Tettnang

Zukunftsvision mit Brummischlangen

VON PETER MöBIUS

Der Kreisverband der Grünen fordert in einem neu erstellten Verkehrskonzept mehr Verkehrsplanung anstatt Straßenplanung. Ebenso die Einhaltung der gesetzlichen Vorgabe: Ausbau vor Neubau sowie eine Verbesserung des ÖPNV zur Verkehrsreduzierung. Damit soll das Projekt B31 mit allen Randproblemzonen endlich Entlastung statt weitere Belastung erfahren.

 

Tettnang - Die bodenseenahe Verkehrssituation im Allgemeinen, sowie die denkbaren Alternativen zum aktuellen B-31-Problem im Besonderen sind am Mittwoch Thema einer Informationsveranstaltung gewesen, zu der der Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen nach Tettnang eingeladen hatte. Obgleich die Thematik unter Kennern wie Betroffenen längst als "Die unendliche Geschichte" gehandelt wird, ergaben sich unter den vielen bekannten Pro und Contras doch einige bemerkenswerte Aspekte und Hintergründe. Professor Joachim Lauffer von der FH Konstanz zeichnete in seinem Vortrag ein detailliertes Gesamtbild der jahrzehntelang verfahrenen Planungsverfahren. Das daraus resultierende Resümee klang aus Sicht aller Betroffenen wenig hoffnungsvoll. Grund: Das Planfeststellungsverfahren enthält nach Lauffers Aussage fehlerhaften Fakten. Unter anderem sei die Ermittlung der Verkehrsmengenprognose grob fehlerhaft. Schwerwiegende Mängel rechnete er vor allem dem Zahlenwerk der Firma Modus an.

Ein Planfeststellungsbeschluss böte somit reichliche Ansätze für juristische Gegeninitiativen. Denkbar wären Klagen beim Verwaltungsgericht. Ein neues Kapitel der unendlichen Geschichte wäre damit aufgeschlagen.

Unter anderem vermisste Lauffer im Planfeststellungsverfahren künftige CO2-Entwicklungsdaten. Vor allem der Einfluss der LKW-Entwicklung auf den Gesamtverkehr fehle darin. Der LKW-Verkehr habe sich in den vergangenen 25 Jahren verdoppelt - und er werde sich im kommenden Vierteljahrhundert ein weiteres Mal verdoppeln, so Lauffers Prognose. Darüber hinaus entstünde enormer volkswirtschaftlicher Schaden durch Fahrbahnverschleiß aufgrund übermäßig hoher Achslasten. Lauffer warnte davor, den Einfluss der Brummis herunterzureden. Zwar investiere die Bahn gegenwärtig wieder vermehrt in Güterumschlagplätze. Das lasse auf den ersten Blick zwar Hoffnung auf vermehrten Schieneneinsatz beim Gütertransport aufkommen, doch positive Effekte für den Bodenseeraum wären mangels gleistechnischer Infrastruktur kaum zu erwarten. Lauffer sieht den wachsenden Bahngüterverkehr nur als logistische Antwort auf die zunehmend verstopften Straßen und deren Probleme für den Schwerverkehr. Er warnte: "Wenn der Verkehr im Bodenseeraum durch Straßenbaumaßnahmen wieder flüssiger läuft, wird sich der LKW-Verkehr hier dramatisch vermehren."

Lauffer unterstrich damit das Motto des neuen Grünen-Verkehskonzeptes: "Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten." Der Kreisverband stellte ein Faltblatt mit eigenen Lösungen zur Verkehrsführung im Bodenseekreis vor. Dabei gilt die Prämisse: Ausbau vor Neubau - Tunnellösung für Hagnau - Straßenüberdeckung bei Immenstaad sowie konsequente Dreispurfahrbahn von Friedrichshafen nach Meersburg. Die Umfahrung Meckenbeuren soll an die B467 angeschlossen werden.