Der
Kreisverband der Grünen fordert in einem neu erstellten Verkehrskonzept mehr
Verkehrsplanung anstatt Straßenplanung. Ebenso die Einhaltung der gesetzlichen
Vorgabe: Ausbau vor Neubau sowie eine Verbesserung des ÖPNV zur
Verkehrsreduzierung. Damit soll das Projekt B31 mit allen Randproblemzonen
endlich Entlastung statt weitere Belastung erfahren.
Tettnang - Die bodenseenahe
Verkehrssituation im Allgemeinen, sowie die denkbaren Alternativen zum
aktuellen B-31-Problem im Besonderen sind am Mittwoch Thema einer
Informationsveranstaltung gewesen, zu der der Kreisverband Bündnis 90/Die
Grünen nach Tettnang eingeladen hatte. Obgleich die Thematik unter Kennern wie Betroffenen
längst als "Die unendliche Geschichte" gehandelt wird, ergaben sich
unter den vielen bekannten Pro und Contras doch einige bemerkenswerte Aspekte
und Hintergründe. Professor Joachim Lauffer von der
FH Konstanz zeichnete in seinem Vortrag ein detailliertes Gesamtbild der
jahrzehntelang verfahrenen Planungsverfahren. Das daraus resultierende Resümee
klang aus Sicht aller Betroffenen wenig hoffnungsvoll. Grund: Das
Planfeststellungsverfahren enthält nach Lauffers
Aussage fehlerhaften Fakten. Unter anderem sei die Ermittlung der
Verkehrsmengenprognose grob fehlerhaft. Schwerwiegende Mängel rechnete er vor
allem dem Zahlenwerk der Firma Modus an.
Ein
Planfeststellungsbeschluss böte somit reichliche Ansätze für juristische
Gegeninitiativen. Denkbar wären Klagen beim Verwaltungsgericht. Ein neues
Kapitel der unendlichen Geschichte wäre damit aufgeschlagen.
Unter anderem vermisste Lauffer im Planfeststellungsverfahren künftige
CO2-Entwicklungsdaten. Vor allem der Einfluss der LKW-Entwicklung auf den Gesamtverkehr
fehle darin. Der LKW-Verkehr habe sich in den vergangenen 25 Jahren verdoppelt
- und er werde sich im kommenden Vierteljahrhundert ein weiteres Mal
verdoppeln, so Lauffers Prognose. Darüber hinaus
entstünde enormer volkswirtschaftlicher Schaden durch Fahrbahnverschleiß
aufgrund übermäßig hoher Achslasten. Lauffer warnte
davor, den Einfluss der Brummis herunterzureden. Zwar
investiere die Bahn gegenwärtig wieder vermehrt in Güterumschlagplätze. Das
lasse auf den ersten Blick zwar Hoffnung auf vermehrten Schieneneinsatz beim
Gütertransport aufkommen, doch positive Effekte für den Bodenseeraum wären
mangels gleistechnischer Infrastruktur kaum zu erwarten. Lauffer
sieht den wachsenden Bahngüterverkehr nur als logistische Antwort auf die
zunehmend verstopften Straßen und deren Probleme für den Schwerverkehr. Er
warnte: "Wenn der Verkehr im Bodenseeraum durch Straßenbaumaßnahmen wieder
flüssiger läuft, wird sich der LKW-Verkehr hier dramatisch vermehren."
Lauffer unterstrich damit das Motto des
neuen Grünen-Verkehskonzeptes: "Wer Straßen
baut, wird Verkehr ernten." Der Kreisverband stellte ein Faltblatt mit
eigenen Lösungen zur Verkehrsführung im Bodenseekreis vor. Dabei gilt die
Prämisse: Ausbau vor Neubau - Tunnellösung für Hagnau
- Straßenüberdeckung bei Immenstaad sowie konsequente Dreispurfahrbahn von
Friedrichshafen nach Meersburg. Die Umfahrung Meckenbeuren soll an die B467
angeschlossen werden.