Markdorf

Grüne fürchten "teuren Zwitter"

VON WINFRIED THUM

Mitglieder der Kreistagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen haben sich angesichts der Haushaltsdiskussion im Kreistag und massiv höherer Kosten für die B33 Umfahrung im Süden von Markdorf gestern beim Stüblehof ein Bild von der Topografie und vom Verlauf der Trasse gemacht. Einigkeit herrschte darüber, dass die Kosten von rund 18 Millionen Euro den künftigen Nutzen nicht rechtfertigen.

Markdorf - Rund 300 Meter ist der Stüblehof der Familie Mock von der geplanten Südumfahrung entfernt. Dort, im heute gefragten Naherholungsgebiet für Spaziergänger, Hundehalter; Radfahrer oder Skater wollten sich Mitglieder der grünen Kreistagsfraktion ein Bild vom Trassenverlauf machen. Unterstützung fanden Petra Selg, Irene Alpes, Martin Hahn, Manfred Faden und Klaus Niedermann beim Bermatinger Verkehrsexperten Bob Jürgensmeyer, der die Auffassung vertritt, es gelte nun den Sand aus den Augen der Bürger zu entfernen, den die Verwaltung ihnen hineingestreut hat. Bei Kerstin und Markus Mock, als unmittelbar betroffene Landwirte fanden sie kompetente Ansprechpartner. Die Bedenken der Kreistagsfraktion brachte Martin Hahn auf den Tisch. 60 Prozent der künftigen Schulden des Landkreises beträfen Straßenbau. Und die Südumfahrung werde heute schon mit 18 Millionen Euro und somit mit sieben Millionen Euro mehr kalkuliert. Zumal verschiedene Streckenabschnitte "nicht leisten werden, was nötig ist."

Wie existenzbedrohend die Strasse für den Aussiedlerhof mit Ferienwohnungen sein könnte, habe noch niemand gefragt, schilderte Markus Mock. Was er jedoch dringend forderte: "eine ordentliche Flurbereinigung." Denn der Hof verteile sich über 13 unterschiedliche Flurstücke. Auf jeden Fall werde die Straße größere Äcker durchschneiden. Bob Jürgensmeyer bescheinigte der derzeitigen Trasse nur geringe Entlastungsfunktion. Der Schwerverkehr würde weiter den kürzeren Weg durch Markdorf nehmen. Als Beispiel nannte Jürgensmeyer Ailingen-Berg. Trotz Umgehung fahren alle durch den Ort.

Unklar sei auch, wie die jetzt als Kreisstraße geplante Umfahrung einmal Bundesstraße werden solle. "Achterbahn fahren kann man in Rust", wandte Manfred Faden ein. Wer A sage, müsse nicht B sagen, wenn er erkenne, dass A falsch sei.

"Das wird keine Bundesstraße und keine Umgehung", wandte Martin Hahn ein. Man produziere eine enorm teure Zwitterlösung, und der Kreis gehe weiter in die Verschuldung. "Ist es das wert?", fragte Hahn. Petra Selg stellte klar: "Das ist es uns nicht wert."

"Die Landschaft hat keine Stimme", betonte Irene Alpes. Und demokratisch würden die Grünen/Bündnis 90 überstimmt. Aber sie hätten einen politischen Auftrag.