Bermatingen/Markdorf/Salem

Schulterschluss für Umgehung

 

VON WINFRIED THUM

Drei Umfahrungen, drei Gemeinden und ein einstimmiges Bekenntnis zur Notwendigkeit von Verkehrsentlastung prägten gestern Abend eine Informationsveranstaltung in der Bermatinger Grundschule. Fazit des Abends, an dem MdL Ulrich Müller und Staatsekretär Rudolf Köberle teilnahmen: Nur alle drei Umgehungen gemeinsam bringen die erwünschte Entlastung. Daher tue Einigkeit not.

Bermatingen/Markdorf/Salem - Zahlreich waren Ratsvertreter aus Bermatingen, Salem und Markdorf gekommen, um sich aus erster Hand zu informieren und, so Martin Rupp, den Herren Köberle und Müller für ihr Engagement zu danken. In der ersten Reihe im Foyer der Grundschule vertreten waren auch der Leitende Baudirektor Josef Bild und die Kreiskämmerin Heidi Schwarz in Vertretung des Landrats.

Die komplexe Vorgeschichte der Ortsumfahrungen führte der frühere Verkehrsminister Ulrich Müller vor Augen. Sensationell sei es, dass die Finanzierung stehe, aber die Planungen noch nicht komplett seien. Die Salemer und Bermatinger Umfahrungen als MTU-Straße zu bezeichnen, sei "völliger Unsinn". Sie sei Teil eines Vorhabens, das nur mit allen drei Beteiligten funktioniere. Das Problem bestehe nun einmal im immensen Durchgangsverkehr zwischen dem Nordwesten und dem Südosten des Kreises. 13000 Autos täglich entsprächen dem dreifachen des Landesdurchschnitts. "Als auch noch der Straßenwunsch aus Neufrach kam hatten wir plötzlich drei Baustellen, drei politische Baustellen", sagte Müller. Die "verkappte Hinterlandtrasse", wie von Gegnern vermutet, habe nie eine Rolle gespielt und werde es auch nie tun.

Auf den für die Finanzierung wichtigen 100-Millionen-Topf der Landesregierung verwies Müller ebenso. Diese Mittel seien jedoch nur für Großprojekte gedacht, und so habe er Staatssekretär Köberle als Kenner der Situation am See dafür gewinnen können zwei Vorhaben zusammenzufassen: Bermatingen und Salem. Das gelte als Großprojekt und werde akzeptiert. "Das Geld, die schwierigste Hürde, steht seit 2004 als verbindliche Zusage, nicht aber die Planung", betonte Müller. Das gelte im Kreis für sechs Stellen.

Staatsekretär Rudolf Köberle orientierte sich eher an der Gegenwart. Die mobile Gesellschaft fordere leistungsstarke Verkehrsinfrastruktur. Aber bei Straßen komme es schnell zu Konflikten. Zwar sei ein Termin noch nicht bekannt, aber die Bürgermeister, so Köberle, sollten mit Blick auf ein großes Eröffnungsfest schon mal Rücklagen bilden. Zum Thema MTU sagte Köberle: "Straßen zu bauen wegen eines Unternehmens wäre alles andere als unanständig." Daher sei vordringlich, "alles zu tun was Arbeitsplätze schafft, vor allem in unseren Dörfern".

Die fertige technische Planung für Markdorf steht laut Köberle seit Ende 2007. Die Fauna-Flora-Habitat-Planung zwischen Salem und Markdorf werde vorbereitet. Die Änderung des Landesnaturschutzgesetzes erfordere Ergänzungen. Fertig gestellt werde die Umweltverträglichkeitsstudie. Das Naturschutzgebiet Seefelder Aach spiele dabei eine erschwerende Rolle.

In Bermatingen soll die komplette Planung im Juni 2008 vorgestellt werden. In der kommenden Woche werden die exakten Kosten (von 9,5 bis zehn Millionen) genannt. Bis September 2008 rechnet Köberle mit der haushaltsrechtlichen Genehmigung durch das Innenministerium. Die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens könne in der ersten Hälfte von 2009 erfolgen. Die Dauer benannte Müller mit 1,5 bis zwei Jahre.

In Markdorf soll das Planfeststellungsverfahren in diesem Jahr eingeleitet werden, in Salem 2010. Einen flammenden Appell richtete Salems Bürgermeister Härle an die Versammlung. "Wir sind einen Riesenschritt weiter", legte Härle dar. Es sei zwar mit Widerstand zu rechnen, aber wenn wir weiter Schulter an Schulter gehen, machen wir unseren Weg."

Kommentar "Einigkeit stärkt"

 

Markdorf

Einigkeit stärkt

VON WINFRIED THUM

Es sollte eine Dankesveranstaltung werden. Dank für die Landespolitiker Ulrich Müller und Rudolf Köberle, deren Engagement die beschleunigten Finanzentscheidungen pro Ortsumfahrung zur Folge hatte. Es wurde ein Lehrstück für Demokratie. Es zeigt, wie Geschlossenheit von Gemeinderatsgremien und Verwaltungen helfen, Prozesse zu initiieren und zum Erfolg zu bringen. Zwischen Salem und Markdorf ist dies fast gelungen. Die Termine für die Planfeststellungsverfahren stehen laut Staatsekretär Köberle relativ sicher, und Köberle ist ein Mann, dem man Glauben schenken kann. Welche Rolle spielen die MTU und Salem? Für Markdorf eine erhebliche. Denn die Ortsumfahrungen entfalten ihre Entlastungswirkung nur, wenn alle drei zusammen wirken. Und ein Durchgangsverkehr, der dem Dreifachen des im Lande Üblichen entspricht, ist eine Zumutung für die Menschen, die seit Jahrzehnten an diesen Straßen wohnen.