MTU verschärft Ton: Jobs gefährdet

 

In der Diskussion um das Logistikzentrum hat die MTU den Ton verschärft: Der technische Geschäftsführer sagte gestern vor der Presse, dass Arbeitsplätze in Gefahr seien, wenn das Lager nicht in Reichweite der Friedrichshafener Werke errichtet werden könne.

FRIEDRICHSHAFEN/SALEM (sz) Wörtlich sagte Gerd-Michael Wolters: "Wir haben die berechtigte Erwartung, dass man uns hilft, wenn man den Standort Friedrichshafen hochhalten will." Ohne ein Logistikzentrum in günstiger Lage sei die Produktion in den beiden Friedrichshafener Werken nicht aufrechtzuerhalten. Der MTU-Geschäftsführer wollte dies nicht als Drohung verstanden wissen, sagte aber deutlich, dass die Region gegenüber dem Unternehmen in der Pflicht stehe. Ein Fünftel der rund 5600 MTU-Beschäftigten wohnt im westlichen Teil des Bodenseekreises. Etwa 160 in Salem selber.

Zehn Tage vor dem Bürgerentscheid schilderte Wolters vor der Presse seine Sicht der Dinge. Er bekannte sich klar zu den Plänen des Unternehmens, das Teilelager für die Serienproduktion in Salem und nicht anderswo zu errichten.

Um für ein Nein gewappnet zu sein, wurden aber mögliche Alternativen näher geprüft. Unternehmensangaben zufolge hat die MTU eine Handvoll andere Standorte in der Hinterhand. Die Rathäuser in Wangen und Stockach bestätigen Gespräche gegenüber unserer Zeitung, MTU äußert sich nicht näher dazu. Nur so viel: "Falls wir uns neu orientieren müssen, werden wir fordern, dass das Thema von Anfang an mit der Bevölkerung diskutiert wird", sagte Wolters, und kritisierte damit indirekt die Vorgehensweise im Salemer Rathaus.

Seit es die Widerstände gibt, seien auch die anderen Gemeinden vorsichtiger geworden, hat der MTU-Geschäftsführer beobachtet. "Das stimmt uns nachdenklich." Seiner Ansicht nach sei die Gesellschaft verpflichtet, die Felder Umwelt und Arbeit in Einklang zu bringen. Nur vom Tourismus könne die Bodenseeregion nicht leben.

Die Gegner argumentieren, ein Industrieriese wie die MTU passe nicht ins beschauliche Salem. Sauer auf stößt ihnen der Lastwagenverkehr. Täglich sind zwischen 120 und 140 Lastwagenfahrten vorgesehen. Das Projekt nicht nach dem Sankt-Floriansprinzip betrachtet, würde der Anlieferverkehr sinken, so die MTU, da sie momentan zehn in Oberschwaben verstreute Lager bewirtschafte. Die sollen zusammengeführt werden.

In keinem Verhältnis zum Flächenverbrauch von rund 10,5 Hektar stünden die rund 100 neu geschaffenen Arbeitsplätze, kritisieren die Gegner. Die MTU hält dagegen: In der Produktion würden weniger Arbeiter gebraucht als in einem Logistikzentrum. Zudem handle es sich entgegen der landläufigen Meinung um qualifizierte Facharbeiter.

Das Für und Wider abwägen müssen am 27. April die Bürger.

 (Erschienen: 18.04.2008)