Helmut Faden: Sind keine schlechten
Demokraten
MARKDORF
(sz) Straßendebatten wecken Emotionen: Fünf Jahre nach dem
Bürgerentscheid hat der Gemeinderat gestern Abend ähnlich leidenschaftlich
diskutiert. Wieder spaltet sich der Ratstisch in die altbekannten Lager: CDU,
Freie Wähler und der Bürgermeister plädieren für die Straße, SPD-Stadtrat Uwe
Achilles und die Umweltgruppe (mit Ausnahme von Roland Hepting)
dagegen.
Als die Details auf dem
Tisch liegen (die SZ berichtete gestern ausführlich) beginnt die Diskussion
schiedlich-friedlich. Alfons Viellieber (CDU) nennt
die Planung trotz Mehrkosten "gut und sinnvoll". Die Landwirtschaft
heraus hebt Dietmar Bitzenhofer (Freie Wähler), durch
den Bau von zusätzlichen Wegen und Wallen könne sie zufrieden sein.
Politischer wird Hansjörg
Renner (Umweltgruppe). Er sieht sich und seine Fraktion im Kampf gegen die
Straße bestätigt und beklagt, dass die in der Ravensburger Straße wohnenden Markdorfer nicht wirklich entlastet würden und auf Ittendorf, Leimbach und Hepbach
mehr Verkehr zukomme. Der Naturschutz ist für ihn Stückwerk, wegen der Ampel am
Wagner-Knoten ein umweltschonender Verkehrsfluss "schlicht
indiskutabel". Sein Fazit: Die Bürger hätten 2003 anders abgestimmt,
hätten sie dies gewusst.
Da hakt Bürgermeister Bernd
Gerber ein. "Respektieren Sie den Willen der großen Mehrheit der
Bürger." Gegenrede Umweltgruppe aus dem Munde von Helmut Faden: "Wir
sind keine schlechten Demokraten." Die Position der Gegner macht er an
diesen Punkten fest: Die Umweltgruppe rüttle am Bürgerentscheid, weil damals
davon ausgegangen worden sei, dass die Ortsumfahrungen von Bermatingen,
Kluftern und die B 31 neu zeitnah gebaut werden würden. Zweitens: Die Natur
würde weit mehr beeinträchtigt, als von den Planern angegeben. Ein Planer gibt
contra: "Wir versuchen den Problemen etwas entgegenzusetzen und leisten
heute keinen Offenbarungseid."
Auf den Einwand der
Umweltgruppe, dass neben Ittendorf auch Leimbach und Hepbach mehr Verkehr bekämen, entgegnet Gerber: "Das
stimmt nicht. Bleiben Sie bei den Fakten." Maria Wirth (Freie Wähler)
gefällt nicht, "wie die Argumente umgedreht werden." Sie stellt den
Antrag, die Debatte zu beenden. "Merkwürdig", findet das Christiane Oßwald. So ein wichtiges Thema müsse ausführlich diskutiert
werden dürfen.
Die Mehrheitsfraktionen
winken Wirths Antrag durch. Nur den Räten, die sich vorher gemeldet haben,
erteilt der Bürgermeister noch das Wort. Die Leimbacherin
Elvira Liewer (CDU) sagt, warum sie trotz
persönlicher Nachteile für die Straße ist: "Die Prognose der Gegner
stimmt, es wird mehr Verkehr an meinem Haus vorbeifließen, wenn wir jetzt nicht
beginnen." Der Ittendorfer Karl Ainser (CDU) nimmt diesen Gedanken auf: "Irgendwann
muss man anfangen."
Danach schließt der
Bürgermeister die zweistündige Debatte. In der Abstimmung ein vertrautes Bild:
Die Befürworter billigen die Straße.
(Erschienen: 08.05.2008)