Statt Wahlkampf gemeinsam für B 31

Mit unermüdlichem Elan und unzufrieden mit der Politik vor allem in Stuttgart, drängt das überparteiliche Bündnis "Pro B 31 neu Westumfahrung" darauf, endlich den Durchgangsverkehr zu verlagern. Vor den Wahlen 2009 erwägen die im Bündnis zusammenarbeitenden Parteien, auf Plakaten gemeinsam die B 31 neu zu fordern.

FRIEDRICHSHAFEN (sz) Kritik hagelte es am Freitag vor der Presse am OB, der zuletzt gegenüber "Pro Kluftern" den Eindruck erweckt habe, den Gegnern der geplanten Straßenführung entgegenzukommen. BI-Sprecher Heinz Schaack kritisierte, der OB scheine plötzlich "seinen Geist in alle Richtungen" zu versprühen, nachdem er den Klufterner Straßengegnern signalisiert habe, in Kluftern "sei noch was zu machen". Dabei habe er ihn (Schaack) erst kürzlich wissen lassen, das Materialwirtschaftszentrum der MTU und die B 31 neu mache er zur Chefsache. Schaack wie andere im Bündnis forderten Büchelmeier auf, öffentlich klarzustellen, dass er weiterhin hinter der geplanten Straßenführung der B 31 neu stehe. SPD-Stadtrat Dieter Stauber nahm den OB in Schutz, er habe ihn immer unterstützend erlebt. Möglicherweise handele es sich um einen Beitrag in den Medien und um eine "weitreichende Fehlinterpretation von Pro Kluftern".

"Diese hervorragende Zusammenarbeit muss zum Erfolg führen", zeigte sich BI-Sprecher Rolf Schilpp im Beisein des Hagnauer Bürgermeisters Simon Blümke angetan von den Aktivitäten im Bündnis, ganz im Gegensatz zur Politik der Landesregierung. Es habe den Anschein, als herrsche in Berlin "Morgendämmerung für unser Anliegen, in Suttgart aber noch immer finstere Nacht". Beispiel: Während der Bund für die vereinbarte Arbeitsgruppe bereits einen Ministerialbeamten aus Bonn benannt habe, warte man vom Land noch immer auf eine Reaktion. Sauer ist man vor allem darüber, dass im (Hinter-)Land weitaus weniger befahrene Straßenverbindungen ausgebaut werden, am Bodensee aber nichts passiere. Noch nicht nach Stuttgart gedrungen sei offenbar, dass es sich bei der B 31 um eine Europastraße mit wachsendem Transitverkehr handle.

Schilpp erinnerte an das Schreiben der IHK und die Vorstandsvorsitzenden der Häfler Unternehmen (die SZ berichtete), in dem auch eine Überbrückungsfinanzierung angeboten wurde, zu der sich die Zeppelin Gruppe schon konkret bekannte.

Den drei anhängigen Klagen gegen die Planung der B 31 neu gibt der Anwalt Schilpp keine Chance. Den Kopf schüttelt man im Bündnis auch über die Klage des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), nachdem die Interessen von Flora und Fauna ausführlich berücksichtigt seien. Der BUND müsse aufpassen, nicht zum "Querulantenverein" abzudriften, warnte Schilpp. Er ist überzeugt, dass der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim im Frühjahr entscheidet und spätestens im dritten Quartal nächsten Jahres das Verfahren beendet ist. Daran gedacht werden könnte, die belästigten Anwohner in der Albrechtstraße als "Streithelfer" zu gewinnen.

Dieter Stauber betonte, im Bündnis nicht locker zu lassen und erinnerte, nach dem Planfeststellungsbeschluss im Juni dieses Jahres weitere Initiativen gestartet zu haben. So hat man den interfraktionellen Initiativantrag beantragt, der vom Gemeinderat beschlossen wurde und der vorsieht, dass die Stadt unverzüglich bei Land und Bund initiativ werden solle, damit das Geld für die Baureifplanung ab 2009/10 zur Verfügung steht. Ein Ergebnis der Bündnis-Forderungen ist die gemeinsame Arbeitsgruppe unter Federführung der Stadt und unter Beteiligung von Bund und Land, die alle Hindernisse für einen baldigen Baubeginn aus dem Weg räumen soll. Einen ersten Termin soll es noch vor Weihnachten geben. "Pro B 31" hofft auch auf das derzeit diskutierte Investitionsprogramm als Reaktion auf die Finanztmarkt-Krise.

Gedanken machen sich die Bündnismitglieder um die Frage, mit welchen Aktionen die Dringlichkeit des Baubeginns verdeutlich werden kann. Auf großes Interesse stößt das Vorhaben des Hagnauer Bürgermeisters Simon Blümke, mit Postkarten die im Stau Stehenden zu gewinnen. "Es liegen noch große (Fels)Brocken vor uns", sagte Blümke gestern im Hotel Maier in Fischbach, wo er in 45 Minuten 83 Lkw zählte. Nach der Fertigstellung der B 31 neu-Westumfahrung in Friedrichshafen bleibe ein "Flaschenhals" in Hagnau. Er bat darum, Kirchturmpolitik zu verhindern. Zu seiner Postkartenaktion meinte er, wir dürfen nicht mit künstlichen Staus protestieren, sondern es intelligenter machen und die Leute mitnehmen, die hier zur Messe kommen und in den Urlaub fahren.

(Erschienen: 22.11.2008)