SALEM (ms)
Während die hübsche Störchin Maxi seelenruhig auf ihrem Horst seit 14 Tagen
brütet und sich durch den heftigen Lärm unter ihrem jahrelangen Stammsitz nicht
vertreiben lässt, beklagt sich Heidi Bürgermeister aus Tüfingen über den
Verkehr. Sie wohnt direkt an der Überlinger Straße und kann ein Lied davon
singen, wie schnell die Pkws und Brummis die mit 30 Stundenkilometern
ausgeschilderte Strecke von Salem her kommend in die Senke herunterdüsen, Gas
geben und in Richtung Überlingen davonfahren. "Man kann die Straße kaum
überqueren. Wenn die mobile Ampel, wie gefordert, erst im Mai kommt, nützt uns
das hier auch nichts mehr."
In Tüfingen gibt's keine
Zebrastreifen-Übergänge. "Kinder können die Straße morgens kaum queren.
Ganz schrecklich ist es zwischen 7 und 9 Uhr und 17 und 19 Uhr abends."
Die Einwohnerin vermutet, dass aufgrund von Navigationssystemen der
Schwerlastverkehr sich den kürzeren, direkten Weg durch Tüfingen bahnt,
anstelle die ausgeschilderte Umleitungsstrecke durch Rickenbach zu nehmen.
Vor etwa einer Woche gab es
in Rickenbach zwei Tage lang ein Radargerät. "Wenn die großen Tonner mit
Anhänger versuchen, in der sehr engen Kurve der Lippertsreuter Straße
herunterzubremsen und zurückschalten, geraten immer wieder welche auf die
Gegenspur", bemängelt Ronja Uhlhaas aus Rickenbach. Es sehe sehr
gefährlich aus. Bis jetzt sei jedoch nichts passiert und auch keine der vielen
Rickenbacher Katzen überfahren worden. Sie ist in der Früh mit ihrem Hund
unterwegs und erzählt, dass ihre Eltern abends um 19 Uhr mal den Verkehr
gezählt haben. "Es waren 60 LKWs und 120 Autos in einer halben
Stunde."
"Eine Verkehrszählung
wäre jetzt nicht schlecht und eine Umfahrung von Stefansfeld notwendig für die
Zukunft", kontert Dekanin Susanne Erlecke, Ortsteil Stefansfeld. "Die
B31 vor der Tür nervt kolossal, es dröhnt den ganzen Tag und die meiste Nacht.
Jetzt erfreue ich mich die ganze Nacht am Straßenlärm - und das auf dem Land."
Zurück nach Mimmenhausen,
dem größten Teilort der Gemeinde Salem: Weiter geht's auf der B31 zum Kreisel
Stefansfeld. Dort staut sich mittlerweile der Verkehr etwa 300 Meter zurück in
Richtung Mimmenhausen. Johann Will steht mit seinem mobilen Kiosk "Hahn
vom Bodensee" direkt am Kreisel. Er habe noch "nie so viel Verkehr
gesehen". Der Duft von Abgasen mischt sich mit den Brathähnchen vom Grill.
Doch Will will nicht weichen. Er bleibt da, wo er immer steht: in Salem am
Kreisel.
(Erschienen: 08.04.2009)