Friedrichshafen

Kluftern findet kein Gehör

VON WOLFGANG BOLLER

Der Gemeinderat hat sich gestern mit großer Mehrheit erneut für den schnellen Bau der B31-Umgehung ausgesprochen, einigen Planänderungen zugestimmt, die Verlängerung des Tunnels bei Waggershausen und einen Kreisverkehr beim Grenzhof gefordert. Die Forderung Klufterns, den Anschlussknoten bei Spaltenstein zu streichen, lehnten die Gemeinderäte ab.

Friedrichshafen - Mittlerweile, so Erster Bürgermeister Dieter Hornung, sei das Personal der Planfeststellungsbehörde aufgestockt, so dass mit einem Planfeststellungsbeschluss Ende 2007 zu rechnen sei. Der gestrige Beschluss war nötig geworden, weil die Pläne nach der ersten Anhörung von Einwendern und einer neuen Verkehrsprognose geändert worden waren: Lärmschutz wurde verbessert, Gräben verlegt, die Grünbrücke im Buchschachwald wird 50 Meter breit.

Während der erneuten Auslegung der Pläne machten erneut 2541 Bürger Einwendungen geltend - mehr als beim ersten Mal. Hornung relativierte das: 1511 gleich lautende Einwendungen seien aus Kluftern gekommen, 361 Sammeleinwendungen aus dem Bereich zwischen Waggershausen, Schnetzenhausen und Riedern, rund 200 sogar aus Ittendorf. Am Ende blieben 644 Einwendungen zur Bearbeitung. "Damit halten sich die Einwendungen in Grenzen", so Hornung. Wolfgang Sigg (SPD), auch Ortschaftsrat in Kluftern, sagte dagegen, wenn sich über 1500 Bürger von 3000 Klufternern gegen die Pläne aussprächen, bedeute das, dass sie sich vom Gemeinderat nicht vertreten fühlten. Die Klufterner wenden sich gegen den Spaltensteiner Knoten, weil sie fürchten, dass sich die umstrittene Kreisstraße 7743 entlang der Bahnlinie bei Kluftern nicht vermeiden lässt, wenn der Knoten erst gebaut ist. Sie seien aber nicht gegen die B31. Er bedauere es, dass Kluftern möglicherweise zum Stolperstein für die B31 werde, aber es könne nicht sein, dass diese Straße, die die Ortsumfahrung Markdorf mit der künftigen B31 verbinden soll, Kluftern zerschneide, so Sigg.

Hornung entgegnete, der Spaltensteiner Knoten präjudiziere diese Straße nicht. Wenn das für nächstes Jahr erwartete Planfeststellungsverfahren für diese Straße eine andere Variante hervorbringen sollte, was er nicht glaubt, beispielsweise die Bauerntrasse oder den Ausbau der Müllstraße, könnte diese bei Schnetzenhausen an die neue B31 angeschlossen werden.

Noch nicht ganz klar ist, wie die Umgehung beim Grenzhof zwischen Fischbach und Immenstaad an die alte B31 angeschlossen wird. Das Regierungspräsidium will eine Ampelkreuzung, weil ein normaler Kreisverkehr die Verkehrsmenge nicht verkrafte. Einen zweispurigen Kreisel mit Bypässen, der die über 30000 Fahrzeuge packen könnte, wollen die Planer vermeiden, weil die Autofahrer daran nicht gewöhnt seien. Erich Habisreuther (FW) erinnerte daran, dass sich die Planer auch gegen den Kreisel im Seewald gestemmt hätten und warf ihnen vor, sie seien "kreisverkehrsscheu". Auch SPD-Fraktionssprecher Roland Frank kann sich nicht vorstellen, dass eine Ampelkreuzung funktioniert.

Das mehrheitliche Ja zu den Änderungen verbanden die großen Fraktionen mit einem erneuten Bekenntnis zur Umgehung. "Wie groß die Belastung für Bürger in Fischbach ist, bekommen die Bürger der Orte, aus denen viele Einwendungen kommen, erst mit, wenn die mal gesperrt ist", sagte Hubert Maier (CDU). Wenn man an den Grundsätzen der Planung rüttle, werfe einen das auf den Stand vor 20 Jahren zurück, so Maier. Das hinderte Monika Blank nicht, die Ablehnung der Planänderungen durch die Grünen mit prinzipiellen Zweifeln am Sinn dieser Straße zu begründen. Für Roland Frank (SPD) ist die B31 ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Gut sei, dass der Tunnel bei Waggershausen verlängert werden solle. Die Mehrkosten, die wohl die Stadt tragen muss, seien gut investiert. Die SPD stimmte mehrheitlich zu. Zustimmung gab es auch von den Freien Wählern, der Fraktionsgemeinschaft und Teilen von Bürger Aktiv.

 

Friedrichshafen

Schräge Argumente

VON WOLFGANG BOLLER

 

Kluftern wird zur Nagelprobe für den Bau der B31-Umgehung - wahrscheinlich eher als betroffene Landwirte, die die Stadt ja gerade zu befrieden versucht. Das scheint immer klarer. Die Klufterner haben offenbar das Geld, um gegen den B31-Planfeststellungsbeschluss zu klagen. Ob sie gute Argumente haben, um die Richter des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim zu überzeugen, ist unklar. Denn um die Straße entlang der Klufterner Bahnstrecke, die sie nicht wollen, geht es in dem Planfeststellungsbeschluss, gegen den sie klagen wollen, gar nicht, sondern nur gegen den darin vorgesehenen Anschlussknoten Spaltenstein. Doch auch Gemeinderat, Dieter Hornung und Straßenplaner können sich nicht sicher sein, dass ihr Argument sticht, der Knoten ziehe nicht automatisch den Bau der umstrittenen Umgehung nach sich. Denn ihre eigenen Untersuchungen favorisieren ja gerade Klufterns Straßenbau-Zankapfel.