IHK und Friedrichshafener Großunternehmen machen Druck für B31-neu

Die Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) wendet sich mit den Unternehmen Tognum, Zeppelin und ZF an Staatssekretärin Karin Roth im Bundesverkehrsministerium und drängt auf einen baldigen Baubeginn bei der B31-neu West im Abschnitt Immenstaad - Friedrichshafen/Waggershausen.

Die Unterzeichner - IHK-Präsident Heinrich Grieshaber und die Vorstandsvorsitzenden Hans-Georg-Härter, Volker Heuer und Ernst Susanek - kritisieren im Schreiben die Zweckentfremdung der Einnahmen aus der LKW-Maut und die Kürzungen der Finanzzuweisungen aus dem Bundeshaushalt für Investitionen in Fernstraßen. Im Schreiben an Staatssekretärin Karin Roth heißt es: "Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, wir sind Ihnen dankbar, dass Sie am Montag, 8. September 2008, zum wiederholten Male das Gespräch in Friedrichshafen gesucht haben, um über den Sachstand bei der B31 zu berichten. Die Unterzeichner waren an diesem Termin entweder selbst oder durch leitende Mitarbeiter vertreten. Nicht zuletzt Dank Ihres persönlichen Engagements ist mit dem Planfeststellungsbeschluss für die B31-neu West (Immenstaad - Friedrichshafen/Waggershausen) ein wichtiger Fortschritt beim Ausbau der B31 erreicht worden. Auch dafür gebührt Ihnen unser ausdrücklicher Dank. Sie wiesen richtigerweise darauf hin, dass als nächster Etappenschritt das Baurecht erworben werden muss. Wir sind zuversichtlich, dass dies in absehbarer Zeit gelingt und die Planung damit bestandskräftig wird. Wie Sie sicher verstehen, ist uns ein zügiger Baubeginn der Maßnahme wichtig. Die drei unterzeichnenden Firmen beschäftigen in Friedrichshafen rund 13.000 Mitarbeiter und fühlen sich dem Standort seit Jahrzehnten verbunden. Die Verkehrsprobleme rund um die B31 stellen jedoch einen ernst zu nehmenden Standortnachteil dar. Hinsichtlich der Finanzierung der B31-neu West ist insofern eine wichtige Voraussetzung erfüllt, als die Maßnahme mit dem kompletten Finanzbedarf in Höhe von 68,5 Millionen Euro im Investitionsrahmenplan (Fünfjahresplan) des BMVBS bis 2010 berücksichtigt ist (lfd. Nr. 58). Für den Baubeginn konnten Sie uns dennoch keinen konkreten Zeitpunkt nennen und wiesen in diesem Zusammenhang auf eine ganze Reihe planfestgestellter Straßenbauprojekte im Land und Bund hin, so wie zum Beispiel die B30 Ravensburg Süd (Nr. 54 im IRP), die für unsere Region auch von großer Bedeutung ist. Auch erwähnten Sie die enormen Preissteigerungen bei laufenden Maßnahmen, insbesondere bei Tunnelprojekten, die Finanzmittel binden würden und für den Investitionsstau mit verantwortlich seien. Wir waren uns bei Ihrem kürzlichen Besuch alle einig, dass dieser Investitionsstau ohne zusätzliche Finanzmittel des Bundes für den Straßenbau auf absehbare Zeit nicht aufzulösen ist. Sie wiesen in diesem Zusammenhang auf einen Kabinettsbeschluss der Bundesregierung hin, nach dem die ab 1.Januar 2009 geplante Lkw-Mauterhöhung vollumfänglich dem Verkehrsetat zugute kommen soll (zirka 1,1Milliarden Euro pro Jahr). In der mittelfristigen Finanzplanung des Bundes 2009 bis 2012 sei dies bereits berücksichtigt. Aus den uns vorliegenden Unterlagen von Pro Mobilität zur LKW-Maut lässt sich die Aussage leider nicht nachvollziehen. Nach unseren Interpretationen würde die LKW-Maut zwar in der Tat von durchschnittlich 2,31 Milliarden Euro (2005 bis 2008) auf 3,5 Milliarden Euro (2009 bis 2012) steigen (Erhöhung um durchschnittlich 1,19 Milliarden p. a.), aber gleichzeitig sollen jedoch die Finanzzuweisungen aus dem Bundeshaushalt von durchschnittlich 7,05 Milliarden (2005 bis 2008) auf 6,46 Milliarden (2009 bis 2012) sinken, so dass die Ausgaben für die Bundesverkehrswege nur von durchschnittlich 9,36 Milliarden (2005-2008) auf 9,97 Milliarden (2009 bis 2012) steigen (Erhöhung um 0,61Milliarden Euro), also nur etwa die Hälfte von dem, was Sie in Aussicht gestellt haben. Noch schlimmer sieht es bei den Investitionen in Straßen aus. Diese sollen nach den Plänen des Bundesfinanzministeriums von jahresdurchschnittlich 5,05 Milliarden Euro (2008 bis 2012) auf 4,99 Milliarden Euro (2009 bis 2012) fallen." Weiter heißt es im Schreiben: "Uns ist klar, dass leistungsfähigere Schienen- und Wasserwege die Straße entlasten können. Es ist aber ebenso klar und durch den Investitionsrahmenplan für die Verkehrsinfrastruktur aus Ihrem Haus belegt, dass die Straße erheblich mehr Mittel benötigt, um die zukünftigen Verkehrsströme bewältigen zu können. Es ist für uns im Übrigen bei der Betrachtung der Zahlen zur LKW-Maut nicht nachvollziehbar, wie es zu dem von uns allen beklagten Finanzengpass kommen konnte. Seit Einführung der LKW-Maut im Jahr 2005 wurden bis heute Nettoeinnahmen von 2,3Milliarden Euro p. a. erzielt. Um exakt die gleiche Höhe wurden die Finanzzuweisungen für die Bundesverkehrswege gekürzt, das heißt, die LKW-Maut wurde bis heute vollumfänglich für den Bundeshaushalt vereinnahmt. Politisch versprochen war, dass die LKW-Maut "on top? für Verkehrsinfrastruktur verwendet wird. Angesprochen auf diese offenkundige Zweckentfremdung der Maut haben Sie uns bei Ihrem jüngsten Besuch bestätigt, dass diese Mittel "weg? seien und dies mit der notwendigen Konsolidierung des Bundeshaushaltes begründet, den ja auch die Wirtschaft fordere." Weiter heißt es im Schreiben an Roth: "Bitte beachten Sie, dass die Wirtschaft zwar für solide Staatsfinanzen eintritt und überbordende Staatsverschuldung ablehnt, weil dies die Steuern von morgen sind. Die Wirtschaft hat aber kein grünes Licht dafür gegeben und steht auch nicht als Kronzeuge dafür zur Verfügung, den Staatshaushalt zulasten investiver Ausgaben zu sanieren, denn dies schwächt das Wachstum von morgen. Die Sanierung muss über die konsumtiven Staatsausgaben erfolgen, so schwierig dieser Weg auch ist. Wir appellieren daher an Sie in Ihrer Funktion als Staatssekretärin im BMVBS, aber auch als Bundestagsabgeordnete aus Baden-Württemberg, sich dahingehend einzusetzen, dass die Mittel für den Straßenbau nicht weiter sinken, sondern dem Bedarf entsprechend angepasst werden. Wie beschrieben, sind die Mittel dafür vorhanden. Nur so haben wir Hoffnung, dass der drohende Verkehrskollaps auf den Straßen verhindert wird und in absehbarer Zeit der dringend notwendige Spatenstich für die B31-neu West erfolgen kann."