Bau der BF30 Süd verzögert sich weiter

RAVENSBURG (vin) Was tut sich eigentlich in Sachen Neubau der B30 Süd? Seit einigen Monaten ist es ruhig geworden um das Straßenbauprojekt, das den Ravensburger Süden sowie Weißenau und Eschach vom Verkehr entlasten soll. Staatssekretär Rudi Köberle (CDU) ist nicht besonders optimistisch, dass der Bund vor 2010 das Geld bewilligt.

"Dieses Jahr wird das nichts mehr. Und nächstes Jahr nur, wenn im Bundestagswahlkampf plötzlich Geschenke verteilt werden", sagt der für Verkehr zuständige Staatssekretär im baden-württembergischen Innenministerium, Rudi Köberle, auf SZ-Anfrage. Selbst für die Umgehungsstraße von Herbertingen, die allgemein als noch dringlicher angesehen wird als die BF30 Süd, sei derzeit kein Geld da. Die neue Ravensburger Straße soll knapp 50 Millionen Euro kosten, die Herbertinger Umgehung 27 Millionen Euro.

Sollte Köberle Recht behalten, kann frühestens 2010 mit dem Bau begonnen werden. Das wäre ein herber Rückschlag, hatten doch die Beteiligten bei der Übergabe des Planfeststellungsbeschlusses, der die rechtliche Freigabe des Projekts markiert, Ende 2005 auf einen baldigen Baubeginn der BF30 gehofft. So um das Jahr 2007. Jetzt ist 2008, Geld nicht in Sicht. Derzeit laufen die Vorplanungen für den Bundeshaushalt 2009, und da hat Herbertingen mutmaßlich Vorfahrt, weil der dortige Planfeststellungsbeschluss kurz vor dem zeitlichen Verfall steht. Nach einer Verlängerung gilt er nur noch bis Februar 2010.

Die Stadt Ravensburg hat bereits erhebliche Finanzmittel für Grundstückskäufe (insgesamt 60 Hektar) entlang der Trasse aufgebracht, auch, um den betroffenen Bauern im Flurbereinigungsverfahren Ausgleichsflächen anbieten zu können. Ferner wurde mit Geld vom Land (vier Millionen Euro aus Pauschalmitteln) die Schussen verlegt. Der Flusslauf war der neuen Trasse im Weg, außerdem entsteht als Ausgleichsmaßnahme für den Eingriff in Natur und Umwelt im neuen Schussenbogen ein Biotop für Vögel und Pflanzen. "Auch wir rechnen - leider - nicht mehr mit einem Baubeginn in diesem Jahr", äußerte sich gestern dazu der Ravensburger Oberbürgemeister Hermann Vogler. Aber vor zwei Monaten habe Staatssekretärin Karin Roth vom Bundesverkehrsministerium in Friedrichshafen erklärt, dass die B 30 Süd als nächstes Fernstraßenprojekt im Süden der Region an der Reihe sei - falls Geld da ist. Vogler: "Die Umgehung Ravensburg-Süd sehen wir nicht als Wahlgeschenk, sondern als längst überfällige Infrastrukturmaßnahme für unseren Wirtschaftsraum. Wir setzen deshalb fest auf einen Baubeginn im nächsten Jahr."

Doch danach sieht es nicht aus. "Wir brauchen auf jeden Fall mehr Geld für neue Straßen", sagt der Ravensburger CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Andreas Schockenhoff auf Anfrage der SZ. Daher will seine Fraktion bei den Haushaltsberatungen im Herbst eine Milliarde Euro mehr Geld für neue Straßen fordern. "Ansonsten geraten wir bei den planfestgestellten Straßen so in Verzug, dass die verkehrliche Infrastruktur darunter leidet." Vorausgesetzt, der Antrag kommt durch, würden davon etwa zwölf Prozent oder 120 Millionen Euro im Land Baden-Württemberg hängen bleiben und davon wiederum ein Fünftel im Regierungsbezirk Tübingen. Sprich: 24 Millionen Euro, und dafür gibt"s gerade mal eine halbe BF30 Süd. "Man muss das schon realistisch darstellen. Es macht keinen Sinn, vor der Wahl überall Spatenstiche zu machen und dann kein Geld für den weiteren Bau zu haben", so Schockenhoff. Wie Köberle geht er davon aus, dass eher 2010 als 2009 mit dem Bau der 5,7 Kilometer langen BF30 Süd begonnen wird.

(Erschienen: 04.06.2008)