Gespräche auf allen Ebenen

Die Mitglieder des parteiübergreifenden Bündnisses „Pro B 31“ lassen nach eigenem Bekunden nicht locker, auch wenn der Planfeststellungsbeschluss für die neue Bundesstraße theoretisch in trockenen Tüchern ist. Unter anderem wird das Terrain abgeklopft, um bei Bedarf eine Überbrückungsfinanzierung für den schnellstmöglichen B-31-Weiterbau sicherzustellen.

Friedrichshafen – „Es hat den Anschein, dass in Berlin und Bonn die Morgensonne aufgegangen ist, während in Stuttgart noch finstere Nacht herrscht.“ Rolf Schilpp, ehemaliger Stadtrat und eifriger Vorkämpfer des von CDU, SPD, Freien Wählern, FDP, Frauenliste und ÖDP getragenen Bündnisses „Pro B 31“, ist um markige Sprüche nie verlegen, wenn es um den Weiterbau der Umgehungsstraße zwischen Friedrichshafen und Immen-staad geht. Während der Bund signalisiert habe, bis Ende November einen kompetenten Ministerialbeamten aus dem Bonner Verkehrsministerium in die neue B-31-Arbeitsgruppe zu benennen, die unter Federführung der Stadt gebildet wird, so sei vom Land noch keine Reaktion eingegangen. Dabei soll die Arbeitsgruppe noch vor Weihnachten das erste Mal tagen. Die hat – mit allen beteiligten Behörden und Politikern am Tisch – das Ziel, Hindernisse für einen baldigen Baubeginn der Westumfahrung aus dem Weg zu räumen. Ein Brocken ist die Finanzierung des knapp 80 Millionen Euro teuren Projekts. Schilpp pocht darauf, dass das Land das neue B-31-Teilstück auf der Liste notwendiger Straßenbauten in die vorderste Priorität gerückt habe und der Landtag beschloss, diese Projekte bis 2015 zu realisieren. Bei einer avisierten Bauzeit von drei Jahren müssten also spätestens 2012 die Bagger anrollen. Dafür sei es allerdings nötig, endlich die Baureife-Planung in Angriff zu nehmen. Denn das Bündnis „Pro B 31“ kämpfe seinerseits aber nach wie vor um einen Baubeginn in 2009 oder 2010. Falls der Bund das Geld bis dahin nicht locker machen könne, könnte eine „Projektfinanzierungs-Gesellschaft & Co. KG“ in die Bresche springen und die anfallenden Zinskosten von rund neun Millionen Euro für diese „Überbrückungsfinanzierung“ vorschießen, freilich ohne den Baulastträger aus der Verantwortung zu entlassen. Zumindest die Zeppelin GmbH, so Schilpp, habe bereits konkret finanzielle Unterstützung zugesagt. Ob dieses Konstrukt allerdings der Bund rechtlich wie auch politisch mittragen kann, soll auch in der gemeinsamen Arbeitsgruppe geprüft werden.

Den drei anhängigen Klagen gegen den im Juni erlassenen Planfeststellungsbeschluss räumt „Pro B 31“ keine Aussicht auf Erfolg ein. Dass allerdings Oberbürgermeister Josef Büchelmeier erklärt haben soll, in dem erstmals einberufenen Vermittlungsausschuss mit Vertretern aus Kluftern auch dieses Thema diskutieren zu wollen, befremdete Rolf Schilpp und Heinz Schaack. Letzterer bezeichnete es als „unmögliches Verhalten“, wenn er den Klufternern so tatsächlich wieder Hoffnungen gemacht habe, da gehe noch etwas.

Initiativantrag

Der Gemeinderat hat auf Anregung des Bündnisses „Pro B 31“ im September beschlossen, dass die Stadtverwaltung unverzüglich bei Bund und Land initiativ werden soll, damit das Geld für die Baureifplanung der B-31-Umgehung Friedrichshafen-West ab 2009/2010 zur Verfügung steht.

Brief nach Bonn

Die IHK Bodensee-Oberschwaben hat zusammen mit den Häfler Firmen Tognum, Zeppelin und ZF an Staatssekretärin Karin Roth im Bundesverkehrsministerium geschrieben und darauf hingewiesen, das die jetzige B 31 für die Betriebe mit rund 13 000 Beschäftigten hier ein ernst zu nehmender Standortnachteil sei. Sie forderten, dass Einnahmen aus der ab Januar 2009 erhöhten Lkw-Maut vorrangig dem Straßenbau zugute kommen müssen. „Pro B 31“ hofft auf zusätzliche Mittel für den Straßenbau aus dem derzeit diskutierten Konjunkturprogramm des Bundes.

Aktionen

Die im Bündnis vereinten Parteien wollen sich im bevorstehenden Super-Wahljahr bezüglich des B-31-Weiterbaus nicht auseinanderdividieren lassen. Es gebe ernsthafte Überlegungen, etwa mit einem gemeinsamen Plakat den Unmut über die Passivität und gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Land und Bund anzuprangern. Anklang fand die geplante Postkartenaktion der Gemeinde Hagnau, die ihrerseits die Weiterplanung der B 31 zwischen Immenstaad und Überlingen fordert. (kck)