In
absehbarer Zeit fällt eine auch für Immenstaad sehr wichtige und möglicherweise
weit reichende Entscheidung: die Planfeststellung für die Ortsumgehung
Friedrichshafen in Richtung Westen. Am Dienstagabend informierte die
Immenstaader Gemeindeverwaltung deshalb in einer sehr fundierten und mittels
moderner Medien sehr anschaulichen Bürgerversammlung über den aktuellen Stand
der Dinge.
Immenstaad - Es war nicht
die erste und es wird wahrscheinlich auch nicht die letzte Bürgerversammlung
zum großen Themenkomplex Straßenbau in der Bodenseeregion gewesen sein, zu der
sich der Gemeinderat Immenstaad und die Verwaltung entschlossen hatten. Rund
300 Interessierte kamen am Dienstag in die Linzgauhalle, um sich auf den neusten
Stand bringen zu lassen (wir berichteten bereits gestern).
Neu war dabei der Versuch
einer Lokalisierung des Leidensdrucks durch die heutige B31, und neu war auch
der Fokus auf die Chancen und Vorteile aus einer Verlegung der B31. "Wir
wollen die Fakten auf den Tisch legen und informieren, Ihnen aber keine Meinung
überstülpen", erklärte Bürgermeister Jürgen Beisswenger
einführend. Er teilte sich die große Aufgabe mit Professor Dr. Gerhard Steinebach, der Immenstaad mit seiner Beratungsfirma seit
2002 begleitet. Steinebach lehrt Stadtentwicklung an
der Universität Kaiserslautern.
Jürgen Beisswenger
widmete sich dem Bundesstraßenbau in Baden-Württemberg und in der
Bodenseeregion. Schritt für Schritt tastete er die einzelnen Abschnitte der
geplanten Bündelungstrasse zu einer drei- bis vierspurigen Trasse ab,
erläuterte den aktuellen Stand, die Kosten, Probleme und die
Straßenbau-Prioritätenliste, mit der sich der Landtag ab dem kommenden befassen
wird (siehe Infoleiste, rechts). Drei zentrale Aussagen traf Beisswenger am Ende:
Die B31 wird zwischen A5
und A96 eine hoch belastete Ost-West-Verbindung, insbesondere mit steigendem
Lkw-Verkehr über 2,5 Tonnen.
Viele warten auf eine
Entlastung durch eine Umgehung
Wir dürfen unsere Chance
nicht verspielen. Eine Nulllösung kann für diese Gemeinde und die künftigen
Generationen keine Lösung sein.
"Der Verkehr der
vorbeirollt ist Ihr größtes Problem", brachte es Professor Steinebach auf den Punkt. Alleine der Anstieg der
Verkehrszahlen bisher und der prognostizierte Anstieg würden ihm schon genügen,
"um für eine Veränderung zu plädieren", weil sie eine Größenordnung
darstellen, die zum Handeln auffordern.
Der Stadtentwickler
arbeitet mit "Google Earth"-Aufnahmen
der Region, flog aus Vogelperspektive über Wälder, Wiesen, Felder und die dort
denkbaren Trassen - sehr anschaulich und eindrucksvoll war so unter anderem
auch der mögliche Flächenverbrauch zu erkennen. Steinebach
zeigte Chancen und Risiken für die Ortsentwicklung auf, die mit einem
Straßen-Neubau verbunden wären. So könnte die heutige B31 zurückgebaut werden.
Es könnten dort neue Wohnbauflächen entstehen, wo es heute noch viel zu laut
ist. Von denkbaren 22000 Fahrzeugen pro Tag würden dann nur noch 6000
prognostizierte mit geringerer Geschwindigkeit am Ort vorbeifahren - der Lärm
ginge um sechs bis sieben Dezibel zurück. Solch ein Ergebnis könne man sonst
nur mit vier bis sechs Meter hohen Schallschutzwänden erreichen. Mit Grafiken
und Bildern verdeutlichte Professor Steinebach die
Vorzüge. "Überzeugend", war aus den Reihen der Zuschauer zu hören.
Aus all diesen Fakten, so
der Städteplaner, müssten jetzt Konsequenzen gezogen werden. Welche dies seien,
liege an der Gemeinde Immenstaad, das nun zügig mit dem Regierungspräsidium
verhandeln müsse. Nur so können die Möglichkeiten und Chancen für die
Ortentwicklung genutzt werden. "Gehen Sie es jetzt an, unabhängig davon,
wann es umgesetzt wird", plädierte Professor Steinebach
für engagiertes Handeln und gegen Aussitzen. Letzteres sei für ihn kein Thema,
erklärte Bürgermeister Jürgen Beisswenger
abschließend, denn dann hätte Immenstaad wirklich die "A-Karte
gezogen".