgrund von Navigationssystemen der Schwerlastverkehr sich den kürzeren, direkten Weg durch Tüfingen bahnt, anstelle die ausgeschilderte Umleitungsstrecke durch Rickenbach zu nehmen.

Vor etwa einer Woche gab es in Rickenbach zwei Tage lang ein Radargerät. "Wenn die großen Tonner mit Anhänger versuchen, in der sehr engen Kurve der Lippertsreuter Straße herunterzubremsen und zurückschalten, geraten immer wieder welche auf die Gegenspur", bemängelt Ronja Uhlhaas aus Rickenbach. Es sehe sehr gefährlich aus. Bis jetzt sei jedoch nichts passiert und auch keine der vielen Rickenbacher Katzen überfahren worden. Sie ist in der Früh mit ihrem Hund unterwegs und erzählt, dass ihre Eltern abends um 19 Uhr mal den Verkehr gezählt haben. "Es waren 60 LKWs und 120 Autos in einer halben Stunde."

"Eine Verkehrszählung wäre jetzt nicht schlecht und eine Umfahrung von Stefansfeld notwendig für die Zukunft", kontert Dekanin Susanne Erlecke, Ortsteil Stefansfeld. "Die B31 vor der Tür nervt kolossal, es dröhnt den ganzen Tag und die meiste Nacht. Jetzt erfreue ich mich die ganze Nacht am Straßenlärm - und das auf dem Land."

Zurück nach Mimmenhausen, dem größten Teilort der Gemeinde Salem: Weiter geht's auf der B31 zum Kreisel Stefansfeld. Dort staut sich mittlerweile der Verkehr etwa 300 Meter zurück in Richtung Mimmenhausen. Johann Will steht mit seinem mobilen Kiosk "Hahn vom Bodensee" direkt am Kreisel. Er habe noch "nie so viel Verkehr gesehen". Der Duft von Abgasen mischt sich mit den Brathähnchen vom Grill. Doch Will will nicht weichen. Er bleibt da, wo er immer steht: in Salem am Kreisel.

(Erschienen: 08.04.2009)