Immenstaad

Immenstaad lotet Chancen aus

VON SUSANN GANZERT

In absehbarer Zeit fällt eine auch für Immenstaad sehr wichtige und möglicherweise weit reichende Entscheidung: die Planfeststellung für die Ortsumgehung Friedrichshafen in Richtung Westen. Am Dienstagabend informierte die Immenstaader Gemeindeverwaltung deshalb in einer sehr fundierten und mittels moderner Medien sehr anschaulichen Bürgerversammlung über den aktuellen Stand der Dinge.

 

Immenstaad - Es war nicht die erste und es wird wahrscheinlich auch nicht die letzte Bürgerversammlung zum großen Themenkomplex Straßenbau in der Bodenseeregion gewesen sein, zu der sich der Gemeinderat Immenstaad und die Verwaltung entschlossen hatten. Rund 300 Interessierte kamen am Dienstag in die Linzgauhalle, um sich auf den neusten Stand bringen zu lassen (wir berichteten bereits gestern).

Neu war dabei der Versuch einer Lokalisierung des Leidensdrucks durch die heutige B31, und neu war auch der Fokus auf die Chancen und Vorteile aus einer Verlegung der B31. "Wir wollen die Fakten auf den Tisch legen und informieren, Ihnen aber keine Meinung überstülpen", erklärte Bürgermeister Jürgen Beisswenger einführend. Er teilte sich die große Aufgabe mit Professor Dr. Gerhard Steinebach, der Immenstaad mit seiner Beratungsfirma seit 2002 begleitet. Steinebach lehrt Stadtentwicklung an der Universität Kaiserslautern.

Jürgen Beisswenger widmete sich dem Bundesstraßenbau in Baden-Württemberg und in der Bodenseeregion. Schritt für Schritt tastete er die einzelnen Abschnitte der geplanten Bündelungstrasse zu einer drei- bis vierspurigen Trasse ab, erläuterte den aktuellen Stand, die Kosten, Probleme und die Straßenbau-Prioritätenliste, mit der sich der Landtag ab dem kommenden befassen wird (siehe Infoleiste, rechts). Drei zentrale Aussagen traf Beisswenger am Ende:

Die B31 wird zwischen A5 und A96 eine hoch belastete Ost-West-Verbindung, insbesondere mit steigendem Lkw-Verkehr über 2,5 Tonnen.

Viele warten auf eine Entlastung durch eine Umgehung

Wir dürfen unsere Chance nicht verspielen. Eine Nulllösung kann für diese Gemeinde und die künftigen Generationen keine Lösung sein.

"Der Verkehr der vorbeirollt ist Ihr größtes Problem", brachte es Professor Steinebach auf den Punkt. Alleine der Anstieg der Verkehrszahlen bisher und der prognostizierte Anstieg würden ihm schon genügen, "um für eine Veränderung zu plädieren", weil sie eine Größenordnung darstellen, die zum Handeln auffordern.

Der Stadtentwickler arbeitet mit "Google Earth"-Aufnahmen der Region, flog aus Vogelperspektive über Wälder, Wiesen, Felder und die dort denkbaren Trassen - sehr anschaulich und eindrucksvoll war so unter anderem auch der mögliche Flächenverbrauch zu erkennen. Steinebach zeigte Chancen und Risiken für die Ortsentwicklung auf, die mit einem Straßen-Neubau verbunden wären. So könnte die heutige B31 zurückgebaut werden. Es könnten dort neue Wohnbauflächen entstehen, wo es heute noch viel zu laut ist. Von denkbaren 22000 Fahrzeugen pro Tag würden dann nur noch 6000 prognostizierte mit geringerer Geschwindigkeit am Ort vorbeifahren - der Lärm ginge um sechs bis sieben Dezibel zurück. Solch ein Ergebnis könne man sonst nur mit vier bis sechs Meter hohen Schallschutzwänden erreichen. Mit Grafiken und Bildern verdeutlichte Professor Steinebach die Vorzüge. "Überzeugend", war aus den Reihen der Zuschauer zu hören.

Aus all diesen Fakten, so der Städteplaner, müssten jetzt Konsequenzen gezogen werden. Welche dies seien, liege an der Gemeinde Immenstaad, das nun zügig mit dem Regierungspräsidium verhandeln müsse. Nur so können die Möglichkeiten und Chancen für die Ortentwicklung genutzt werden. "Gehen Sie es jetzt an, unabhängig davon, wann es umgesetzt wird", plädierte Professor Steinebach für engagiertes Handeln und gegen Aussitzen. Letzteres sei für ihn kein Thema, erklärte Bürgermeister Jürgen Beisswenger abschließend, denn dann hätte Immenstaad wirklich die "A-Karte gezogen".