Friedrichshafen

Abgeordnete gemeinsam für Umgehung

VON WOLFGANG BOLLER

Die drei Landtagsabgeordneten des Bodenseekreises, Ulrich Müller (CDU), Norbert Zeller (SPD) und Hans-Peter Wetzel (FDP) wollen gemeinsam von der Landesregierung wissen, ob sie bereit ist, eine Prioritätenliste für die Straßenbauvorhaben im Land zu erstellen und diese gemeinsam mit dem Bund zu vertreten. Das ist das Ergebnis der Diskussion von "Pro B31" mit den Landtagsabgeordneten.

Friedrichshafen - Das Fehlen dieser Priorisierung wird als Grund dafür angegeben, dass die Finanzierung der Friedrichshafener B-31-Umgehung noch nicht von der Bundesregierung sicher gestellt ist. Doch bisher gibt es diese Prioritätenliste nicht. Auf der internen Hitliste des Regierungspräsidiums steht offenbar der Bau der Ortsumgehung von Herbertingen im Kreis Sigmaringen noch vor der Häfler B31-Umgehung. Das wurmt die Aktivisten des parteiübergreifenden Bündnisses "Pro B31", wie bei der Diskussionsveranstaltung im Jean-Raebel-Haus der MTU am Donnerstagabend deutlich wurde. "Man hat den Eindruck, dass das Thema Priorisierung hin- und hergeschoben wird", sagte Heinz Schaack, Diskussionsleiter und Sprecher von "Pro B31".

Eine Prioritätenliste des Landes soll das ändern. Das gemeinsame Vorgehen der drei Abgeordneten, gemeinsam und zusammen mit weiteren Abgeordneten einen Berichtsantrag an die Landesregierung zu stellen, ist zwar ungewöhnlich. Aber es gibt Vorbehalte. Ulrich Müller (CDU), der das gemeinsame Vorgehen vorgeschlagen hatte, ist sich sicher, dass der Bund das gar nicht wünscht, weil der Bund selber entscheiden wolle. Norbert Zeller (SPD) ist sich wiederum sicher, dass das Land eine Prioritätenliste nicht will. Er erwartet in diesen Tagen die Antwort auf eine entsprechende Anfrage seinerseits. Zudem wirft Zeller Müller vor, dass der einst als Verkehrsminister nicht genug getan habe, um die Planung voranzutreiben.

Müller dagegen sieht das Problem im Widerstand der Gemeinde Immenstaad gegen einen vierspurigen Bau der Umgehung bis zum Grenzhof sowie im Widerstand der Klufterner. Beide sehen durch den Bau der Häfler Umgehung den Bau weiterer Straßen, den Bau anderer Straßen vorherbestimmt: Immenstaad wehrt sich gegen den Weiterbau der B31 nach Westen (Planfall 7.5) nahe des Wohngebiets Ruhbühl. Müller ist der Ansicht, dass dieser Widerstand zwecklos ist, nachdem das Regierungspräsidium bereits die Weiterführung festgelegt hat.

Kluftern will die geplante neue Kreisstraße entlang der Bahnlinie zwischen der Markdorfer Umgehung und dem Spaltensteiner Knoten nicht.

Einig sind sich die drei Abgeordneten allerdings, wenn es um die Einschätzung der Chancen der Bürgerinitiative "Pro Kluftern" geht. Die von ihm mit initiierte nochmalige Prüfung der Alternativen habe keine Änderung gebracht, sagte Zeller. Müller ist der Meinung, weitere Diskussionen brächten nur Verzögerungen. Denn auch der Bund habe sich auf Fachebene dem Land angeschlossen. Er ist sich mit Hans-Peter Wetzel einig, dass wohl nur ein Gerichtsverfahren Klarheit bringen könne. Wetzel sagte den Klufternern ein Gespräch zu, machte ihnen aber keine Hoffnungen.

Die Front der B-31-Befürworter unter den gut 100 Zuhörern war übermächtig groß. Walter Zacke von der Bürgerinitiative "Pro Kluftern" ergriff trotzdem das Wort und sagte, es sei unverständlich, "dass man in Friedrichshafen und beim Kreis so wenig bemüht war, verträgliche Lösungen zu finden". Das sahen nicht alle Zuhörer so. "Wir wären froh, wenn wir so eine Entlastungsstraße wie Kluftern bekommen würden", sagte ein Diskussionsteilnehmer aus Schnetzenhausen.

Ernst Susanek, Geschäftsführer des Zeppelin-Konzerns, mahnte den schnellen Bau der Umgehung an. Sie sei für die Wirtschaft unverzichtbar. "Der Schaden, der entsteht, geht in die Millionen", so Susanek. "Würde eine Firma so arbeiten wie die Verwaltung, wäre sie längst pleite."

Norbert Zeller erinnerte an die Weiterführung der Ravensburger Umgehung, die überaus schnell weiterkommt - wohl auch dank des dortigen CDU-Landtagsabgeordneten und Verkehrs-Staatssekretärs Rudi Köberle. Zeller: "Was in Ravensburg möglich ist, muss auch bei uns machbar sein."

Obwohl noch nicht ins Amt eingeführt, kündigte der künftige Landrat Lothar Wölfle an, sich bei der gen Kreisstraßenplanung, also auch bei der Planung der Klufterner Umgehung, "für den einen oder anderen Kompromiss einzusetzen." Er warnte aber: "Es wäre gelogen, wenn wir sagen würden: Hinterher sind alle zufrieden." Vor weiteren langen Diskussionen warnt auch Hans-Peter Wetzel: "Wenn wir warten, bis wir keine Gegner mehr haben, wird in den nächsten 300 Jahren keine Straße gebaut.

Pro-B-31-Spreche Rolf Schilpp forderte, jetzt endlich Taten zu zeigen. Schilpp: " Wir warten jetzt darauf, dass alle drei Abgeordneten ihre Unterschrift unter die gemeinsame Initiative setzen."