Landtag entscheidet heute über Petitionen zur B 31

Heute fallen in Stuttgart die Würfel für den Planfeststellungsbeschluss B 31 neu Friedrichshafen-Immenstaad.

FRIEDRICHSHAFEN (sz) Der Landtag entscheidet in "letzter Instanz" über die Petitionen der Gegner. Weil der zuständige Ausschuss diese bereits abgewiesen hat, dürfte die Abstimmung im Landesparlament reine Formsache sein.

Die fertiggestellten Planunterlagen liegen seit Monaten unterschriftsreif beim Regierungspräsidium Tübingen (RP). Allein die Petitionen der Bürgerinitiative Pro Kluftern und der Vereinigten Verkehrsinitiative der Bodenseeregion (VVB) haben nach Angaben der Planungsbehörde den Erlass des Beschlusses verzögert. Theoretisch könnte er demnach schon morgen vorliegen. Auf ein paar Tage hin oder her kommt es jetzt weder Befürwortern noch Gegnern an. Seit 1990, als die Mannheimer Verwaltungsrichter den alten Planfeststellungsbeschluss kippten, bastelt man in Tübingen an einem neuen. Dieser dürfte jetzt zumindest juristisch hieb- und stichfest sein. "Meinen Sie nicht, wir machen den gleichen Fehler", soll ein hoher Beamter des RP dem Vorsitzenden des Bündnisses Pro B 31, Rolf Schilpp, versichert haben.

Die letzte Vorstellung im "B-31-Theater" dürfte die neue Planfeststellung nicht sein. Die Bürgerinitiative Pro Kluftern sammelt schon geraume Zeit Geld für Klagen. Weil sie selbst nicht klageberechtigt ist, hat sie einen sogenannten Klägerunterstützungsverein gegründet, der potenziellen Klägern finanziell unter die Arme greifen soll.

Pro Kluftern unterstützt Kläger

"Unser Ziel ist es, die bahnparallele Trasse zu verhindern", sagt Adalbert Kühnle von Pro Kluftern. Diese ist zwar nicht Bestandteil der B 31-Planfeststellung, aber der Knoten bei Spaltenstein würde diese präjudizieren, argumentieren die Klufterner. Ortschaftsrat Walter Zacke geht davon aus, dass "eine Handvoll Betroffener innerhalb der Vier-Wochen-Frist Klage beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg einreichen".

Ein Verkehrsgutachten der Schweizer Rapp Trans AG werde "Munition" für die Klagen liefern, verspricht Zacke. Der Unterstützungsverein habe sich zum Ziel gesetzt, den Klägern jährlich 20000 Euro zur Verfügung zu stellen.

Im Westen regt sich Widerstand

Derweil regt sich auch in Immen-staad Widerstand. In einer halbseitigen Anzeige im Gemeindeblatt haben 26 "Erstunterzeichner" aus allen politischen Lagern zu einer Unterschriftenaktion gegen die geplante B 31 aufgerufen. Mit Unterstützung möglichst vieler Bürger wollen sie den Gemeinderat zu einer Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss ermuntern. Dabei verweisen sie auf entsprechende Beschlüsse, die diesen Weg ebnen. Auf einer ganzen Seite hat Bürgermeister Jürgen Beisswenger im neuen Gemeindeblatt geantwortet und festgestellt, dass am Gesamtkonzept des Planungsfalles 7.5, dessen Bestandteil die B 31 ist, nichts mehr zu drehen ist - auch nicht durch eine erfolgreiche Klage. Sein Fazit: Mit dem Bau der Ortsumgehungen im Zuge des P 7.5 werde die Belastungssituation für Immenstaad nicht verschlimmert. Ob sich der Gemeinderat damit zufrieden gibt, bleibt abzuwarten.

Schilpp bleibt optimistisch

Rolf Schilpp vom Bündnis Pro B 31 ist optimistisch. Selbst wenn der Planfeststellungsbeschluss beklagt werden sollte, werde der VGH innerhalb eines Jahres über die aufschiebende Wirkung der Klagen entscheiden. Sollte das Gericht diese verneinen (wovon Schilpp ausgeht) könnte spätestens 2010 der Bau beginnen, wobei die Finanzierung der Knackpunkt ist. Auch wenn die B 31 im vordringlichen Bedarf stehe, heißt das noch lange nicht, dass sie unverzüglich in Angriff genommen werde. Beispiele jahrelanger Bauverzögerungen gebe es genügend. Weil man im Bündnis Pro B31 aber weder auf die Priorisierungsliste des Landes (Baubeginn frühestens 2011) noch auf eine Volksspende wie Graf Zeppelin vor 100 Jahren zählen könne, setzt man auf ein alternatives Finanzierungskonzept. Dieses würde es ermöglichen, sofort nach Bestandskraft der Planfeststellung mit dem Bau zu beginnen. Näheres dazu will Schilpp noch nicht verraten.

(Erschienen: 26.06.2008)