Friedrichshafen

 

21.03.2007 00:07

Professor bezweifelt B 31-Zahlen

IMMENSTAAD - Am Montag ist die Offenlegung des Planfeststellungsverfahrens zur B 31 neu (Westumfahrung Friedrichshafen) zu Ende gegangen. Den Bürgern bleiben noch zwei Wochen Zeit, ihre Einwände kundzutun. Professor Joachim Lauffer lieferte den 60 Straßengegnern im Immenstaader Bürgersaal Argumente.

Die Umfahrung von Fischbach sollte bei der öffentlichen Veranstaltung nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden. Allerdings könne sie nicht zu Lasten der gesamten Region gehen, so Klaus Lindemann vom Kreisvorstand von Bündnis 90/Die Grünen und dem BUND Immenstaad. "Zu erreichen ist dies nur, wenn die derzeitige Planung einer vierspurigen Bundesschnellstraße auf zwei Spuren zurückgenommen wird und die Entlastung eines Teils der Bevölkerung nicht zu Lasten anderer Ortschaften erkauft wird", heißt es in seiner Presseerklärung.

Einer der Kritikpunkte an dem großzügigen Ausbau der Straße: Sowohl im Westen (Ortsumgehung Immenstaad) als auch im Osten (Riedlewaldtunnel) endet der Ausbau an engen, zweispurigen Nadelöhren. "Ich habe gesehen, dass die Planungen erhebliche Mängel hat", begann Joachim Lauffer seinen Vortrag, den der Bauingenieur und Professor an der FH Konstanz in ähnlicher Weise vor einiger Zeit in Kluftern gehalten hatte.

Er kritisiert zudem die Ermittlung der prognostizierten Verkehrsmengen des Planungsbüros "Modus" - Lauffer beurteilte diese als "grob fehlerhaft". Die Zahlen seien am 5. Juli 2005 - und somit in der Ferienzeit - erhoben worden und lägen deshalb 21 Prozent über dem Mittelwert. Da alle weiteren Hochrechnungen auf diesen Zahlen beruhen, kämen viel zu hohe Werte heraus. Außerdem seien die Folgen der demografischen Entwicklung falsch dargestellt worden. Zudem sei der so genannte induzierte Verkehr, der erst durch den (Aus-)Bau von Straßen entsteht nicht berücksichtigt worden. "Ich glaube an viele Märchen, bloß nicht an diese Zahlen", sagte Lauffer.

Brummis wollen Maut sparen

Anhand von offiziellen Zahlen konnte er belegen, dass der relative und absolute Anteil des LKW-Aufkommens weiter steigen werde und bei einem besseren Ausbau noch mehr ausländische Brummis die Trasse als "mautfreie Autobahn" nutzen würden. Diese Entwicklung sei an vielen anderen gut ausgebauten Bundesstraßen zu beobachten. Das sei unter anderem wegen der erhöhten Kohlendioxid-Emissionen und der zunehmenden Lärmbelästigung in einer vom Tourismus geprägten Landschaft bedenklich, so Lauffer.

Apropos Schadstoffausstoß: "Eine CO2-Bilanz fehlt in den Planfeststellungsunterlagen", nannte Lauffer einen Punkt, den die Planungsbehörde in seinen Augen nacharbeiten muss. In diesem Zusammenhang wies Klaus Lindemann auf die Feinstaubbelastung hin, die vor allem bei Inversionswetterlagen im Winter extrem sei. Dies sei umso bedenklicher, weil die Trasse in Friedrichshafen unmittelbar an der Ludwig-Dürr-Schule entlang führe.

Nach angeregter Diskussion gab Lauffer den Anwesenden den Tipp, sich mit den Betroffenen aus anderen Gemeinden auszutauschen, um ihre Interessen gemeinsam durchsetzen zu können. Ähnlich sieht es Walter Zacke von "Pro Kluftern", der alle Gemeinden ermunterte, das Gesamtkonzept zu kritisieren. Noch sei es nicht zu spät: "Die Straße ist noch nicht finanziert." Schriftlichen Einwendungen von Trassengegnern können diese bis 2. April beim Regierungspräsidium Tübingen einreichen.