10.07.2008 02:00



Hagnau

"Belastung ist unerträglich"

VON UWE PETERSEN

Hagnau ist durch die Bundesstraße31 zweigeteilt. Dazu kommt derzeit eine Doppelbelastung durch die Umleitung der B33. Vom Fahrverbot für Lastwagen am Wochenende merken die Hagnauer nicht viel: Die Sattelzüge rauschen trotzdem durch das kleine Dorf. Die örtliche CDU geht jetzt auf Konfrontationskurs. "Der Bau der neuen Trasse muss forciert werden", sagt Gemeinderat Axel Häberle.

Hagnau - Der Hagnauer CDU-Gemeinderat Axel Häberle befindet sich in einem Zwiespalt. "Meine Partei sitzt in Stuttgart und in Berlin an der Regierung. Aber wir können doch hier trotzdem nicht tatenlos zusehen, das würde der Bürger nicht verstehen." Die Rede ist von der Bundesstraße31, die Hagnau in zwei Teile trennt. Immer unüberwindlicher wird diese Straße. "In den letzten Jahren hat das Aufkommen an Lastwagen um 50 Prozent zugenommen, unabhängig von der jetzigen Doppelbelastung durch die Umleitung der Bundesstraße33. Und es werden immer mehr", klagt Häberle und verweist auf die Fahrverbote an Wochenenden in der Urlaubszeit. "Die B31 zwischen Stockach und Sigmarszell ist eine von nur drei Bundesstraßen im gesamten Bundesgebiet, für die dieses Fahrverbot gilt. Damit ist dokumentiert, dass sie zu den befahrensten Straßen der Republik gehört."

Eine wirkliche Entlastung ist das Fahrverbot aber nicht. Während des Gespräches rauschen immer wieder Sattelzüge vorbei: Tschechen, Österreicher, Holländer, auch Deutsche. "Und das schon am ersten Wochenende, wo viele noch Angst haben, dass stärker kontrolliert wird. Im Verlaufe der nächsten Wochen wird das noch zunehmen", befürchtet der Gemeinderat und kritisiert außerdem die Samstagsregelung: "Zwischen 20 Uhr und Mitternacht dürfen sie ganz offiziell fahren - dann haben wir also ganz sicher verstärkten Lastwagen-Verkehr."

Häberles Forderung ist simpel: Wenn einerseits die Verbote zu schwach sind und sowieso nicht eingehalten werden, wenn andererseits die B31 so überlastet ist, dann muss der Bau der neuen Trasse forciert werden. "Jährlich werden durch die Mautgebühren 800 Millionen Euro mehr eingenommen. Die sollten vorrangig in den Bau von notwendigen Neubauten gesteckt werden. Und da steht die B31 ganz oben auf der Liste der sinnvollen Entlastungen für die Bürger. Der Planfall 7.5 sollte jetzt endlich auf den Weg gebracht werden." Dass er damit gegen die von der eigenen Partei geführte Regierung schießt, ist Häberle klar - deshalb versucht er mit Parteikollegen über das Land auf den Bund einzuwirken, um möglichst schnell eine Lösung zu erreichen. "Sonst laufen uns die Wähler weg!"

Kommentar "Es ist an der Zeit"

 

 

10.07.2008 02:00



Überlingen

Es ist an der Zeit

In Hagnau ist es besonders schlimm. Seit Jahren wird das Dorf immer noch mehr zerrissen durch den wachsenden Verkehr auf der Bundesstraße. Da hilft der Hinweis auf die Ausnahmesituation - die B33 wird wegen der Arbeiten in Markdorf über die B31 umgeleitet - nur wenig. Denn auch ohne die Umleitung hat der Lastwagen-Verkehr unerträgliche Ausmaße angenommen.

Seit Einführung der LKW-Maut stieg die Zahl der Brummis, die sich täglich durch Hagnau wälzen, von 2000 auf 3000. Dazu eine Flut von Autos. Das berührt nicht nur die Einwohner, sondern in starkem Maße auch den Tourismus und damit die Lebensgrundlage des Dorfes. Einzelinteressen der Gemeinden sind verständlich und machen eine Einigung nicht leicht. Nur eines ist klar: Keine Lösung ist die schlechteste Lösung überhaupt - für Hagnau und viele andere Gemeinden. Nach jahrzehntelangem Hickhack muss jetzt endlich gehandelt werden. Es ist wirklich an der Zeit.