Stuttgart öffnet kleines Baufenster für B 31

Gibt es doch noch eine Chance, die Umfahrung B 31 Friedrichshafen-West zeitnah zu verwirklichen? Es scheint so, denn die Landesregierung hat jetzt in einem Schreiben an Bundesminister Thomas de Maizière signalisiert, das Bauvorhaben in Friedrichshafen gleichrangig mit anderen Bauvorhaben zu priorisieren.

FRIEDRICHSHAFEN Liegt es am Superwahljahr 2009, liegt es an der bevorstehenden OB-Wahl in Friedrichshafen? Liegt es an der mittlerweile massiven Kritik auch aus Kreisen der heimischen CDU an der Haltung der unionsgeführten Landesregierung? Vielleicht ist von allem ein bisschen dafür verantwortlich, dass Bewegung in die Sache kommt. Fakt ist, dass Hubert Wickert, ehemals Regierungspräsident und nun Ministerialdirektor im Stuttgarter Finanzministerium, in einem Brief an Thomas de Maizière, Chef des Bundeskanzleramtes, diesen darüber in Kenntnis setzt, dass die Landesregierung nun den Bau der B 31 Friedrichshafen-West für ebenso dringlich hält wie bereits vorgeschlagene Straßenprojekte, die im Rahmen des Konjunkturpaketes des Bundes verwirklicht werden sollen.

Wörtlich heißt es in dem Schreiben: "Wir hatten uns vom verständlichen Wunsch des Bundes leiten lassen, Maßnahmen zu benennen, die unmittelbar und unverzüglich umsetzbar sind, um rechtliche Risiken für den Bund zu vermeiden und dem Sinn eines Konjunkturprogrammes zu entsprechen." Nur unter diesem Gesichtspunkt sei es unterblieben, den zweiten Abschnitt der Ortsumgehung Friedrichshafen vorzuschlagen, da gegen den im Juli 2008 erlassenen Planfeststellungsbeschluss Klagen anhängig seien, so Wickert. Vor diesem Hintergrund habe der Oberbürgermeister von Friedrichshafen, Josef Büchelmeier, nach Kontaktaufnahme mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung angekündigt, dass er sich bemühen wolle, die Kläger mit Kompensationsmaßnahmen an anderer Stelle zu einer Klagerücknahme zu bewegen. Wickert: "Sollte dies gelingen oder sich die Klagen auf andere Weise erledigen, so hält die Landesregierung den Bau der B 31 Friedrichshafen-West für gleichrangig und ebenso dringlich im Verhältnis zu den bereits vorgeschlagenen Projekten. Wir würden den Bau der B 31 nach Beseitigen der rechtlichen Hemmnisse sehr begrüßen."

Damit reagiert die Landesregierung auf die harsche Kritik aus Friedrichshafen. Die kam zuletzt auch vom OB-Kandidaten Peter Kienzle (CDU), der sich in einem Schreiben an Ministerpräsident Oettinger vehement für die B 31 stark gemacht hatte. Und sich nun einen Teilerfolg auf seine Fahnen schreibt. Gestern ließ Kienzle per Pressemitteilung seiner Freude über den Kurswechsel freien Lauf. Er danke ausdrücklich für die aus Stuttgart signalisierte Unterstützung, auf die die Häfler Bevölkerung so lange vergebens gewartet hatte. Spielen sich da die CDU-Protagonisten in einem bevorstehenden schwierigen Wahljahr nun die Bälle zu? Kienzle formuliert allerdings auch, dass nur im Zusammenwirken aller politischen Kräfte vor Ort dieser Teilerfolg erzielt worden sei.

Am Zuge ist jetzt Oberbürgermeister Josef Büchelmeier (SPD), der das Thema in einem Brief an den Ministerpräsidenten am 15. Januar losgetreten hatte. Seitens der Stadtverwaltung sei man mit verschiedenen Gruppen und den zuständigen Behörden im Gespräch, um Lösungen zu finden, welche den Klägern die Möglichkeit eröffneten, von den Klagen Abstand zu nehmen, hatte Büchelmeier vor zwei Wochen formuliert. Nun drängt die Zeit. Und den Bürgern, das weiß auch der OB, dürfte es ziemlich egal sein, wer den Weiterbau der B 31 durchsetzt, Hauptsache er wird durchgesetzt. Die Landesregierung hat nun mit dem Schreiben an den Bund ein kleines Baufenster geöffnet.

(Erschienen: 06.02.2009)