20.06.2008 02:15
VON PATRICK MüLLER
Am
MTU-Materialwirtschaftszentrum in Kluftern führt
meines Erachtens kein Weg vorbei. Wir sind froh, dass es die Stadt
Friedrichshafen im zweiten Anlauf doch noch geschafft hat, unserem Unternehmen
ein passendes Gelände anzubieten. Was vielleicht vielen noch nicht klar ist:
Diese zentrale Einrichtung wird künftig nicht nur der Dreh- und Angelpunkt des
Materialflusses für die Produktion sein, sondern sie ist zentraler Faktor für
den Erhalt vieler Arbeitsplätze in Friedrichshafen und der Region. Unser
Unternehmen wächst deutlich schneller als das vor ein paar Jahren zu erwarten
war, was auch mit unserer neuen Selbstständigkeit zu tun hat. Mittlerweile
platzen die beiden Werke aus allen Nähten. Für ein etwa 5,4 Hektar großes MWZ
gibt es dort nicht nur ansatzweise genügend Platz.
Ein zentrales
Materialwirtschaftszentrum außerhalb der bestehenden Werke schafft Platz in den
Werken, um dort die Produktionsabläufe effizienter zu gestalten und sorgt für
deutliche Kostenersparnis. Die wiederum macht uns wettbewerbsfähiger auf dem
Weltmarkt. Denn schlussendlich sichert all das nicht nur den wirtschaftlichen
Erfolg des Unternehmens, sondern ganz klar die Arbeitsplätze in der
Bodenseeregion und die Existenzgrundlage der Mitarbeiter. Das sind nicht nur
die Arbeitsplätze in den MTU-Werken. Sondern das sind auch die Arbeitsplätze
bei den vielen Zulieferern und natürlich auch mittelbar Arbeitsplätze dort, wo
unsere Kollegen ihr Geld ausgeben - im Supermarkt, in der Gastronomie, bei
Handwerkern und so weiter. Also: Wenn es dem Unternehmen gut geht, geht es
damit auch der Region gut.
Wir können allerdings nicht
davon ausgehen, dass alles so weiterläuft wie bisher, wenn wir kein
Materialwirtschaftszentrum bzw. die Baureihe 1600 bauen dürfen. Ich fürchte,
dass dann Konsequenzen gezogen werden, wie die Wettbewerbsfähigkeit auf andere
Weise verbessert werden kann. Da muss man nur die Zeitung von gestern lesen:
Daimler baut sein neues Pkw-Werk in Ungarn. Dort gibt es Platz, Subventionen
und qualifiziertes Personal.
Für mich ist der Nachdruck,
mit dem unsere Geschäftsleitung den Bau des Materialwirtschaftszentrums/Baureihe
1600 in der Region verfolgt, ein klares Bekenntnis zum Standort
Friedrichshafen. Investitionen in Höhe von rund 40 Millionen Euro - das ist
schon ein Wort.
Die Sorgen der Bürger von Kluftern sehe ich durchaus. Aber ich bin überzeugt davon,
dass unsere Planer alles dafür tun werden, die Belastung so gering wie möglich
zu halten. Der Lastwagenverkehr wird zum allergrößten Teil über die B31
abgewickelt, wird also Kluftern nicht treffen. Und
ein wesentlicher Teil des Verkehrs führt heute schon ganz in die Nähe. Denn die
Halle des Logistikers Schenker ist bereits wichtiger Umschlagplatz für
Produktionsmaterial. Der zusätzliche Verkehr wie auch die Zu- und Abfahrt
dürften in den Griff zu bekommen sein. Bei allen Bedenken wie beispielsweise
zum Flächenverbrauch und zu Verkehrsfragen überwiegen für den Betriebsrat
eindeutig die Vorteile. Wir hoffen auf die Kooperation von Bürgern und
Grundstückseigentümern. Alles andere stellt die Existenzgrundlage vieler
Kolleginnen und Kollegen und die wirtschaftliche Zukunft der Tognum/MTU in der Region in Frage.
Patrick Müller
Patrick Müller ist
Betriebsratsvorsitzender der MTU in Friedrichshafen. Gleichzeitig ist er
stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Tognum
AG.
Er argumentiert für den Bau
des Materialwirtschaftszentrums in Kluftern, weil nur
so eine langfristige Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze in Friedrichshafen
und der Region möglich sei.
Patrick Müller wurde am 1.
Dezember 1968 in Homburg an der Saar geboren. Seit 1990 arbeitet er bei der
MTU, er begann dort als Industriemechaniker-Lehrling. Zwischen 1992 und 1993
leistete Müller seinen Zivildienst im Friedrichshafener
Spielehaus. Danach kehrte er zur MTU zurück und
arbeitete als Industriemechaniker in der Fertigung.
Seit 1998 ist er als
Betriebsrat freigestellt. Seit dem 1. August 2007 ist Müller der Vorsitzende
des MTU-Betriebsrats.