14.08.2008 02:00



Markdorf

Bis September soll die Lösung stehen

VON HELMAR GRUPP

Ein Thema, mehrere Meinungen: Im Konflikt zwischen der Stadt und der Firma Wagner in Sachen Südumfahrung gibt es laut Bürgermeister Gerber eine Einigung. Wagner-Chef Koch hingegen sieht die Gespräche lediglich "auf einem guten Weg". Die geänderten Unterlagen für die Trassenführung an der Bahnlinie bei Lipbach sollen Ende September ans Regierungspräsidium (RP) gehen. Erst dann kann das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden.

Markdorf - Ist der Streit zwischen der Firma Wagner und der Stadt beigelegt? So, wie es derzeit scheint, glätten sich zumindest die Wogen. Bei dem Zwist geht es um eine Fläche im Besitz des Unternehmens, die die Stadt kaufen will, um dort die Anbindung der geplanten Südumfahrung an die L207 zu realisieren. 6100 Quadratmeter wollte die Stadt ursprünglich erwerben. Keine Chance, signalisierte seinerzeit Wagner-Geschäftsführer Thorsten Koch, der einen Teil des Geländes für die zweite Phase der Erweiterung des Unternehmens vorhalten möchte. Auch ein anschließendes reduziertes Kaufangebot über 5100 Quadratmeter lehnte Koch ab. Im Juni hatten nun die letzten Gespräche stattgefunden, und eigentlich wollten sich die Parteien - inklusive Landrat Lothar Wölfle als Chef der "Kreisstraßen-Behörde" - zwei Wochen darauf nochmals treffen. Dazu ist es aber bis heute nicht gekommen. Kein Problem, meint Gerber, denn man habe sich ja bereits geeinigt: "Wir haben Änderungen in gegenseitiger Absprache getroffen und eine Lösung aufgezeigt." Diese bestehe darin, dass man die Trasse "leicht nach Süden" verschoben habe. Der Flächenbedarf sei nicht das strittige Thema gewesen, sondern die Frage, welchen Teil der Fläche die Stadt kaufen könne. "Aus meiner Sicht haben wir den Durchbruch erreicht", sagte Gerber auf Anfrage des SÜDKURIER.

Für Koch hingegen gibt es seit Juni "nichts Neues". Das Gespräch sei nach den heftigen Konflikten der ersten Treffen "in die richtige Richtung" gegangen. "Jetzt müssen wir nur noch zueinander finden", sagt er. Für ihn sei entscheidend, dass beide Parteien den Platz fänden, den sie für ihre Pläne bräuchten. Das Unternehmen werde nun abwarten, wie sich Stadt und Landkreis positionieren würden, dann werde er entscheiden.

Landrat Lothar Wölfle, nach eigener Aussage als Mittler eingeschaltet nach den atmosphärischen Störungen der ersten Treffen von Koch und Gerber, stellte gestern klar, dass es eine faktische Einigung noch nicht gibt: "Richtig ist, dass noch nicht das endgültige o.k. von der Firma Wagner auf dem Tisch liegt. Aber es gibt ein deutliches Signal." Man habe inzwischen die geplante T-Einmündung zwischen der Bahnlinie und dem Wagner-Areal "mit einigem Aufwand deutlich verschieben können" und benötige daher weit weniger Grund und Boden von Wagner. Somit seien auch die anvisierten 5100 Quadratmeter nochmals stark reduziert worden, sagt Wölfle. Dieses Entgegenkommen sei von den Vertretern des Unternehmens als "positives Zeichen" anerkannt worden. Nun müsse man bei Wagner prüfen, ob die Firma mit diesem Angebot leben könne. "Ich habe den Eindruck, dass es eine Basis ist, auf der man sich einigen kann", befindet Wölfle.

Doch wie geht es nun weiter? Im Gegensatz zu Gerbers Ansicht, der gestern zu Protokoll gab, dass die geänderten Pläne für den Wagner-Bereich bereits ans Regierungspräsidium weitergeleitet worden seien, bestätigen Wölfle und sein Sachgebietsleiter beim Kreis-Straßenbauamt, Tobias Gähr, dass die noch ausstehenden Unterlagen zurzeit im Landratsamt ausgearbeitet werden, von einem externen Ingenieurbüro unter Steuerung der Landratsamt-Planer. Bis Ende September, wenn von allen Seiten das O.k. vorliege, sollen die geänderten Pläne dann nach Tübingen gehen. Konkret habe man "ein paar Meter gewonnen", indem man die Trasse mit der T-Kreuzung näher an die Bahnlinie herangerückt habe. Er gehe davon aus, dass das Regierungspräsidium gegen die dann nachgereichten Unterlagen keine Einwände geltend mache, sagt Gähr. Die Entscheidung werde jedoch in Tübingen getroffen.

Sowohl Wölfle und Gähr als auch RP-Pressereferent Jochen Heinz betonen, dass das Planfeststellungsverfahren erst dann eingeleitet werden kann, wenn alle Unterlagen komplett geprüft worden seien. Derzeit, so Heinz, prüfe man im RP die bisher eingereichten Pläne. Wenn die ausstehenden Unterlagen vorlägen, werde man auch diese der Prüfung unterziehen. Wie lange eine solche dauere, könne man laut Heinz nicht sagen. Das Planfeststellungsverfahren beginnt mit der Offenlegung aller Pläne.

Die Planänderung

Laut Tobias Gähr vom Kreis-Straßenbauamt habe man bei der Firma Wagner "einige Meter gewonnen", indem man mit der geplanten Trasse näher an die Bahnlinie gerückt sei. Der Knotenpunkt - eine T-Kreuzung mit einer Ampel - liege auf Markdorfer Gemarkung. Teile des Kreuzungsbereiches, der zweispurig nach Markdorf und zweispurig links abbiegend auf die Südumfahrung führen soll, werden auf Klufterner Gemarkung liegen. Die Ausweitung sei nötig, da der Knoten vierspurig geführt werden muss. Die gesamte Südumfahrung soll nach letzten Berechnungen rund 15,5 Millionen Euro kosten. (gup)

 

 

14.08.2008 02:00



Markdorf

Noch nicht vom Eis

VON HELMAR GRUPP

Auch wenn Bürgermeister Gerber nicht müde wird, zu betonen, dass die Südumfahrung-Pläne in Tübingen wegen des Wagner-Streits nicht auf Eis lägen, ist das nur die halbe Wahrheit. Solange die Prüfung der bislang eingereichten Unterlagen nicht beendet ist, ergibt sich tatsächlich keine Verzögerung. Sind die Unterlagen aber für o.k. befunden, bevor die Änderungen beim Wagner-Gelände nachgereicht sind, sitzen die RP-Mitarbeiter tatsächlich auf dem Trockenen - und der Beginn des Planfeststellungsverfahrens für die Umfahrung hängt dann in der Warteschleife. Ohnehin scheint Gerber das Thema nicht gerade zu schmecken. Gut, dass da wenigstens Landrat Wölfle offen und ohne Manschetten Auskünfte erteilt.