Markdorf-Ittendorf

Heiße Debatte um den Verkehr

 

VON HELMAR GRUPP

 

Das auf dem Areal Algemarin geplante Baugebiet, der ersehnte Dorfplatz und natürlich die drängende Verkehrsproblematik: Dies waren in Ittendorf die prägenden Themen der ersten Bürgerversammlung. Einig zeigte sich Bürgermeister Bernd Gerber mit Ortsvorsteher Thomas Geßler in der Ablehnung der Planungsfall 7.5-Trasse.

Markdorf-Ittendorf - Fünf Jahre nach der letzten Bürgerversammlung in Ittendorf freute sich Geßler sichtlich, den rund 60 Zuhörern im Bürgerhaus einen kurzen Überblick über Erreichtes und Geplantes geben zu können. Der Kampf gegen den Planungsfall 7.5 habe Rat und Verwaltung "stark beschäftigt". Ihn wolle man weiterführen: "Wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, haben wir eine Chance, diese für Ittendorf katastrophale Trasse zu verhindern", appellierte Geßler um ein weiterhin festes Bündnis von Stadt, Ortschaftsrat und Interessengemeinschaft. Positiv stünden die Investitionen ins Bürgerhaus und die in diesem Jahr noch anstehende, 50000 Euro kostende Erneuerung der sanitären Anlagen im Kindergarten zu Buche. Über den "Blitzer" an der Ecke Pfarrhaus/Anwesen Marquart seien die Verträge mit der Familie Marquart bereits unterzeichnet. Er hoffe auf eine Inbetriebnahme der Radaranlage noch in diesem Sommer, sagte Geßler. Ansonsten strebe die Ortschaft ein "moderates Wachstum" an, mit einem neuen Baugebiet auf dem Gelände der Firma Algemarin. Der Dorfplatz unterhalb des Bürgerhauses sei nach wie vor ein Ziel, noch stehe aber die Einigung mit dem Grundstückseigentümer aus. Ausdrücklich bedankte sich Geßler am Dienstagabend für die "gute Zusammenarbeit im Ortschaftsrat".

Gerber wiederum informierte die Zuhörer über die gesunden Finanzen der Stadt, den Schul- und Kindergartenbereich und die florierende Entwicklung in der Innenstadt. Bei der Südumfahrung, so Gerber beim Einstieg ins abendfüllende Thema Verkehr, sei es "gelungen, die Trasse so gut als möglich in die Landschaft einzubinden". Der Planungsfall 7.5, pflichtete Gerber Geßler bei, sei "nicht unsere Wunschtrasse. Dagegen etwas zu unternehmen, ist unsere Aufgabe". In diese Kerbe hieb Heinrich Wegis, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf: Sollten eines Tages alle vier Umgehungen (Markdorf, Bermatingen, Friedrichshafen-West und Kluftern) gebaut sein, müsse man mit eine Belastung für Ittendorf von 19600 Fahrzeugen täglich rechnen, zitierte Wegis aus einer Studie von Modus Consult: "Damit werden wir uns sehr schwer tun!" Wenn alle Straßen, inklusive der B31 neu, fertig seien, kämen zu den derzeitigen rund 12- bis 13000 Fahrzeugen rund 2000 weitere hinzu, hielt Gerber entgegen. Zudem gehe in Sachen Planungsfall 7.5 derzeit "gar nichts voran", da keine Mittel in Sicht seien.

Wegis's Mitstreiter Karl-Heinz Kreidler wehrte sich vehement gegen diese Argumentation: "Es geht um Tendenzen und es geht um einen Zustand, den wir möglicherweise bekommen", mahnte er. Bereits heute müsse Ittendorf mit 13 Prozent Schwerlastverkehr leben.

Ob trotz der linienfestgestellten Trasse noch Änderungen am Verlauf des Planungsfall 7.5 möglich seien, wollte Manfred Braun wissen. "Die Autobahn war auch linienfestgestellt und geworden ist nichts draus", entgegnete CDU-Kreisrat Ernst Arnegger trocken. Eine Linienfestlegung habe zwar "ein bestimmtes Gewicht, aber sie ist nicht der tatsächliche Verlauf der Straße", assistierte Bürgermeister Bernd Gerber.

 

 

05.06.2008 02:00



Friedrichshafen

Leider ohne Lobby

VON HELMAR GRUPP

 

 

Ohne Mitleid heischend wirken zu wollen: Die Ittendorfer sind nicht zu beneiden. Schon jetzt ist der Ort vom Verkehr durchschnitten. Wenn alle Umfahrungen gebaut sein sollten, wird der Ort von verkehrsträchtigen Straßen umzingelt sein - und das ist keine Boulevard-Schlagzeile. Aktionsmitglied Karl-Heinz Kreidler hat sicher nicht unrecht, wenn er sagt, dass die zu erwartende Mehrbelastung für Ittendorf noch nie konkret beim Namen genannt worden sei. Das Problem: Das Dorf hat keine politische Lobby, im Gegensatz zu Friedrichshafen, Markdorf oder auch Bermatingen. Umso wichtiger ist es, dass alle Akteure in der Region, ob sie nun Gerber, Köberle oder Müller heißen, bei allen künftigen Planungen sich auch den Ittendorfern verpflichtet fühlen.