Monika Blank ist
die erste OB-Kandidatin, die sich im SÜDKURIER-Interview
den Fragen der Redaktion stellt. Die wichtigsten Ziele der Politikerin, die für
Die Grünen/Bündnis 90 antritt, sind eine nachhaltige Finanzpolitik, mehr
Bürgernähe und ein nachhaltiger Klimaschutz. Als Oberbürgermeisterin von
Friedrichshafen will sie neue Akzente setzen.
Welche Anstrengungen wollen Sie unternehmen, damit die B31 endlich Realität wird?
Was sind die drei wichtigsten
Dinge, die Sie als Oberbürgermeisterin in dieser Stadt angehen würden?
Für mich sind nachhaltige Finanzpolitik, mehr Bürgerbeteiligung, Klimaschutz
und Wirtschaftsförderung wichtig. Was wir in Friedrichshafen brauchen, ist eine
Finanzpolitik, die die nächsten Generationen im Blick hat. Also eine
Finanzpolitik, die nicht noch mehr Schulden anhäuft. Wir sind derzeit schon Schulden-Spitzenreiter
in Baden-Württemberg. Wir müssen die Ausgaben deutlich an die Einnahmen
anpassen, damit unsere Kinder und Enkel irgendwann auch noch von einer hohen
Lebensqualität profitieren können.
Zweitens brauchen wir mehr Bürgerbeteiligung. Wir werden nicht umhin kommen,
das Bürgerengagement zu stärken. Wir müssen viel mehr Leute dazu bringen, dass
sie sich engagieren. Das wäre ein großes Potenzial für Jeden in
Friedrichshafen.
Und drittens sind Klimaschutz und Wirtschaftsförderung für mich Dinge, die
zusammengehören. Das eine geht nicht ohne das andere. Und da sehe ich für
Friedrichshafen unglaubliches Potenzial. Wie sind eine Industriestadt, eine
wirtschaftlich starke Stadt mit einem starken Handwerk. Wir wären schlecht
beraten, wenn wir nicht den Klimaschutz zu unserem Thema machen würden. Wir
müssen neben der Industrie auch das Handwerk hier fördern. Dafür sind
Klimaschutzmaßnahmen das ideale Konjunkturprogramm für Friedrichshafen. Und sie
sind einfach umzusetzen. Mit relativ wenig Mitteln kann man hier viel
erreichen.
Wie wichtig ist denn die Schaffung
beziehungsweise der Erhalt von Arbeitsplätzen? Was könnten Sie als OB dazu
beitragen?
Als Vertreter einer Stadt hat man natürlich erst mal wenig direkten Einfluss
auf die Wirtschaft, das muss einem klar sein. Friedrichshafen hat allerdings
eine Sonderstellung mit den Stiftungsbetrieben. Das ist ein Thema in
Friedrichshafen, das man berücksichtigen muss. Als OB würde ich schauen, dass
wir für die Stiftungsbetriebe gute Regelungen finden. Aber es ist schwierig –
auch als Oberbürgermeisterin – direkten Einfluss zu nehmen. Das entscheiden die
Unternehmen selbst.
Als Stadt können wir ansonsten nur unterstützend für die Unternehmen aktiv
werden. Wir müssen dafür sorgen, dass Friedrichshafen attraktiv ist. Wir müssen
eine hohe Lebensqualität schaffen, Familie und Beruf zusammenbringen. Unser
Handlungsspielraum sind die weichen Standortfaktoren. Es geht darum, wie
attraktiv sich die Stadt als Lebensraum präsentiert, wie attraktiv, wie
familienfreundlich diese Stadt ist. Wohnen die Menschen gerne hier oder ziehen
sie in die Umlandgemeinden? Friedrichshafen hat viele gute Seiten, aber man
muss sie auch stärken, da muss man mehr Gewicht darauf legen.
Wie stehen
Sie zum vieldiskutierten Thema Thermalbad?
Auch bei diesem Thema halte ich wenig von großen Versprechungen. Als
Oberbürgermeister-Kandidatin kann und will ich hierzu keine Versprechungen
machen. Wir müssen jetzt bis Ende April warten. Dann wird entweder die
Baugenehmigung beantragt oder eben nicht. Falls Eicher sie beantragt, dauert es
noch mal ein halbes Jahr, bis die Finanzierung vorliegt. Erst im Herbst wissen
wir frühestens Bescheid. Ich habe mich schon immer gegen diesen
„Eicher-Hotelkomplex mit Thermalbad“ ausgesprochen. Das ist ja hinreichend
bekannt. Ich würde nach Möglichkeiten suchen, es besser zu machen. Auch das ist
bekannt. Sollte sich eine Möglichkeit ergeben, das Ganze zu stoppen, würde ich
handeln. Nur im Moment gibt es keinen realistischen Ansatzpunkt. Uns sind
derzeit die Hände gebunden. Vielleicht entstehen ja bei der Kommunalwahl neue
politische Mehrheiten – eine Option, die ich durchaus ernst nehme. Dann könnte
die Sache noch mal anders aussehen. Aber so, wie wir im Moment aufgestellt
sind, müssen wir wahrscheinlich abwarten, was passiert.
Friedrichshafen ist eine
Industriestadt. Was würden Sie tun, damit es hier attraktiver wird für die
Menschen, die hier leben und für den Tourismus?
Ich glaube, wir sollten vor allem in die Infrastruktur für die Menschen, die
hier leben, investieren. Das beginnt bei banalen Dingen wie Kinderspielplätzen
und endet bei attraktiven Laufstrecken oder der Kulturförderung. Ich glaube,
wenn die Menschen gerne hier leben, dann kommen auch die Touristen nach
Friedrichshafen. Wenn Friedrichshafen ein attraktiver Standort ist, kann ich
den auch bewerben. Deswegen glaube ich, dass man hier die Lebensqualität
fördern muss. Hier in der Stadt könnte man Vieles machen. Auch die vielen
Plätze, die bisher vor sich hinvegetieren, könnte man mit Leben füllen. Es scheitert
ja in Friedrichshafen schon an den Sitzgelegenheiten. Leben entsteht dort, wo
man sich auch aufhalten kann.
Ein typisches Beispiel ist der Adenauerplatz. Der wurde zwar nach historischem
Vorbild nachgebaut, hat aber nicht die Aufenthaltsqualität, die ich mir
wünschen würde. Da könnte man meiner Meinung nach ein bisschen kreativer sein.
Wir müssen aber auch die Ideen der Menschen aufnehmen – daher plädiere ich für
die Bürgerbeteiligung. Manchmal reichen ja schon ganz kleine Maßnahmen, wie
etwa eine neue Ampel oder eine Begrünung. Das ist Lebensqualität. Hier in
Friedrichshafen könnte man noch viel tun. Aber wichtig bleibt es, die Ideen der
Menschen aufzunehmen, mit ihnen zu reden und sie nicht nur zu verwalten.
Wie viel Prozent werden Sie beim ersten
Wahlgang erreichen?
Ich hoffe doch mehr als 20, bei fünf Bewerbern.