Querdenken muss sein!

FRIEDRICHSHAFEN - Was können wir tun? Die Frage, ob und wann die Bundesstraßen 30 und 31 rund um Friedrichshafen ausgebaut werden, beschäftigt seit Jahren Politiker und Bewohner der Region. Dazu ein Standpunkt von SZ-Redakteur Andreas Mühl.

Zurückschauen macht keinen Sinn!

Man muss in Friedrichshafen den Tatsachen ins Auge sehen und von folgendem Sachverhalt ausgehen: Selbst bei optimalem Verlauf wird der Baubeginn für die B 31 von Waggershausen nach Immenstaad erst 2011 erfolgen. Dieser Abschnitt steht bereits im "Vordringlichen Bedarf" des Landes an exponierter Stelle, sogar jetzt vor bereits planfestgestellten Verfahren (dies wird in FN erst Ende des Jahres der Fall sein). Die B 30 von der Messe Richtung Eschach wird frühestens ab 2020 gebaut. Die B 31 ab Immenstaad Richtung Überlingen mit dem Nadelöhr Hagnau sogar noch später, vermutlich frühestens ab 2025. Diese Prognosen gelten, wenn nicht mehr Bundesmittel als bisher geplant in den Ausbau des Bundesstraßennetzes fließen. Sollten sich die Möglichkeiten des Bundes deutlich verbessern, etwa durch eine Autobahn-Vignette für Pkw, könnte die Sache anders aussehen.

Nicht abfinden!

Politik und Bürger sollten sich trotzdem nicht mit dem Status Quo zufriedengeben. Die Idee, mit geballter Kraft im Bundesverkehrsministerium vorstellig zu werden, macht Sinn. Dabei wird es kaum möglich sein, den Baubeginn nach vorne zu ziehen. Aber wenn die Region eine intelligente Idee präsentiert, den Weiterbau zu beschleunigen, und diese Pläne vom Bund akzeptiert würden, wäre das ein toller Erfolg. Etwa so: Die Stadt Friedrichshafen beginnt auf eigene Rechnung mit eigenen Mitteln und Darlehen der heimischen Industrie schon 2009 mit vorbereitenden Arbeiten. Dazu könnten erste Trassierungsarbeiten, Brückenbau oder Anschlussarbeiten im Bereich des Tunnels Waggershausen zählen. Der Bund steigt 2011 nach Plan ein und erstattet die über die Stadt finanzierten Maßnahmen im Zuge der Fertigstellung.

B 30 muss schneller kommen!

Ähnliches könnte man sich bei der B 30 vorstellen. Vielleicht besteht hier die Chance, dass sich das Land einschaltet. Dazu wäre eine Herunterstufung des Abschnittes Messe/RV-Eschach oder von Teilabschnitten zur Landesstraße oder sogar zur Kreisstraße denkbar. Möglicherweise kann hier das Land einige Kilometer des B30-Ausbaus im Sinne einer Wirtschafts- oder Messeförderung übernehmen. Zum Beispiel die Strecke von der Messe bis Hirschlatt mit dem dann möglichen Anschluss über die Umfahrung Kehlen an die alte B 30? Zusammen mit der geplanten Nord-anbindung der Messe wäre das zumindest eine gute Übergangslösung.

Querdenken!

Wem diese Gedankenspiele zu futuristisch sind, der muss sich damit abfinden, dass die nächsten Jahre fast nichts passiert. Allerdings könnte man auch indirekt den Druck verstärken: So hat es die Stadt München jetzt geschafft, ein innerstädtisches Fahrverbot für alle Lastwagen über 3,5 Tonnen, die kein Ziel in München anfahren, zu erlassen. Basis für diese Entscheidung ist der neue Luftreinhalteplan, den die Regierung von Oberbayern aufgestellt hat. Man stelle sich eine solche Regelung für den Lkw-Transitverkehr auf der B 31 vor. Utopie? Vielleicht, aber Querdenken ist bei diesem Thema notwendiger denn je!