Stadt und
Wagner streiten um Wiese
MARKDORF
- Die Stadt Markdorf und die Firma Wagner streiten sich: Es geht um eine Wiese,
die die Stadt dem Unternehmen zum Bau der Südumfahrung
abkaufen will. Wagner sperrt sich mit dem Hinweis, dass die Fläche für die
künftige Expansion gebraucht wird. Gute Nachrichten dagegen vom Haslacher Hof:
Der Landwirt hat an die Stadt verkauft.
Gewöhnlich
rennen die Markdorfer Wirtschaftsbosse beim
Bürgermeister offene Türen ein, wenn sie bauen und damit neue Arbeitsplätze
schaffen wollen. Als Thorsten Koch, Geschäftsführer von Wagner, bei Bernd
Gerber vorsprach, soll der weniger euphorisch geklungen haben.
Ursache
für den Streit: Der Bürgermeister will ein Grundstück kaufen, das Wagner nicht
hergeben möchte. Es geht um die südlich des Firmengeländes gelegene, der Firma
Wagner gehörende Wiese. Auf einem 6000 Quadratmeter großen Teil des Grundstücks
soll die Südumfahrung in die bestehende, von Markdorf
nach Kluftern führende Straße münden. Die Bauherren
der Umgehungsstraße wollen dort die T-Kreuzung errichten. "Das gefällt mir
nicht", hält der Wagner-Geschäftsführer dagegen.
Der
Hersteller von Farbsprühgeräten sieht das Grundstück als künftige
Wachstumsfläche und seine Expansionspläne gefährdet, wenn die Stadt die Fläche
wegschnappt und die Straße baut. In der Markdorfer
Zentrale und dem Logistikzentrum arbeiten rund 400 Menschen.
Bis
eine Entscheidung fällt, liegen zudem die Firmenpläne auf Eis, im jetzigen
Eingangsbereich einen fünf Millionen Euro teuren Büroturm zu errichten.
"Wir investieren nicht so eine Summe, wenn wir danach nicht weiter
expandieren können."
Bislang
saßen beide Seiten drei Mal am Verhandlungstisch. Jedes Mal ohne Ergebnis. In
einem der ersten Gespräche sollen die Fetzen geflogen sein. "Es war nicht
nur Liebe in der Luft", lässt der Wagner-Manager durchblicken. "Wir
haben uns nicht immer in den Armen gelegen", kommentiert sein Gegenüber
Bernd Gerber das hitzige Gespräch. Zuletzt habe man sich angenähert, sagt
Gerber über das jüngste Aufeinandertreffen. Vorsichtig optimistisch spricht er
sogar von einem kleinen Durchbruch.
Haslacher
Hof verkauft
Der
Schultes und die Planer der Umgehungsstraße stehen unter enormem Zeitdruck. Für
dieses Frühjahr haben sie die Einreichung der Pläne beim Regierungspräsidium
angekündigt. Vorher müssen Kreistag und Markdorfer
Gemeinderat darüber befinden. Momentan laufen nach Angaben Gerbers die
Grundstücksverhandlungen an den beiden Endpunkten der Südumfahrung.
Mit dem Eigentümer des Haslacher Hofs, an dessen Anwesen die Umgehungsstraße in
die B 33 mündet, wurde eine Einigung erzielt. Der Landwirt willigte ein und
verkaufte den Hof. Jahrelang hatte er sich dagegen gewehrt.
Bis
es auf der anderen Seite der Umgehung soweit ist, wird es dauern. Innerhalb der
nächsten sechs Wochen soll es eine Lösung geben, kündigt der
Wagner-Geschäftsführer an. Sein Gegenüber sagt, wie die aussehen könnte: Die
Stadt will die Straße näher an die Bahnlinie rücken, um von der hohen Zahl von
6000 Quadratmetern runterzukommen. "Wir schauen, dass unser
Vertragspartner zu seinem Recht kommt, aber ganz aneinander vorbei kommen wir
nicht", sagt Bernd Gerber.
Dass
sich Wagner ganz aus Markdorf verabschiedet, kann sich der Bürgermeister nicht
vorstellen. Die Firma werde nicht nach Friedrichshafen zurückgehen, so seine
Einschätzung. Er würde über ein Angebot für eine Verlegung des Standorts gar
nicht erst nachdenken, gibt der Firmenchef zu bedenken: "Ich bin nicht
offen für einen Flirt."
(Erschienen:
15.04.2008)