FRIEDRICHSHAFEN (sz) Der Ortsverband Friedrichshafen von Bündnis 90 /
Die Grünen wendet sich mit einem Brief an Norbert Zeller MdL. Darin befassen
sich die Grünen mit "Entscheidungen, die dazu beitragen sollen, den
verkehrspolitischen Planungsstau im Bodenseekreis rund um Friedrichshafen
aufzulösen".
"Wir Grünen vom
Ortsverband Friedrichshafen möchten an Sie appellieren, bei diesen
Entscheidungen Umweltaspekte in gebührendem Maße zu berücksichtigen. Dafür gibt
es mehrere Gründe: 1. Sie wissen spätestens seit den jüngsten Berichten des
Weltklimarates über den Zusammenhang zwischen der Verbrennung fossiler
Brennstoffe und einem durch Menschen gemachten Klimawandel Bescheid. Hier
besteht laut Weltklimarat dringender Handlungsbedarf, um die schlimmsten Folgen
für die Menschen auch hier in Deutschland abzuwenden. Wer diese gesicherten
wissenschaftlichen Erkenntnisse ignoriert und nicht in konkrete
Klimaschutzmaßnahmen umsetzt, handelt unverantwortlich. In Verkehrsfragen gibt
es Alternativen zum Straßenverkehr und wir möchten Sie eindringlich bitten,
diese Alternativen im Entscheidungsprozess wohlwollend zu prüfen und zu
berücksichtigen. 2. Wer sich von fossilen Energieträgern möglichst unabhängig
macht, handelt auch wirtschaftspolitisch vernünftig. 3. Reduzierung des
Straßenverkehrs verringert die Belastung der Anwohner. 4. Unsere
Kulturlandschaft ist ein kostbares Gut und keine freie Verfügungsmasse",
heißt es in dem Schreiben. Und weiter heißt es: "Wir Grüne verstehen uns
sowohl als Anwälte der Mitbürger zur Abwendung von Lärm- und Feinstaubbelastung
wie auch als Stimme für die Belange der Natur. Daraus resultieren bisweilen
Interessenkonflikte wie beispielsweise bei der Diskussion um den Bau einer
Umfahrung von Fischbach zur Entlastung der dortigen Bürger. Wir sind jedoch
einhellig der Meinung, dass ein vierspuriger Neubau der B 31 eine zu
revidierende Fehlentscheidung ist. Wer eine solche XXL-Lösung
befürwortet, mutet den Häfler Bürgern eine Zunahme
des Schwerlast-Transitverkehrs zu. In Zeiten, in denen andere Städte den
Straßenverkehr mittels Umweltplakette reduzieren, mutet eine solche Denkweise
fast schon anachronistisch an."
Den Bau
einer Hinterlandstraße zwischen Salem und Friedrichshafen aus einer
Aneinanderreihung von Ortsumgehungsstraßen halten die Grünen für verzichtbar. Hier
bestehe eine Bahnanbindung, die ausgebaut werden kann. Offensichtlich schmücke
sich Friedrichshafen mittels Messe und Flughafen gerne mit dem Flair einer
Großstadt. In dieses Bild würde die Investition in eine Bodensee-S-Bahn
trefflich passen. Die Grünen sind nach eigenen Angaben der Überzeugung, dass
die rasche Verwirklichung dieser Idee von verkehrstechnischem, ökologischem und
wirtschaftlichem Nutzen ist. Der Ortsverband führt weiter aus: "Sicher
kann unsere Gesellschaft nicht völlig auf Kraftwagen mit Verbrennungsmotor
verzichten. Wir halten es jedoch für einen Fehler, in heutiger Zeit in
verkehrspolitischen Fragen schwerpunktmäßig auf den Straßenverkehr zu setzen,
allein schon, weil die Ressourcen nicht unerschöpflich sind. Wir brauchen in
Sachen Verkehrsplanung einen Paradigmenwechsel, um den Menschen eine
lebenswerte Zukunft zu sichern."