Ulrich Müller: "Wir brauchen eine breite Bewegung für mehr Geld im Straßenbau"

FRIEDRICHSHAFEN (af) Wie geht"s nach dem Planfeststellungsbeschluss weiter? Wir befragten dazu die Landtagsabgeordneten des Bodenseekreises, Ulrich Müller (CDU), Norbert Zeller (SPD) und Hans-Peter Wetzel (FDP). Sie werden dem Vorschlag des Ausschusses folgen und die Petitionen abweisen.

Alle drei Abgeordneten des Bodenseekreises gehen davon aus, dass der Beschluss gerichtlich angefochten und von den Klägern eine aufschiebende Wirkung ihrer Klagen beantragen wird. Gibt das Verwaltungsgericht Letzteren statt, kommt das erstmal einem Baustopp gleich, und die Sache dürfte sich Jahre hinziehen. So jedenfalls sieht es Ulrich Müller. Für den Bund hätte sich die Frage des Geldes dann vorerst erledigt. Solange der Beschluss keine Rechtskraft hat, fließen aus Berlin auch keine Mittel in das Projekt. Verneint das Gericht die aufschiebende Wirkung der Klagen, kann im Prinzip gebaut werden - allerdings auf eigenes Risiko. Gesetzt den Fall, das Regierungspräsidium bekäme vom Verwaltungsgericht grünes Licht, wäre der Kampf ums Geld aber noch lange nicht gewonnen.

Nicht weniger als 163 Straßenbauprojekte des Landes sind im "vordringlichen Bedarf" bis 2015 aufgelistet. Nach Auskunft von Verkehrsstaatssekretär Rudolf Köberle müsste der Bund im so genannten Investitionsrahmenplan jährlich 380 Millionen Euro in Baden-Württemberg bereitstellen. Doch nur die Hälfte wird laut Köberle überwiesen. Was mit den 190 Millionen gemacht wird, entscheidet der Bund. Selbst für im Bau befindliche Projekte reiche dieses Geld nicht aus.

"Wir müssen uns in der Warteschlange weit nach vorne kämpfen, sonst tut sich auch in den nächsten Jahren nichts", befürchtet Müller. Ein zugkräftiges Argument ist für den CDU-Abgeordneten die Verkehrswirksamkeit der bisherigen Umfahrung zwischen FN-Ost und dem Colsmannknoten. Diese sei ohne den Weiterbau nicht gegeben, das hießt, das Ganze bliebe ein Torso.

Vignette könnte helfen

"Wir brauchen auf jeden Fall eine breite Bewegung für mehr Geld im Straßenbau", sagt der CDU-Abgeordnete, kann aber auch nicht so recht erkennen, woher sie kommen soll. Er bleibe bei seinem schon 1996 gemachten Vorschlag, eine Autovignette einzuführen und das eingenommene Geld in den Straßenbau zu stecken. "Dann hätten wir finanziell mehr Spielraum."

Zeller (SPD) setzt auf Berlin

"Ich werde alles tun, um die notwendigen Mittel aus Berlin zu beschaffen", verspricht Norbert Zeller (SPD). Selbst wenn Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss eingereicht wer-den, geht er davon aus, dass im Regierungspräsidium Tübingen die Planungen für die Umsetzungsphase weitergeführt werden. Die 18 Jahre, die die Behörde in Tübingen für die Planfeststellung gebraucht habe, sei ein "Trauerspiel", das sich nicht wiederholen dürfe, sagt Zeller. "Ich wäre gottfroh, könnte der Bau 2010 beginnen." Was alternative Finanzierungsmodelle betrifft, ist Zeller skeptisch. Es gebe in der Raumschaft zwar Überlegungen, aber noch sei nichts Konkretes auf dem Tisch.

Wetzel (FDP) setzt auf Wahlen

Hans-Peter Wetzel (FDP) gibt die Hoffnung nicht auf. "Wenn der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, müssen wir beim Bundesverkehrsministerium die Türen einrennen, um ans Geld zu kommen", sagt Wetzel. Die Verkehrsmisere im Süden sei ein richtiger Standortnachteil. Bei der hohen Wirtschaftskraft und der niedrigen Arbeitslosigkeit, die im Land herrschen, könne es doch nicht sein, "dass wir auf maroden Straßen fahren, während die in den neuen Bundesländern auf schönen, neuen unterwegs sind". Wetzel setzt auf die Bundestagswahl 2009: "Erst wenn der Einfluss der Liberalen stärker wird, bewegt sich hier was."

(Erschienen: 26.06.2008)